Aschheim:Stammzellen aus Amerika

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Mehr als 4300 Freiwillige beteiligten sich an der Typisierungsaktion der Deutschen Knochenmarkspenderdatei DKMS in Aschheim Ende Juli. (Foto: Robert Haas)

Eine Spenderin für Rinah aus Aschheim ist gefunden. Nun folgen schwierige Wochen mit Untersuchungen. Eine erste Operation steht bereits am Donnerstag an. Familie und Freunde der zwölfjährigen Schülerin hoffen

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Gute Nachrichten aus Aschheim: Für die zwölf Jahre alte Rinah, die an einer seltenen Form von Blutkrebs erkrankt ist, wurde eine Stammzellenspenderin gefunden. "Ich bin gleich in Tränen ausgebrochen, als ich es gehört habe", erzählt Rinahs Patin Martina Henselmann, die die Helfergruppe "Help4Rinah" mit ins Leben gerufen hat. "Das war für alle eine Riesenerlösung." Dennoch bremst Henselmann die Euphorie ein: "Das ist ein riesengroßer erster Schritt - aber es heißt noch nicht, dass Rinah jetzt gesund ist." Bevor die Schülerin aus Aschheim die möglicherweise lebensrettende Stammzelltransplantation bekommt, stehen ihr anstrengende Wochen bevor. Um sie auf die Transplantation vorzubereiten, muss Rinah mehrere medizinische Untersuchungen und Operationen über sich ergehen lassen.

Trotzdem ist die Aussicht darauf, Rinahs Krankheit mithilfe der Knochenmarkspende besiegen zu können, natürlich für viele ein großer Grund zur Freude. "Die Gemeinde freut sich sehr über diese Entwicklung", sagt Aschheims Geschäftsleiter Christian Schürer. Die Kommune hatte sich solidarisch mit der erkrankten Schülerin gezeigt und Rinah bei der Suche nach einem passenden Spender unterstützt.

Die Zwölfjährige leidet unter Myelodysplasie, einer seltenen Art von Blutkrebs. Ihr Körper kann, vereinfacht gesagt, keine funktionstüchtigen Blutzellen ausbilden, weshalb Patienten wie sie ohne Spender auf Blutkonserven angewiesen sind. Bei einer groß angelegten Typisierungsaktion Ende Juli waren mehr als 4300 Freiwillige aus Aschheim und der Umgebung gekommen, um sich in die Deutsche Knochenmarkspenderdatei DKMS eintragen zu lassen.

Die Schirmherrschaft für die Aktion hatten Aschheims Bürgermeister Thomas Glashauser und der Schauspieler Götz Otto übernommen. "Die Aktion war für uns aus der Familie und vom Helferteam einer der berührendsten Tage", erinnert sich Henselmann. Der ganze Ort habe sich engagiert, jeder sei sofort bereit gewesen, mit anzupacken. "Die Hilfsbereitschaft der Aschheimer, die uns auch schon vorher entgegengeschlagen ist - das war ein unglaubliches Gefühl." Auch über die Landkreisgrenze hinaus erfuhr Rinah viel Unterstützung, Prominente wie Schauspieler Alexander Held und Fußballer Jérôme Boateng unterstützten die Suche nach einem Spender, viele sprachen Rinah in sozialen Netzwerken Mut zu. Nun hoffen alle, dass die Stammzellentransplantation Rinah helfen wird.

Die Klinik, in der das Mädchen behandelt wird, benachrichtigte Rinahs Eltern, dass ihre weltweite Suche Erfolg gehabt hat. Die potenzielle Spenderin lebt in den USA, mehr wissen die Angehörigen nicht. Ihre Probe aber stimmt, und das sei eine kleine Sensation, in allen zehn untersuchten Gewebemerkmalen mit denen von Rinah überein, sagt Henselmann. Die Gewebemerkmale, auch Humane Leukozyten-Antigene (HLA) genannt, bezeichnen die Strukturen auf den Oberflächen der Körperzellen, anhand welcher das Immunsystem zwischen eigenem und fremdem Gewebe unterscheiden kann. Je größer die Übereinstimmung zwischen zwei Menschen, desto höher ist die Chance, dass eine Transplantation gelingt und der Körper des Empfangenden die Stammzellen des Spenders nicht abstößt. Der DKMS zufolge kommen die einzelnen HLA-Merkmale in Hunderten Ausprägungen vor, es gibt also mehrere 10 000 mögliche Kombinationen.

Die Stammzellenspende soll Rinah voraussichtlich Anfang Oktober bekommen. Dann muss sie sich eine Woche lang einer Chemotherapie unterziehen, um ihren Körper von den funktionsuntüchtigen Blutzellen zu reinigen, bevor sie die neuen Stammzellen erhält. Etwa zehn Tage wird es dann dauern, bis klar ist, ob Rinahs Körper die Spenderzellen annimmt. Als Vorbereitung auf die Transplantation wird sie jetzt noch einmal gründlich untersucht, bereits am Donnerstag steht eine Operation an. Auch die Spenderin wird medizinischen Tests unterzogen. Nur wenn sie gesund ist, können Stammzellen entnommen werden. "Es ist immer noch eine Zitterpartie", fasst Henselmann zusammen. Sie und die übrigen Helfer wollen weiter für Rinah und ihre Familie da sein. Die junge Patientin selbst sei von Anfang an zuversichtlich gewesen, erzählt die Patin. Die Zwölfjährige belaste am meisten der Gedanke, ihre Haare zu verlieren.

Die gemeinnützige DKMS vermittelt seit 1991 Stammzellenspender für Blutkrebspatienten. Weltweit sind mehr als 5,5 Millionen Spender registriert. Weitere Informationen unter www.dkms.de

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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