Breitbandausbau in Grünwald:Leere Versprechungen

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Soll das Glasfaserkabel in Grünwald unter die Erde, muss erneut gegraben werden. (Foto: Manfred Neubauer)

Trotz Beteuerungen fehlen im Grünwalder Untergrund Rohre für Glasfaserkabel. Zeppenfeld sieht Versäumnis im Rathaus

Von Claudia Wessel, Grünwald

"Seit mehreren Jahren befasst sich die Verwaltung mit dem Thema Breitbandausbau in der Gemeinde Grünwald", heißt es in der Antwort auf einen Antrag von SPD-Gemeinderat Achim Zeppenfeld, in dem dieser sich nach den Leerrohren erkundigt hatte, in die man später nach Bedarf Glasfaserkabel verlegen könnte. Zeppenfeld wollte wissen, wie viele davon die Gemeinde inzwischen verlegt habe, da der Gemeinderat doch am 25. April 2014 beschlossen hat, dass die Gemeinde ein modernes Glasfasernetz erhalten soll.

Man habe im Zuge des Baus des Fernwärmenetzes für die Geothermie seit 2011 daran gedacht, zugleich Leerrohre für Glasfaser zu schaffen, so die Antwort, die Zeppenfeld in der jüngsten Gemeinderatssitzung erhielt. Die Gemeinde wollte, so die schriftliche Antwort, "den Einbau eines Leerrohres für den nachträglichen Einbau eines Glasfasernetzes nicht versäumen, so wird es seit dieser Zeit baulich parallel mit dem Fernwärmeleitungsbau auch bis heute umgesetzt". Es gebe somit "nahezu in allen Straßenabschnitten der Gemeinde Grünwald ein Leerrohr", behauptet die Verwaltung in ihrer Stellungnahme.

Das stimmt jedoch nicht, wie Zeppenfeld herausgefunden hat. Er habe sich in einem persönlichen Gespräch mit dem Geschäftsführer der Erdwärme Grünwald, Andreas Lederle, nach dem Stand erkundigt. Dabei habe er erfahren, dass es Leerrohre für Glasfaserkabel nur bei Hausanschlüssen gibt und zwar von der Straße bis zum Haus, nicht aber in den Straßen. Leerrohre, die beim Fernwärmeleitungsbau mit verlegt wurden, gibt es zwar. Diese seien aber, so die Auskunft Lederles an Zeppenfeld, nicht für Glasfaser gedacht, sondern "für spätere Anwendungen der Erwärme, etwa Steuerleitungen". Sie seien auch, so Zeppenfeld, gar nicht für Glasfaser geeignet. Denn zum einen seien sie zu groß, zum anderen seien sie in vielen Ecken und Biegungen verlegt, so dass man dort nie ein Glasfaserkabel hinein bekäme.

Möchte man also in naher Zukunft ein flächendeckendes Glasfasernetz für schnelles Internet in Grünwald aufbauen, müssten erneut Rohre verlegt werden und somit kämen erneut Bauarbeiten auf die Bürger zu, wenn auch nur auf den Gehwegen. Wie wichtig Glasfaser inzwischen genommen wird, zeigt Zeppenfeld zum einen das bereits bestehende DigiNetz-Gesetz, das Kommunen verpflichtet, bei Tiefbaumaßnahmen Leerrohre für Glasfaser mit zu verlegen. Dieses Gesetz wurde in Grünwald somit nicht beachtet. Zum anderen weist Zeppenfeld darauf hin, dass es in den Koalitionsvereinbarungen heißt: "Wir gestalten den Weg in die Gigabit-Gesellschaft mit höchster Priorität. Deshalb wollen wir den flächendeckenden Ausbau mit Gigabit-Netzen bis 2025 erreichen."

Bauarbeiten werden somit wohl wieder auf Grünwald zukommen. Was Zeppenfeld aber vor allem auch ärgert, ist die falsche Auskunft, die er von der Verwaltung bekommen hat.

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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