Kultur:Das ist Münchens neues Musikfestival

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Tritt bei der ersten "Manic Street Parade" zusammen mit der Jazzrausch-Bigband auf: Fiva. (Foto: © Nina Stiller/oh)

Bei der Manic Street Parade in den Clubs des Schlachthofviertels treten 15 Independent-Bands und DJs aus aller Welt auf, unter anderem Fiva. Das Vorbild kommt aus Hamburg.

Von Stefan Sommer

Wenn das nasskalte Herbstwetter die Open-Air-Saison beendet, schlägt die Stunde der Club-Festivals. Zu den traditionsreichen Events in Europa gehört zum Beispiel das Eurosonic Noorderslag im niederländischen Groningen. Mit der Manic Street Parade an diesem Samstag bekommt nun auch München ein eigenes Drinnen-Pop-Festival mit mehr als einer Spielstätte.

Einer der Organisatoren der Veranstaltung im Schlachthofviertel, Marc Liebscher, der Manager der Sportfreunde Stiller, kommt gerade aus Hamburg zurück, wo beim Reeperbahn-Festival 400 Bands an drei Tagen zu sehen waren: "Wir waren alle da, und es ist der Wahnsinn, was da passiert", erzählt er. "Aber auch das Reeperbahn-Festival hat einmal angefangen mit Konzerten in kleinen Clubs. Jetzt fangen wir eben mal an!"

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Wir, das ist ein fünfköpfiges Team um Liebscher und den Booker Andreas Puscher von der Agentur Selective Artists aus Berlin. Vor einigen Monaten hatten sie bei einem Musikerstammtisch in München die Idee entwickelt, ein Club-Festival in der Stadt zu organisieren. Als mit Stefan Schröder, Julia Viechtl und dem ehemaligen Tour-Manager von La Brass Banda, Fabian Rauecker, das Team komplett war, entschieden sie sich, ihre Idee bereits 2016 umzusetzen.

15 Bands und DJs werden in fünf Locations im Schlachthofviertel auftreten, die Organisatoren der Manic Street Parade setzen dabei auf Newcomer und Entdeckungen aus Deutschland, Europa und Kanada. Mit dem Züricher Blues-Avantgarde-Rocker Fai Baba, dem Berliner Synth-Folker Still Parade, den Brit-Poppern von Island, Elektro-Pionier Christian Löffler und der Kölner Surf-Beat-Kombo Wellness haben Liebscher und seine Kollegen gleich fünf Acts, die auch auf dem Reeperbahn-Festival zu sehen waren, mit ins Line-up geholt. Die bayerische Fahne halten der Münchner Kneipenchor, das DJ-Kollektiv Munich Open Minded und Fiva hoch.

Die Rapperin und TV-Moderatorin ist die wohl bekannteste Künstlerin des Abends: Zusammen mit der Jazzrausch Bigband stellt sie ihr neues Album "Keine Angst vor Legenden" vor. Die Live-Premiere der neuen Songs ist der erste Höhepunkt einer besonderen Zusammenarbeit, die vor einigen Wochen unter ganz anderen Vorzeichen begonnen hatte, wie Fiva erzählt: "Die Manic Street Parade war Schuld. Sie hatten uns eigentlich eingeladen, nur das Konzert zu spielen, dann lief es so wunderbar und wir haben beschlossen, ein Album aufzunehmen."

Einen Tag vor dem Konzert erscheint das Album, ihr sechstes. Mit einer Mischung aus alten Songs, die im Big-Band-Gewand überraschen, und neuen Songs führt das Werk in das Repertoire der Münchner Spoken-Word-Künstlerin ein und nimmt Stellung zu aktuellen politischen Diskussion. Das Stück "!!!" thematsiert die überbordende Hetze gegen Geflüchtete und sogenannte "Gutmenschen" in den sozialen Netzwerken und ruft kämpferisch dazu auf, sich zu wehren und nicht wegzusehen.

Als Hauptact um 22.15 Uhr spielt Fiva standesgemäß im Zentrum des Festivals, der größten der fünf Locations: dem Schlachthof. Marc Liebscher war von Anfang an überzeugt, das Festival im Schlachthofviertel um diese Lokalität herum aufzubauen: "Das Wirtshaus im Schlachthof - da habe ich vor vielen Jahren Die Ärzte gesehen", erzählt er. "Es ist ein großartiger Ort mit einer solchen Tradition. Der Schlachthof ist als Viertel auch charmant, weil man den Leuten mal etwas Neues, Unerwartetes zeigen kann."

Die anderen vier Spielstätten befinden sich in Laufweite zum Schlachthof im Münchner Westen: das Substanz, der Strom-Club, die ehemalige Table-Dance-Bar Pigalle und die Boazn Zur Gruam. Diese räumliche Nähe sowie die Mischung aus etablierten Fixpunkten des Münchner Nachtlebens und alternativen Clubs und jüngeren Konzerthallen soll die Besucher animieren, am Samstagabend möglichst viele Bands zu entdecken und im Viertel unterwegs zu sein. Und das alles ganz ohne Schlamm, Matsch und Gummistiefel.

Manic Street Parade , Sa., 8. Okt., 19 Uhr, Einlass 18.30 Uhr, Schlachthofviertel, Tickets online, Spielplan unter: manic-street-parade.com

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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