Laim:Klotzen statt kleckern

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Bezirksausschuss kritisiert, dass die Stadt die Kita an der Ecke Hogenberg-/Kirchmaierstraße nur um vier Gruppen erweitert

Von Andrea Schlaier, Laim

Weil Einrichtungen für die Kinderbetreuung im Viertel rar gesät sind, will das Referat für Bildung und Sport den bestehenden zweigruppigen Kindergarten an der Ecke Hogenberg-/Kirchmairstraße erweitern. In einem Neubau soll nicht nur eine dritte Kindergartengruppe hinzukommen, auch drei Krippengruppen sollen einziehen. Angegliedert ist ein 1000 Quadratmeter großer Spielplatz für die mehr als 100 Mädchen und Buben. Und wie reagieren die Stadtviertelpolitiker? Mit heftigem Kopfschütteln. "Warum muss man unser so kostbares Grundstück so wenig sinnvoll bebauen", fragt SPD-Fraktionschefin Martha Mertens. "Das lehnen wir ab!" Nicht anders geht es den übrigen Parteien im Bezirksausschuss (BA).

Man muss wissen, dass den Laimern exakt auf diesem Areal eine Generation lang ein Kulturzentrum versprochen worden war. Die Stadt hatte hier schließlich nach Jahrzehnten ihr Versprechen aufs Reißbrett gebracht und den Vorbescheid eingereicht. Die Version war allerdings äußerst klein geraten, weil an der Stelle auch noch der bestehende Kindergarten vergrößert werden sollte. Das alles ist juristisch gesehen Geschichte, nachdem die Nachbarn erfolgreich gegen das Kulturzentrum - beziehungsweise dessen Tiefgaragenausfahrt - geklagt hatten. Was blieb, waren die Pläne für eine erweiterte Kita.

"Doch warum", so fragt auch Jutta Hofbauer von den Grünen, "nutzt man die bestehende Fläche für das Bauvorhaben nicht aus und schafft mehr Plätze? Hort ist auch keiner vorgesehen." Dabei mangelt es bekanntermaßen an all dem in Laim. Weil der Neubau im Grund nur "den Status quo bedient", lehnt ihn der gesamte Bezirksausschuss ab - genauer: den vom Planungsreferat jetzt vorgelegten Antrag auf Baugenehmigung.

Regelrecht kurios hat sich indes nach der erfolgreichen Klage der Anwohner an der Hogenbergstraße die Causa Kulturzentrum entwickelt. Rein sprachlich ist davon nun das geblieben: ein "Bürogebäude mit stadtteilkultureller Einrichtung und einem Haus für Kinder". Es befindet sich nicht mal mehr in Laim, sondern in Sendling-Westpark, weswegen es auch gleichzeitig für die Nachbarn zur Verfügung stehen soll. Die allerdings haben einen weiten Weg zum städtischen Grundstück an der Westend-/Ludwigshafener Straße neben der Kfz-Zulassungsstelle. In Laim ließ man sich auf die Planungsspiele am Rande des Viertels notgedrungen ein. Mittlerweile liegt der Antrag auf Vorbescheid auf dem Tisch, dem die Parteien formal zwar zustimmen, weil unter anderem "keine unmittelbare Wohnnutzung in unmittelbarer Nachbarschaft vorhanden ist" und damit selbst "lärmintensive" Veranstaltungen bis 23 Uhr möglich seien. "Aber ich bin nicht glücklich mit dem Standort", sagt SPD-Fraktionschefin Martha Mertens, "werde aber trotzdem zustimmen". Wie übrigens die überwiegende Mehrheit ihrer Kollegen. Schließlich, so Mertens, sei der Standort ja nur "eine Option".

Die beiden anderen Optionen, die man sich in Laim ebenfalls vorstellen kann und der Stadt bereits gemeldet hat, liegen in unmittelbarer Nähe: die eine auf dem Areal an der Westend-, Hansa- und Tübinger Straße. Das private Grundstück will ein Investor zum Wohnquartier umbauen, der sich mittendrin auch einen Kulturtreff vorstellen könnte. Die CSU-Stadtratsfraktion hatte das Areal ins Gespräch gebracht. Der dritte und bislang letzte Standort-Vorschlag liegt auf der riesigen Fläche an der Zschokke-/Westendstraße. Hier fokussiert sich auch das Sehnen eines ganzen Bezirksausschusses: ein prächtiges Kulturzentrum inmitten eines neuen, stattlichen Wohnquartiers. Doch wann hier was realisiert wird, Anfang 2016 werden erst einmal Flüchtlinge auf der Brache eine vorübergehende Heimstatt finden, das können noch nicht einmal die Stadtplaner präzise terminieren. Und das Träumen hat man sich in Laim abgewöhnt.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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