Aying:Schatzkammer Sixthof

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Eine Sonderausstellung im Heimatmuseum illustriert anhand einer Reihe von Jubiläen die Historie der Gemeinde. Das älteste Exponat ist 3400 Jahre alt.

Von Michael Morosow, Aying

Allein der alte Sixthof in Aying ist einen Besuch wert. 1583 erbaut und damit eines der ältesten denkmalgeschützten Bauernhäuser im Landkreis München, beherbergt er seit 1978 das Heimatmuseum der Gemeinde. Ein passenderes Ambiente für eine historische Ausstellung fände sich weit und breit nicht, zumal das bauliche Zeugnis alten bäuerlichen Kulturgutes nach seiner Renovierung in neuem Glanz erstrahlt. Von Samstag, 24. September, an wird in den reizvollen Gemäuern des Sixthofes die Geschichte des Ortes lebendig gemacht.

Die Ausstellung mit dem Titel: "Eine Gemeinde - vier Jubiläen", die bis Sonntag, 23. Oktober, zu sehen sein wird, ist ein Gesamtwerk der Brauerei Aying, der Familie Inselkammer und der Gemeinde, die in diesem Jahr 1225 Jahre alt wird. Allein dieses Jubiläum würde genügend Stoff für eine Ausstellung hergeben, doch es gilt, drei weitere Jubiläen zu berücksichtigen: Die Filialkirche in Peiß wird 650 Jahre alt, die Gründung der Schutzgemeinschaft Hofoldinger Forst liegt 50 Jahre zurück, und das Bierdorf Aying will auch "500 Jahre Reinheitsgebot" entsprechend würdigen.

Den schiefen Opferstock musste der Schreiner zurechtrücken

Die Fülle hochinteressanter Exponate, die Franziska Ahlborn, Archivarin der Gemeinde, und Laura Inselkammer, die Ehefrau von Bräu Franz Inselkammer junior, zu allen vier Thematiken zusammengetragen haben, kann sich sehen lassen. Die Anstrengungen, die beide dafür zu leisten hatten, aber auch. So war die Archivarin seit Jahresbeginn überwiegend damit beschäftigt, viele private Besitzer historischer Zeugnisse davon zu überzeugen, dass ihre Exponate in der Ausstellung auf keinem Fall fehlen dürfen. Messbuch, Kreuz und alte Kirchenbänke hat ihr der Mesner der Peißer Jubiläumskirche leihweise überlassen. Ebenso die ältesten Figuren der Kirche, die Heiligen Margaretha und Sebastian darstellend.

Selbst der uralte Opferstock wird zu sehen sein, auch wenn die Platzierung des eisernen Klingelbeutels angesichts dessen schiefen Standes nicht einfach war. Wie bei vielen anderen Problemen der Darstellung fand auch hierzu Schreiner Manfred Renk eine Lösung, glich den Schiefstand mit einem passenden Holzsockel aus. "Für jedes Problem hatte er eine praktische Lösung parat", sagt Ahlborn. Dem Ertl "Giagl" aus Kleinhelfendorf luchste sie ein 3400 Jahre altes Bronzeschwert ab, das dieser 1998 auf einem Feld entdeckt hatte. Das Schwert mit gebogener Klingenspitze lag auf der Urne eines Kriegers, dessen Grab der Glückliche fand. Gewandnadeln, Armreifen und Rundleistenbeil, gefunden 1919 unter einem Hügel vor Egmating, hat die Archäologische Staatssammlung der Gemeinde leihweise überlassen.

Reichhaltige Fotosammlung

Auch die alten Zunftschilder, die bis 1970 die Ayinger Maibäume zierten, wurden für die Ausstellung vom Staub befreit, wobei es lange gedauert hat, bis man sie wiederentdeckt hat. Laura Inselkammer hatte dabei den richtigen Riecher, fand die Zunftschilder in einem Eck des alten Brauereigebäudes. Gleich daneben hat Schreiner Renk die Fahne von Bayerns ältestem Versehrten- und Kriegerverein in luftiger Höhe zwischen zwei Stützbalken eingehängt, ohne Nagel und Schrauben, versteht sich. Denn die einzige Vorgabe, die Angela Inselkammer, Frau des alten Bräu, den Organisatoren machte, war: "Keine Schrauben in die alten Balken des Sixthofes."

Archivarin Franziska Ahlborn (hier mit Bürgermeister Hans Eichler) und Laura Inselkammer haben die Jubiläumsausstellung konzipiert. (Foto: Claus Schunk)

Der Rundgang durch die vielfältige Geschichte des Ortes ist gepflastert mit historischen Fotografien, die Landschaft, Häuser und Menschen zu Beginn des 20. Jahrhunderts zeigen. Sie stammen aus der reichhaltigen Fotosammlung des ehemaligen Bürgermeisters Bernhard Katzmair.

Film über die Schutzgemeinschaft Hofoldinger Forst

Am meisten Mühe kostete Franziska Ahlborn und Laura Inselkammer die Aufbereitung des Ausstellungsteils "50 Jahre Schutzgemeinschaft Hofoldinger Forst." Die Exponate geben eindrucksvoll die Emotionen wieder, die damals in und um Aying hochkochten, als die Bayerische Staatsregierung als Standort für den neuen Münchner Großflughafen ihre Heimat wählten. Alte Unterschriftenlisten, Flugblätter, Presseartikel und Fotos von Protestkundgebungen wurden zusammengetragen. Ein Bild zeigt einen Ayinger, wie er am Rande einer Großdemonstration am Münchner Platzl steht, ein Gewehr schulternd.

Und dann können die Besucher auch noch einen 1969 gedrehten Film über das Wirken der Schutzgemeinschaft sowie über Wut und Ängste der Bevölkerung sehen. Der Acht-Millimeter-Streifen musste dafür digitalisiert werden, die Kosten hierfür leistete sich die Gemeinde.

Für den Ausstellungsteil "Reinheitsgebot" konnten Ahlborn und Inselkammer aus dem Vollen schöpfen. Zwei Vitrinen und die Wände voll mit alten Krügen und historischen Brauereimaterialien- und Geräten wie alte Hefekannen und Biermarken findet der Besucher vor.

Die Ausstellung ist mittwochs von 17 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet drei Euro.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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