Laim:"Das ist das Herz von Laim"

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Mit einem feierlichen Gottesdienst und großem Programm feiert der katholische Pfarrverband "100 Jahre St.-Ulrich-Kirche"

Von Andrea Schlaier, Laim

"In dem aufstrebenden und sich rasch entwickelnden Vororte Laim stand den Katholiken nur ein kleines Kirchlein zur Verfügung, welches schon seit vielen Jahren dem wachsenden Bedürfnis nicht mehr genügte." 100 Jahre ist es her, dass diese Zeilen aufs Blatt gebracht wurden - als erster Satz einer kleinen Chronik, verfasst für die bevorstehende Einweihung eines neuen Gotteshauses. Mitten im Ersten Weltkrieg wurde in Laim mit der St.-Ulrich-Kirche ein vergleichsweise großer Sakralbau errichtet, gewissermaßen als stattlicher Anbau an das bestehende Ur-Kircherl.

Mit dem Bau des Rangierbahnhofes und der Eisenbahnersiedlung war die Einwohnerzahl im Viertel Anfang des 20. Jahrhunderts nach oben geschnellt, mehr Platz war gefragt, auch zum Beten. 1890 lebten dort noch 290 Menschen; 1906 waren es bereits 4254, davon knapp 90 Prozent römisch-katholisch. Ihre neue geistliche Heimstatt am Rande der Agnes-Bernauer-Straße wurde am 29. Oktober 1916 eingeweiht, also vor 100 Jahren.

Albrecht Busch sitzt auf einem hölzernen Stuhl, vor ihm öffnet sich in himmelwärts strebendem Spitzbogen zwischen steingrauen Mauern eine spätgotische Kapelle, in der sich nahezu mystisch das Morgenlicht bricht. "Das ist das Herz von Laim", sagt der 80-Jährige mit gedämpfter Stimme. Die elegante Anmut unter dem Kreuzrippengewölbe versetzt Busch auch nach Jahrzehnten noch in andächtiges Staunen. Er kennt jedes Detail, vermutlich sämtliche historischen Dokumente, die darüber in Umlauf sind. Zusammen mit Franz Riedelsheimer hat er nach seiner Pensionierung das Archiv der Kirchengemeinde St. Ulrich betreut.

Ein festes Haus: Seit nunmehr 100 Jahren gehört die St.-Ulrich-Kirche zum Leben vieler Katholiken in Laim unverbrüchlich dazu. (Foto: Robert Haas)

"Diese ganz kleine spätgotische Kapelle ist vermutlich um 1450 entstanden und hatte damals wahrscheinlich schon einen Turm, allerdings nicht den Zwiebelturm von heute." Bereits vor 1000 Jahren soll es in Laim ein Kirchlein gegeben haben, erstmals urkundlich erwähnt wurde es 1315 als Filiale von Aubing. "Die war sehr bald zu klein für die einst 200 Bewohner, nahezu alle waren römisch-katholisch." Busch spricht vom zusätzlichen Kirchenraum, der zunächst angegliedert wurde.

Schließlich 1916 dann der stolze Neubeginn. Der Entwurf stammte vom Architekten Friedrich Freiherr von Schmidt, der auch vorgeschlagen hatte, die alte historische Kirche zu erhalten und dem neuen Gotteshaus als Kapelle anzugliedern. So steht es in der historischen Einladungschronik, die Archivar Albrecht Busch in einer Klarsichthülle sorgsam aufbewahrt.

183 213 Goldmark und 23 Pfennig haben dem Schriftstück zufolge Kirchenbau, Grunderwerb, Inneneinrichtung und "Sonstiges" verschlungen. Mit knapp 150 000 Goldmark stammt der größte Batzen aus Mitgliederbeiträgen und Spenden. Den Rest übernahm die eigens gegründete katholische Kirchenstiftung St. Ulrich. Die "Opferwilligkeit" der Laimer hob auch Kardinal Erzbischof Franziskus von Bettinger im Herbst 1916 bei der feierlichen Einweihung hervor, nachdem er "Früh ½ 8 Uhr" die "Abbetung der lieben Bußpsalmen vor den hl. Reliquien" vollzogen hatte.

Feierlich soll es auch in diesem Herbst beim Weihejubiläum zugehen. Am Jahrestag, Samstag, 29. Oktober, um 18 Uhr findet ein Pontifikal-Gottesdienst in St. Ulrich, Agnes-Bernauer-Straße 104, mit dem emeritierten Erzbischof Friedrich Kardinal Wetter statt.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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