Laim:Entspannt und sachlich

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Ausblick: Grün und hell, das neue Gesicht des Beck-Hauses. (Foto: Ehret+Klein (Simulation))

Auch wenn die Zukunft des Beck-Hauses ein Dauerbrenner ist: Bei der Bürgerversammlung in Laim bestimmen nicht geplante Großprojekte, sondern die Ärgernisse des Alltages die Diskussionen in der Aula der Realschule

Von Andrea Schlaier, Laim

Entspannte Lage: Am Dienstagabend kam die Laimer Bürgerversammlung zur Erleichterung aller ohne groß angelegten Polizeischutz aus. Vor einem Jahr wuselte es noch vor Uniformierten, nachdem eine Initiative mit rechtsradikalen Äußerungen vor der Veranstaltung gegen ein "Asylantenheim" gehetzt hatte. Krawall hätte man einzig von Donald Trump fürchten müssen, der das Wort gleich zu Beginn an die 350 Besucher in der Realschule an der Droste-Hülshoff-Straße gerichtet hat. Allein: Es war natürlich nicht der echte. Ein paar Tage zuvor hatten Kinder bei ihrer Einwohnerversammlung ein Foto vom Chef des Bezirksausschusses (BA), (Josef Mögele (SPD), gezeigt bekommen und diesen prompt für den gewählten US-Präsidenten gehalten. Mögele amüsierte die Verwechslung und beruhigte die Laimer: "Bei uns ist alles normal". Jedenfalls diesmal.

Wie sich bei den 22 Anträgen und Anfragen der Bürger zeigte, beschäftigen Ärgernisse des Alltags weit mehr als die im 25. Bezirk anstehenden Großprojekte. Letztere hatte Mögele kurz umrissen - etwa die zweite Stammstrecke, über die "endlich" die Verträge unterzeichnet sind und die damit verbundene Umweltverbundröhre als Parallel-Tunnel am S-Bahnhof, die "notwendig ist, um den ganzen Bereich aufzuweiten". Dann die deutliche Aufstockung des Kinderbetreuungsprogramms, das neben die Flüchtlingsunterkunft an der Zschokkestraße auch Pavillons mit vier Krippen- und sechs Kindergartengruppen vorsieht. "Wir machen nicht nur was für Flüchtlinge, sondern auch für unsere eigenen Bürger", konstatierte der BA-Chef. Schließlich das Beck-Haus, "das fehlt bei keiner Bürgerversammlung". Nicht ganz verständlich sei, warum die Investoren noch auf die Baugenehmigung warten müssten. An Neuem, so Mögele, könne er nur Simulationen zeigen, wie der Bau an der Fürstenrieder Straße wohl letztendlich aussehen soll.

Nur ein Großprojekt machten die Laimer selbst zum Thema: die Tram-Westtangente. Planerische Transparenz auch bei den Kosten forderten drei Bürger mit mehrheitlicher Unterstützung. Im Detail wurde die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) aufgefordert, die verkehrliche Leistungsfähigkeit für alle Kreuzungsbereiche nachzuweisen und alternativ den Einsatz von Akku-Bussen mit Anhängern auf der Strecke zu untersuchen. Vor einem Grundsatzentscheid im Stadtrat wollen die Bürger aktuelle Fakten und Zahlen kennen lernen.

Mehrere Laimer forderten, die Glockengießerei samt Fabrikantenvilla an der Mitterhoferstraße als Ensemble zu schützen, um das Wohnhaus samt Garten vor einem Neubau zu retten. Für die Radler im Viertel will eine Mehrheit drei Bereiche sicherer machen: An der Elsenheimerstraße soll der bestehende Radweg auf dem Gehsteig erhalten und nicht zugunsten einer Biker-Spur auf der Straße aufgegeben werden; von der Friedenheimer Brücke kommend soll an der Einmündung der Anliegerstraße parallel zur Landsbergerstraße Richtung Pasing die Fahrbahn zum Schutz für die Radler markiert werden; und an der Agnes-Bernauer-Straße/ Ecke Fürstenrieder Straße will man von McDonald's an Richtung Westen das Halteverbot verlängern, damit sich dort Autos und Fahrräder nicht noch mehr in die Quere kommen.

Eine zusätzliche Rolltreppe beziehungsweise einen Aufzug forderte Seniorenbeirätin Gustl Braun für den westlichen U-Bahn-Aufgang Laimer Platz, ein anderer wollte in der Nähe einen öffentlichen Bücherschrank. Nur ein Herr brachte am Abend seinen Antrag nicht durch: Er wünschte sich "Sauberkeit wie in Singapur" und drakonische Strafen für Müllsünder. Aber dafür geht es in Laim wohl zu normal zu.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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