Laim:Mehr Platz fürs Lernen

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Die private evangelische Lukas-Schule will sich vergrößern, um zukünftig 580 Kinder unterrichten zu können. Gegen die Stimmen der SPD stimmt der Bezirksausschuss zu, die Grünen allerdings nur mit "Bauschschmerzen"

Von Andrea Schlaier, Laim

Die private evangelische Lukas-Schule soll erheblich erweitert werden: Der 2010 bezogene Klinker-Komplex an der Riegerhofstraße mit Mittelschule und einzügigem Aufbau-Gymnasium mit sechs Klassen, soll die Schulfamilie von derzeit 470 Kindern nach aktuellen Plänen auf 580 Kinder anwachsen. Und damit muss auch der Gebäude-Riegel ordentlich zulegen. Der Vorbescheid ist inzwischen durch bei der Stadt, jetzt liegt der Bauantrag auf dem Tisch. Zwar fällt der im Vorbescheid noch angedachte, 23 Meter hohe Turm in direkter Nachbarschaft zum Campanile der Paul-Gerhardt-Kirche jetzt genauso weg wie der Anbau für Fachräume an ein südlich angrenzendes denkmalgeschütztes Wohnhaus an der Riegerhofstraße. Doch vor allem der SPD im Laimer Bezirksausschuss (BA) sind die Erweiterungspläne nach wie vor zu massiv. Dennoch hat das Gremium gegen die Stimmen der Sozialdemokraten den Entwürfen in seiner Sitzung mehrheitlich zugestimmt.

Vorgesehen ist eine Aufstockung um ein Geschoss für Klassenräume der Mittelschüler im südlichen Bereich der Anlage über der Gaststätte. Außerdem soll der westliche Bereich unter anderem für Fachklassenräume des Gymnasiums um zwei Stockwerke erhöht werden. Schließlich der dickste Brocken: Ein viergeschossiger Neubau soll als Kopfbau am Westflügel für den offenen Ganztagsbereich, Klassenzimmer und die Verwaltung des Gymnasiums in die Höhe wachsen. Martin Wagner, Geschäftsführer der Lukas-Schulen, rechtfertigt das Vorgehen: "Wir haben die Baufläche auf die Nord-West-Seite verlagert, weil wir das in der Riegerhofstraße geplante Gebäude für Fachräume zurückgestellt haben und der Kopfbau durch mehr Höhe weniger Breite hat." Dadurch bleibe mehr Platz für den Pausenhof.

Aufstockungen und ein Neubau sollen mehr Klassenräume möglich machen. (Foto: Sandra Frick)

"Ich fühle mich in gewisser Weise bestärkt, dass hier mit einer Salamitaktik vorgegangen wird, das stärkt das Vertrauen in den Träger nicht unbedingt." SPD-Fraktionssprecherin Martha Mertens kam bei der BA-Sitzung gleich auf den wunden Punkt ihrer Partei zu sprechen. Von Anfang an misstraute die Laimer SPD dem Vorhaben der evangelischen Lukas-Schulen. Denn: Die Schule konnte auf dem Gelände überhaupt erst durch die Kooperation mit dem SV Laim bauen. Der Sportverein gab dafür sein Erbpachtrecht für die Fläche auf, erhielt im Gegenzug aber ein Mitnutzungsrecht an der gemeinsam gebauten Dreifachturnhalle. Vertraglich sicherte sich die Stadt ein öffentliches Mitbenutzungsrecht auch für die Außenflächen. Die SPD und mit ihr lange Zeit auch die Grünen-Fraktion im Bezirksausschuss fürchtete einen Verdrängungsprozess durch die privaten Hausherren zu Ungunsten der Freiflächen für die Öffentlichkeit. Die sind in Laim ein rares Gut.

Die CSU stand von vornherein auf Seiten der Lukasianer - besser gesagt: des Vereins, der nur durch die Kooperation mit der privaten Schule eine Möglichkeit sah, aus der eigenen maroden Turnhalle an der Riegerhofstraße raus zu kommen und in eine neues Trainingsstätte einziehen zu können. Tatsächlich hat sich seit Inbetriebnahme der Dreifachturnhalle die Zahl der Mitglieder auf deutlich mehr als 2000 verdoppelt, die Sportler sprechen von einer "Win-Win-Situation". Dass die Begehrlichkeiten durch einen sprunghaften Anstieg der Lukas-Schüler auch auf die Nutzung der Sportflächen durchschlägt, weist der Geschäftsführer der Lukas-Schulen, Martin Wagner nicht gänzlich von der Hand: "Der öffentliche Sport wird genau so viel Platz haben wie bisher." Die Außensportanlagen würden von der Lukas-Schule bei Weitem nicht ausgenutzt: "Der Engpass liegt bei der Sporthallenkapazität." Hier mache sich die Schule vormittags praktisch selbst Konkurrenz, man arbeite aber an "nachhaltigen Lösungen". Unter anderem gebe es Gespräche mit dem ESV München, der auf der Nymphenburger Seite einen modernen Sportpark betreibt.

Gute Laune: Derzeit zählt die private evangelische Lukas-Schule in Laim 470 Schüler. Aufstockungen und ein Neubau sollen mehr Klassenräume möglich machen. (Foto: Sandra Frick)

"Ich habe bei der Sache Bauchschmerzen wegen der verkehrlichen Anbindung, die Straße ist sehr eng", monierte während der Gremiumssitzung der Grünen-Sprecher Ingo Westcombe-Benn, "der Hol- und Bringverkehr wird stärker". Daniela Di Benedetto (SPD) steuerte ihre allmorgendlichen Erlebnisse bei, wenn sie kurz vor acht Uhr an der Schule vorbeigehe: "Das ist zu der Zeit eine der schlimmsten Verkehrsecken in Laim!" Alexander Schöttl (CSU), hauptberuflich Kirchner der angrenzenden Paul-Gerhardt-Gemeinde, relativierte: "Die Verkehrsanbindung würde ich nicht zu hoch hängen, schließlich ist die Schule durch die nahe U-Bahn gut angeschlossen." Nicht unterschätzen soll man aber den "enormen Verkehr durch den Sportverein, wenn dort am Wochenende was los ist und gleichzeitig in Paul-Gerhardt ein Konzert." Das Schlusswort oblag BA-Chef Josef Mögele (SPD): "Ich stimme dem Bauantrag nicht zu, weil ich gegen die Schule bin, sondern weil man hier den letzten Sportplatz von Laim kaputt gemacht hat!"

© SZ vom 17.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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