Streit um Sportwagen:Geplatzter Traum

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Aus Flugzeug-Aluminium gefertigt: Die Sportwagen-Ikone BMW 507 aus den Fünfzigerjahren. (Foto: N/A)

Der wertvolle Rennwagen begeisterte schon Elvis Presley: Vor dem Landgericht München versucht ein Restaurator einen BMW 507 einzuklagen. Ein Zeuge hat aber Erinnerungslücken.

Von Ekkehard Müller-Jentsch

Der kostbare Roadster ist längst verkauft, der einstige Besitzer seit zwei Jahren tot - und dennoch wollte ein bekannter Oldtimer-Restaurator das Fahrzeug nun im Nachhinein vom Haupterben einklagen. Es geht um einen raren BMW 507, dessen Verkauf 2012 angeblich zum Preis von 700 000 Euro vereinbart gewesen sein soll - und der inzwischen mehr als das Doppelte wert sein dürfte. Mit dem Versuch zu beweisen, dass es damals zu einem mündlichen Kaufvertrag gekommen sei, ist der Oldtimer-Experte vor dem Landgericht München I gescheitert.

"Wenn ein originaler BMW 507 zu Verkauf steht, braucht man nicht nachzudenken und auch nicht zu handeln - das ist wie ein Sechser im Lotto." Uli Berberich-Martini, Rennfahrer und Restaurations-Spezialist aus Heilbronn, liebt die Baureihe aus den Fünfzigerjahren. Keiner der damals etwa 250 gebauten Wagen gleicht dem anderen. Design und Handling des Flitzers mit dem seidenweich schnurrenden Achtzylinder seien der Zeit sehr weit voraus gewesen, sagt der Kenner. Vergleichbar sei das Modell mit dem legendären 300-SL-Flügeltürer von Mercedes.

Viele Stars waren Fan vom BMW 507

Der BMW 507 begeisterte viele Prominente: Alain Delon, Elvis Presley, den Aga Khan oder die Rennfahrer John Surtees und Hans Stuck. Doch am Ende führte das mit 26 500 Mark für damalige Verhältnisse sündteure Auto BMW fast in den Konkurs: Nur die Millionen der Familie Quandt bewahrten den Konzern Anfang der Sechzigerjahre vor der Pleite.

Ein großer Fan war auch der Münchner Sportfachhändler und Oldtimer-Sammler Gerd Bittl, der mit seinem weißen BMW 507, Baujahr 1957, unter anderem bei der Mille Miglia antrat - der "Mutter aller Autorennen", die inzwischen freilich nur noch eine Gleichmäßigkeitsfahrt für Oldtimer ist. Bittl hatte aus dem Schuhladen, den seine Eltern 1949 in Allach gegründet hatten, ein sehr gut gehendes Sporthaus gemacht. Was er anfasse, vergolde sich, sagten seine Freunde immer wieder. So konnte er sich teure Hobbys leisten wie Schlittenhunderennen in Alaska oder eben eine Sammlung alter Autos, zu denen auch der legendäre BMW und ein seltener Ferrari gehörten.

Kaum zwei Monate vor seinem überraschenden Krebs-Tod Ende 2012 traf Bittl sich auf Vermittlung eines gemeinsamen Bekannten mit Uli Berberich-Martini. Bittl habe ihm den Verkauf des 507 zugesagt, sagt der Heilbronner nun. Vom Erben Stefan Bittl forderte er deshalb vor der 35. Zivilkammer die Herausgabe des Wagens Zug um Zug gegen 700 000 Euro. Und da dieser über den Wagen nicht mehr verfügt - er soll nach Italien verkauft worden sein - zum Ausgleich entsprechenden Schadensersatz.

Der Restaurator erklärte Richter Oliver Schön, dass das Fahrzeug seiner Meinung nach inzwischen 1,5 bis 1,7 Millionen Euro wert sei. Der Vorsitzende schlug als Vergleich eine Zahlung von 50 000 Euro vor, was Bittl ablehnte. Zu recht, wie sich bald darauf zeigte: Der damalige Vermittler äußerte sich als Zeuge anschließend nur vage. Bittl seniors damalige Lebensgefährtin Farah Sina Wendt sagte dagegen aus, dass "ihr Mann" sich von Berberich unter Druck gesetzt gefühlt habe und nicht verkaufen wollte.

Auf Rat des Richters zog Berberich die Klage zurück, was ihm 7000 Euro Gerichtsgebühr sparte - sicher nur ein schwacher Trost.

© SZ vom 30.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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