Laim:Schöner Lärm

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So kann es auch aussehen: die idyllisch wirkende Lärmschutzwand am Bahnhof Zorneding. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die zweite S-Bahn-Stammstrecke ist noch in weiter Ferne, da wird schon über die Gestaltung der Schallschutzmauer in Laim diskutiert. Im Bezirksausschuss wurden jetzt die Skizzen vorgestellt und diskutiert

Von Andrea Schlaier, Laim

Die Sache ist einigermaßen kurios: Bislang fehlt noch immer das Baurecht für die zweite S-Bahn-Stammstrecke, erst für zwei der drei Bauabschnitte sind die Planungen abgeschlossen. Und gleichzeitig will die Bahn als Bauherrin von der Stadt so schnell wie möglich wissen, was die Menschen sehen sollen, wenn sie auf der neuen Route aus dem Zugfenster blicken. Eine blanke Schallschutzwand soll es nämlich nicht sein.

Gegen eine derart triste Kulisse hatten die Münchner Stadtplaner ihr Veto eingelegt, woraufhin die Bahn mit einer Art "Na, dann macht ihr mal" reagiert hat. Im Planungsreferat entwarfen daraufhin drei junge Architekten Vorschläge, erst mal für den Bereich im ersten Planfeststellungsabschnitt südlich der Gleise zwischen Laimer S-Bahnhof und Friedenheimer Brücke. Einen hat bereits die Stadtgestaltungskommission als Favoriten auserkoren - und weil diejenigen, die die fünf Meter hohen Wände künftig von ihrem Viertel aus gesehen vor der Nase haben, auch ein Wörtchen mitreden sollen, wurden die Skizzen jetzt im Laimer Bezirksausschuss vorgestellt und diskutiert.

Stadtplanerin Karla Schilde, die dafür mit den drei Jung-Architekten aus ihrem Haus in die Sitzung gekommen war, hatte vorab erläutert, dass man das Okay der Bahn für eine eigene Gestaltung mit Auflage bekommen habe; die Entwürfe sollen schnellstmöglich vorgelegt werden, um die Ausführung zügig ausschreiben zu können. Und: Mehrkosten sind tabu. Damit sei eine Begrünung bedauerlicherweise auch ausgeschlossen worden, erläuterte Schilde: "Die Bahn sagt, sie zahlt nur das, wozu sie nach dem Minimalbeitrag verpflichtet ist."

Letztlich wurden der Stadtgestaltungskommission im Februar dann drei Varianten vorgeschlagen, die auf den Seiten zur Bahn und zum Straßenraum jeweils unterschiedlich gestaltet sind; ein Entwurf soll nach Empfehlung der Stadtgestaltungskommission nun weiter verfolgt werden. Zur Bahn hin ist ein rasterartiger Schwarz-Weiß-Verlauf dargestellt, der sich an einzelnen Stellen verdichtet beziehungsweise erheblich ausdünnt. Geschwindigkeit soll auf diese Weise grafisch simuliert werden. Der Vorschlag ist praktisch nicht mehr diskutierbar und geht so an die Bahn weiter. Der Teilbereich der Laimer S-Bahnstation ist verglast und soll damit als visueller Bezug zum Bahnhof dargestellt werden. Was auf der anderen Seite Richtung Laim von der Straße aus zu sehen ist, kann dagegen noch relativ frei gestaltet werden. Die Laimer Stadtviertelpolitiker fanden Gefallen an Schildes Vorschlag, hier mit Graffiti zu arbeiten: "Wir haben überlegt, so was zu steuern und vielleicht Künstlern anzubieten, dass sie Flächen ansprühen." Das Kulturreferat habe einen Pool an Leuten, die dafür in Frage kämen. Strittig ist allerdings, ob es auf der ganzen Fläche nicht zu knallig sei.

Stefanie Stöckle (CSU) regte an, nur Teilbereiche für die gesprühte Kunst freizugeben - etwa auf Höhe des Studentenwohnheims. Lokale Akteure wie Schulklassen einzubinden, regte Karin Brieger (SPD) an. Renate Spannig (Grüne) wollte sich nicht von der Idee verabschieden, die Schallschutzwand zu begrünen: "Vielleicht kann man auf einem Teilstück innerhalb eines Schulprojektes was machen." Sie könne sich nicht vorstellen, dass das so kostenintensiv sei. "Ich nehme diese Anregungen mit", versprach Schilde. Jetzt gelte es, sich auf dieser Grundlage mit den beteiligten Referaten abzusprechen. Das Ergebnis werde den Laimern wieder vorgelegt.

Die hatten übrigens auch Gefallen gefunden an dem schwarz-weißen Geschwindigkeitsmosaik. Dem Entwurf also, der sich bei der Stadtgestaltungskommission gegen zwei Varianten durchgesetzt hatte: die Darstellung eines stilisierten blitzartigen Energiestroms auf der Bahnseite und ein gelb-braunes Raster in den historischen Lehm-Farben des Bezirks auf der Straßenseite. Aus dem Rennen ist auch die Kombination aus verpixeltem Landschaftsbild und dem grafischen Frequenzband eines Equalizers.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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