Aying:Nichts dran

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Dass inzwischen 56 Asylsuchende in der Gemeinde leben, nimmt in der Ayinger Bürgerversammlung breiten Raum ein. Anlass zu Aufgeregtheit gibt es nur einmal, als eine Besucherin ein Gerücht anspricht, das sich wie in den meisten Fällen als haltlos erweist

Von Michael Morosow, Aying

Beim Thema Asylbewerber kochen oftmals die Emotionen hoch, zumal in kommunalen Veranstaltungen, bei denen Bürgerinnen und Bürgern das Saalmikrofon gereicht wird und sie dann über ihre Verunsicherungen, Ängste und Vorbehalte angesichts einer Flüchtlingsunterkunft in ihrem Ort sprechen dürfen. Auch bei der Bürgerversammlung der Gemeinde Aying am Mittwoch wurde dem Thema breiter Raum eingeräumt, zumal seit Herbst 2015 in einer Containerunterkunft am Bahnhof 50 Asylsuchende untergebracht sind und die Gemeinde bis Ende des Jahres insgesamt 134 Flüchtlinge beherbergen wird. Doch mit einer Ausnahme keine Spur von Aufregung im mit 140 Besuchern vollbesetzten Sixthof.

Dass sich die Gemeinde mit den Menschen aus fernen Ländern schon längst arrangiert und sie in ihre Mitte genommen hat, zeigte sich besonders eindrucksvoll nach der einzigen mündlichen Anfrage dazu. In teils scharfen Worten wiesen der stellvertretende Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) und der Leiter der Polizeiinspektion 28, Armin Ganserer, eine Bürgerin zurecht, die Auskunft zu dem Gerücht haben wollte, wonach die Flüchtlingsunterkunft wöchentlich von einer Putzkolonne statt von den Asylbewerbern selbst gereinigt werde. "Und an Gerüchten ist doch immer was dran", sagte die Frau.

Stellvertretender Landrat Ernst Weidenbusch und Polizeichef Armin Ganserer (von links mit Bürgermeister Hans Eichler) machten ihren Ärger deutlich. (Foto: Claus Schunk)

Daraufhin eilte Ernst Weidenbusch ans Rednerpult und holte zu einer geharnischten Replik aus, wie er es schon mehrmals in anderen Gemeinden getan hatte. "Nein, bei fast keinem einzigen Gerücht ist etwas dran. Die von Zwietracht leben, denen treten wir mittlerweile heftig entgegen", sagte der stellvertretende Landrat. Weidenbusch berichtete von mehreren Notsitzungen, zu denen er sich frühmorgens um acht Uhr mit Landrat Christoph Göbel getroffen habe, um auf kursierende Gerüchte über angebliche Vorfälle mit Flüchtlingen zu reagieren. "Und jedes Mal stellte sich heraus, dass an dem Gerücht überhaupt nichts stimmt." Es gebe keine Übergriffe durch Flüchtlinge im Landkreis, sagte Weidenbusch.

Als die Frau dennoch von Übergriffen in S-Bahnen sprach und sagte, man solle der Bevölkerung nicht weismachen, "dass alles Friede, Freude, Eierkuchen ist", ergriff Polizeichef Armin Ganserer das Wort und versicherte, dass im Zuständigkeitsbereich der PI 28 seit Oktober keine einzige Straftat von Asylsuchenden verübt worden sei.

"Es wird nichts geschönt", sagte Ganserer und erntete Beifall vom Großteil der Besucher. Und schließlich meldete sich noch eine Mitarbeiterin des Ayinger Asylhelferkreises zu Wort, "um die Putzfrage zu beantworten". Die Flüchtlinge putzten ihre Unterkünfte selbst, sagte sie.

Zuvor hatte Ayings parteifreier Bürgermeister Johann Eichler die aktuelle Flüchtlingssituation in der Gemeinde erläutert. "Asylsuchende kommen nicht nach Deutschland, nicht nach Bayern, nicht in den Landkreis. Sie kommen in die Gemeinden, man trifft sie auf den Straßen und Plätzen." Fünf Asylsuchende lebten derzeit in Wohnungen, 51 in der Container-Anlage - samt Nachwuchs. Sieben Buben und Mädchen gingen in den Kindergarten, vier weitere besuchten die Grundschule, drei die Übergangsklassen mit dem Ziel Realschule, und zwei gingen in die Berufsschule. Unmittelbar neben dem Container-Standort entstehe derzeit ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohneinheiten, das voraussichtlich im August von Asylsuchenden bezogen werden könne. Wenn das Haus dereinst nicht mehr als Wohnraum für Asylbewerber benötigt werde, könnte die Gemeinde darin Wohnraum etwa für Mitarbeiter der gemeindlichen sozialen Einrichtungen oder für schwächer gestellte Menschen schaffen. Weitere Einrichtungen seien geplant in den Ortsteilen Großhelfendorf und Dürrnhaar, wo am Donnerstag, 21. April, im Schützenheim eine Ortsteilbürgerversammlung stattfindet. Beginn ist um 19 Uhr.

Mit großem Lob bedachte der Bürgermeister die Mitglieder des Vereins "Dorfleben und Soziales in der Gemeinde Aying", die die Organisation des Helferkreises übernommen haben. 80 Ehrenamtliche seien "rund um die Asylbewerber" tätig. Und dass in der Container-Anlage am Bahnhof statt ursprünglich 50 jetzt 51 Menschen leben, erklärte Johann Eichler mit den Worten: "Es gibt auch die ersten Babys."

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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