Aschheim:"Diese Menschen brauchen mehr als ein Dach über dem Kopf"

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Die Kostenexplosion der Anschlussstelle an der A 99 war auch ein Thema der Bürgerversammlung. (Foto: Florian Peljak)

Bei der Aschheimer Bürgerversammlung dominieren Themen wie Wachstum, Wohnungsbau, Verkehr und die Flüchtlingsunterbringung

Von Markus Hensel, Aschheim

Pünktlich zum einjährigen Amtsjubiläum von Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU) präsentiert sich Aschheim öffentlichkeitswirksam im neuen Gewand. Der Internetauftritt der Gemeinde wurde aufgehübscht und soll in den nächsten Tagen online gehen. Auf der Bürgerversammlung stellte der Rathauschef schon jetzt den neuen, 32 Seiten langen Jahresrückblick der Gemeinde vor. Beim Layout setzt man auf klare Linien, die Kommune präsentiert sich modern und traditionsbewusst zugleich. Aschheim will zur Marke werden unter dem Titel: "Leben, Tradition, Entwicklung". Der Markenkern hingegen ist altbekannt: "Aschheim soll ein Dorf bleiben". Das schließe unkontrolliertes Wachstum aus. Deshalb beschlossen die Gemeinderäte schon 2014 eine Zuwachsgrenze - bei 138 Neubürgern pro Jahr ist Schluss. Bezahlbarer Wohnraum ist in Aschheim ohnehin schon jetzt ein Problem. "Jede Woche kommen in der Bürgersprechstunde Menschen zu mir, die sich hier ein Haus oder eine Wohnung nicht leisten können", sagte Glashauser. Die Gemeinde wächst vor allem an den Rändern. Einen Teil des neuen Wohnraums vergibt die Gemeinde zu relativ günstigen Preisen im Einheimischen-Wohnprogramm. Bewerben können sich langjährige Bürger Aschheims, die sich die hohen Preise auf dem normalen Immobilienmarkt nicht leisten können. Doch das reiche nicht aus, sagte Bürgermeister Glashauser und fügte selbstkritisch hinzu: "Auch die neuen Wohnungen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein." Trotzdem versucht die Gemeinde weiter den Spagat: Eine Bauoffensive im großen Stil soll es nicht geben.

Als Straßendorf hat die Kommune mit Rasern zu kämpfen. Die Gemeinde stellt deshalb in unregelmäßigen Abständen mobile Blitzer auf. Innerhalb von 50 Messstunden wurden in den vergangenen Monaten mehr als 500 Temposünder erwischt, der schnellste war mit 136 Kilometern pro Stunde in einer Tempo-70-Zone unterwegs. Es gehe nicht darum, sich als Gemeinde an den Rasern zu bereichern, sondern um die Sicherheit der Aschheimer, betonte Glashauser. Deshalb werden Zeitpunkt und Ort der Messungen auch vorab im Gemeindeblatt veröffentlicht. Auch viele der anwesenden Bürger waren unzufrieden mit der Verkehrssituation vor ihrer Haustüre und stellten Anträge, die Lage zur verbessern, die der Bürgermeister sammelte.

Das Thema Verkehr sprach Landrat Christoph Göbel (CSU) in seiner Rede nur kurz an. Die Kostenexplosion für die Autobahnanschlussstelle Aschheim/Ismaning ruft gerade heftige Diskussionen hervor, bei der Aschheimer Bürgerversammlung blieb sie nur eine Randnotiz. "Wir schauen uns die Mehrkosten sehr genau an, besonders den Anteil, den der Kreis zahlen muss", versprach Göbel. Die Rede des Landrats dominierte jedoch ein anderes Thema: Auch in diesem Jahr müssen knapp 3500 Flüchtlinge im Landkreis München untergebracht werden, 86 von ihnen kommen nach Aschheim. Bisher wohnen bereits knapp 30 Asylbewerber in der Gemeinde. Im Dornacher Gewerbegebiet entsteht jetzt eine neue Flüchtlingsunterkunft, die Mitte Mai fertig werden soll. Ursprünglich sollten in den Wohncontainern sogar 100 Asylbewerber leben, dann hätte es aber keinen Platz für Gemeinschaftsräume gegeben. Deshalb haben sich Gemeinde und Landratsamt schließlich darauf geeignet, die Bewohnerzahl zu senken. Landrat Göbel lobte die Aschheimer für ihr Engagement in der Flüchtlingsarbeit. Am 19. Mai, einen Tag bevor die Flüchtlinge einziehen, gibt es in der neuen Unterkunft einen Tag der offenen Tür. So sollen Ressentiments abgebaut werden, schon bevor die neuen Asylbewerber nach Aschheim kommen. Göbel hofft, dass die Aschheimer ihren neuen Nachbarn helfen, sich in die Gemeinde zu integrieren. "Diese Menschen brauchen nicht nur ein Dach über dem Kopf. Noch so gute Logistik kann den Kontakt zwischen Menschen nicht ersetzen."

© SZ vom 25.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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