Aschheim:Sorge um das Aushängeschild Laurèl

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Chic ist nicht genug: Die Modefirma Laurèl ist pleite. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Modeunternehmen steht vor der Insolvenz. Was aus den knapp 100 Beschäftigten im Dornacher Gewerbegebiet wird, ist unklar. Für die Gemeinde wäre der Verlust des Unternehmens ein herber Rückschlag.

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Das Licht brennt noch in der Firmenzentrale von Laurèl in Aschheim. Die Meldung vom Vortag hat am Dienstagvormittag zumindest keine sichtbaren Spuren hinterlassen im obersten Stockwerk des gläsernen Rundbaus im Dornacher Gewerbegebiet. Am Montag hatte das Modeunternehmen bekanntgegeben, dass es überschuldet ist und einen Insolvenzantrag stellen wird. Die Mitarbeiter wurden in einer Betriebsversammlung informiert. Wie es für sie weitergeht, wird sich in den kommenden Wochen erst zeigen. Mit Entlassungen oder gar einem Kahlschlag sei aber erst einmal nicht zu rechnen, erklärte ein Unternehmenssprecher.

Dass Laurèl schon seit einiger Zeit ums Überleben kämpft, ist auch im Aschheimer Rathaus bekannt. Das Modelabel, das sich mit feminin-schicker Business- und Glamourmode einen Namen gemacht hat, tat sich wie andere deutsche Modemarken in den vergangenen Jahren schwer, auf dem Markt Gewinne zu erzielen. Zuletzt versuchte man, mit Hilfe eines Investors aus den roten Zahlen zu kommen. Die chinesische Shenzhen Oriental Fashion Asset Management Co. hatte im September angekündigt, Laurèl übernehmen wollen. Man wurde aber nicht handelseinig, da die Anleihengläubiger nicht auf die Bedingungen des chinesischen Investors eingehen und Verluste hinnehmen wollten. Nun hat dieser sein Angebot kurzerhand zurückgezogen. Der chinesische Investor stehe "für ein Investment außerhalb der Insolvenz nicht mehr zur Verfügung", teilte Laurèl am Montag mit.

Mit dem abgesprungenen Investor ist man wieder in Verhandlungen

Die Modemarke erlebt damit dasselbe Schicksal wie bereits ihr Mutterhaus Escada. Das einstige deutsche Vorzeige-Label, ebenfalls mit Hauptsitz in Dornach ansässig, musste 2009 den Weg in die Insolvenz antreten. Inzwischen befindet sich die Marke im Besitz der indischen Geschäftsfrau Megha Mittal, die das Unternehmen neu ausrichten lässt; während der Sanierung sind zahlreiche Arbeitsplätze gestrichen worden, auch in der Escada-Verwaltung in Dornach.

Bei Laurèl stünden nach derzeitigem Erkenntnisstand keine Entlassungen im Raum, erklärt Frank Ostermair, der für die Kapitalmarktkommunikation des Unternehmens zuständig ist. Unmittelbare Konsequenzen hätten die Mitarbeiter in Dornach durch den Insolvenzantrag damit nicht zu befürchten. Vielmehr werde man versuchen, den normalen Betrieb aufrecht zu erhalten. Immerhin befinde sich Laurèl schon seit dem vergangenen Jahr in einem Prozess des Umbaus, erklärte Ostermair: "Man wird weiter nach Wegen für die Restrukturierung suchen, aber jetzt eben im Rahmen eines Insolvenzverfahrens."

Wie es mit Laurèl weitergeht, wenn das Insolvenzverfahren einmal läuft, wird auch von den chinesischen Investoren abhängen. Mit diesen bleibe man im Gespräch, so Ostermair. Shenzhen Oriental hat im vergangenen Jahr bereits die Markenrechte von Laurèl für den chinesischen Markt erworben. 8,6 Millionen Euro sei das dem Investor wert gewesen, erklärt Ostermair. Der Unternehmenssprecher sieht in dieser Tatsache auch den Beweis dafür, dass es dem chinesischen Geldgeber ernst ist mit seinen Bemühungen um das Unternehmen. Es sei beiden Seiten ein ernsthaftes Anliegen, dass man einen Weg finde.

In der Zentrale in Dornach soll von der Insolvenz zunächst wenig zu spüren sein. (Foto: Claus Schunk)

Laurèl ist für den Bürgermeister nicht nur ein Gewerbesteuerzahler

Darauf hofft auch Aschheims Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU). "Für den Gewerbestandort ist es immer negativ, wenn es einer Firma schlecht geht", sagt Glashauser. Er sei aber zuversichtlich, dass man eine Lösung finden werde. 177 Mitarbeiter beschäftigt die Laurèl GmbH aktuell, 92 davon in der Dornacher Zentrale. Allerdings, gibt Glashauser zu bedenken, sei der Arbeitnehmerkreis bei einer Spezialbranche wie der Mode recht groß; nicht alle Beschäftigten dürften direkt aus Aschheim stammen.

Dennoch ist Laurèl für den Bürgermeister nicht nur ein Gewerbesteuerzahler, sondern gewissermaßen auch ein Imageträger - schließlich bemüht sich Glashauser gerade explizit, das Gewerbegebiet Dornach aufzuwerten und für Firmen von außerhalb attraktiv zu machen. Für den Standort "Expo Gate Munich-Dornach" wäre der Niedergang eines großen Namens wie Laurèl freilich ein herber Verlust.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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