Laim:Mit gezogenem Stecker

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Auch auf der Bühne: Am Freitag tritt das Folk-Pop-Duo Triska auf. (Foto: Catherina Hess)

Jazz, Rock/Pop, Klassik und Volksmusik: Von Donnerstag bis Sonntag stehen beim Laimer Akustik-Festival "Internale" jeden Abend zwei Bands nacheinander auf die Bühne des Kulturhauses Interim

Von Andrea Schlaier, Laim

Von dieser kleinen Sound-Kammer aus konnte man in den vergangenen beiden Jahren Sternen beim Aufsteigen zusehen. 2013 füllte der junge Jesper Munk mit ungehört schwarzem Blues in der Kehle den Raum bis in die letzte Fuge. Inzwischen mischt der Münchner mit seiner unpolierten Interpretation von Rock und Folk international schwer mit. Impala Ray, der Bursche aus dem Altmühltal, hockte dann vergangenes Jahr mit Band, Vollbart im Gesicht und Banjo auf den Knien auf der kleinen Bühne des Kulturhauses Interim. "Da war schon klar", sagt Stefan Huber, "aus dem wird was". Wenig später war seine Indie-Country-Combo mit bayerischem Glanz Support von Hubert von Goisern. Jazzgitarrist Huber, der zusammen mit Hausherr Hans Falter das Programm des kompakten Laimer Akustik-Festivals "Internale" konzipiert, ist ziemlich zufrieden mit dem, was der Hans und er in der Hinsicht die vergangenen drei Jahre auf die Beine gestellt haben - gemeinsam mit einem ehrenamtlichen Team. Am Donnerstag, 12. November, geht die Reihe in ihre vierte Runde, auch diesmal mit hellen Lichtern aus unterschiedlichsten Genres.

Von Donnerstag bis Sonntag stehen jeden Abend zwei Bands nacheinander auf die Bühne des Interim. Jeder Tag gehört einer anderen Sparte - Jazz, Rock/Pop, Klassik und Volksmusik sind vertreten. Alle Musiker müssen für den reinen Klang des Akustik-Festivals den Stecker ziehen. Die Location ist dafür prädestiniert mit dem mehr als hundert Jahre alten Holztonnengewölbe des ehemaligen Kirchleins. Die Lizenz zum wilden Mixen bekommen Falter und Huber für diese vier Tage im Jahr vom Laimer Bezirksausschuss, der die Veranstaltung finanziell trägt, um das Kulturangebot im Viertel zu fördern.

Den Anfang macht am Donnerstag ein außergewöhnliches Jazz-Trio. Hinter Dreizack steckt der sowohl energetisch als auch stilistisch furiose Pianist Jan Eschke, der mit den Kollegen Arno Haselsteiner (Schlagzeug) und Heiko Jung (Bass) auf "ureuropäische Mehrstimmigkeit" pocht, eine Art Hochgeschwindigkeits-Melange aus Funk, bulgarischer Volksmusik und skandinavischem Sphären-Klang. Den Herren folgt die Münchner Aushänge-Jazz-Saxofonistin Carolyn Breuer, diesmal ohne Klavier, stattdessen begleitet von den zwei Akustik-Gitarristen Peter Schneider und Christian Sudendorf. Titel des Projektes: "Shot the piano Player." Jazz und Folk werden neu kombiniert und von Uli Lehmann am Kontrabass und Shinya Fukumori an den Drums abgemischt.

Der Freitag gehört dem Hör-Rausch. Das Folk-Pop-Duo Triska reduziert das Genre auf eine poetische aber nie pathetische Klangspur, mit der Gabe zum leisen Witz. Das machen Heidi Triska und Gerald "Gerry" Huber an den Keyboards übrigens derart souverän, dass sie beim Preis der deutschen Schallplattenkritik mit ihrem Album "Stay Warm" einst hinter Brian Wilsons Beach-Boys-Album "Smile" den zweiten Platz belegten. Das entschleunigte Duo ist auch elementarer Bestandteil von Cat Sun Flower und wird im Interim begleitet von Gitarrist Hannes Frisch. Liedermacher Phil Vetter hat den Internale-Machern vor zwei Jahren schon mal abgesagt. Diesmal kommt er bestimmt, verspricht Hans Falter. Vermutlich mit reichlich Fangemeinde des Multiinstrumentalisten, der mittlerweile auf Deutsch musiziert, zuweilen in Element-of-Crime-Manier.

Der Augsburger Sologitarrist Stefan Barcsay eröffnet den Klassik-Samstag. Organisator Stefan Huber schwärmt von dessen Interpretationen zeitgenössischer Kompositionen: "Hier finden sich Stücke von Enjott Schneider, Alois Bröder und Ulrich Schultheiss." Zu hören sind auch Werke des klassischen spanischen Komponisten Fernando Sur und des Brasilianers Heitor Villa-Lobos. Der zweite Teil des Abends gehört der Fürstlich Löwensteinischen HofMusic. Je zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und Fagotte plus Flöte widmen sich der Kammermusik zwischen 1780 und 1820. Es handelt sich um teilweise vergessene Stücke süddeutscher Komponisten, die die Musiker in Bibliotheken und Archiven aufgestöbert haben.

Den Schluss macht am Sonntag Volksmusik - im weiteren Sinn - mit Balkandina. Zweimal Geige (Regine Noßke und Martin Deubel) plus Gitarre (Martin Ruppenstein). Leidenschaft auf Saiten quer über den Globus vom Balkan bis nach Südamerika gibt es dann zu hören. Die Münchner Salettlmusi bläst der Internale-Gemeinde schließlich den Marsch. Das Blech-Sextett hat sich auf bayerische Klangspiele spezialisiert, es wird also ordentlich Dampf gemacht im kleinen Interim-Kessel. Kammermusik als kraftvoller Heimatsound.

Internale - Festival der akustischen Musik, Donnerstag, 12., bis Sonntag, 15. November, jeweils 20 Uhr, Am Laimer Anger 2. Karten zu 15 und 20 Euro, Festivalkarte für alle Konzerte 50 Euro unter www.interim-kultur.de oder Telefon 54 66 29 51.

© SZ vom 11.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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