Kriminalität:Messerstecher von Milbertshofen: Polizei prüft Parallelen zum "Isarmörder"

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Bisher sind zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Der Tatverdächtige ist weiter auf der Flucht, er könnte in einem Taxi DNA-Spuren hinterlassen haben.

Von Martin Bernstein

Die Fahndung nach dem Milbertshofener Messerstecher läuft auf Hochtouren. Nach Angaben des Chefs der Mordkommission, Herbert Linder, gebe es aus der Bevölkerung inzwischen mehrere Hinweise auf den Mann, der am Freitagmorgen gegen 2.30 Uhr im Bereich Knorrstraße einen 46-Jährigen ohne Anlass niedergestochen haben soll.

Darunter sollen auch ganz gezielte Informationen sein. Offenbar glauben mehrere Hinweisgeber, denselben Mann auf den von der Polizei veröffentlichten Fotos einer Überwachungskamera wiedererkannt zu haben.

Ist der Tatverdächtige auch für den "Isarmord" verantwortlich?

Linder hat bereits angekündigt, von dem Tatverdächtigen vom Freitag umgehend eine Speichelprobe nehmen zu lassen, sobald er gefasst ist. Innerhalb weniger Stunden dürfte dann feststehen, ob der Mann für eine weitere Bluttat verantwortlich sein könnte - den sogenannten "Isarmord" an Domenico L., begangen am 28. Mai vor vier Jahren.

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Denn die Parallelen zwischen beiden Taten haben die Ermittler aufgeschreckt. Beide Male führte ein völlig unverdächtiger und unauffälliger Mann ein Messer mit sich. Beide Male stach der Täter ohne jede Vorgeschichte "ansatzlos" zu, wie Herbert Linder es formulierte. Beide Male gab es zwischen Täter und Opfer keine Vorbeziehung, aber beiden Taten ging ein Gespräch voraus. Und die Beschreibung des Tatverdächtigen vom Freitag ist nahezu deckungsgleich mit der des Isarmörders: Anfang bis Mitte 30, etwa 1,75 Meter groß, schlank, kurze dunkle Haare.

Spuren im Taxi: "Man weiß, an welcher Stelle er gesessen hat"

Ein Ansatzpunkt der Ermittlungen könnte das Taxi sein, mit dem Täter und Opfer gemeinsam vom U-Bahnhof Milbertshofen etwas mehr als einen Kilometer weit nach Norden bis zur Max-Diamand-Straße gefahren sind. Der Taxifahrer konnte ermittelt und von der Polizei befragt werden. In seinem Taxi könnten darüber hinaus DNA-Spuren des mutmaßlichen Täters zu finden sein. "Man weiß, an welcher Stelle er gesessen ist", bestätigt Linder. Freilich gibt es in einem Taxi jede Menge weiterer "Misch- und Druckspuren" von vielen anderen Fahrgästen. Keine leichte Arbeit für die Spurensicherung, die nun versucht, Abriebe mit dem Genmaterial des Tatverdächtigen anzufertigen.

Der Isarmörder hatte vor vier Jahren seinen genetischen Fingerabdruck hinterlassen: Er hatte zunächst Domenico L.'s Freundin angespuckt und sich dann bei den tödlichen Stichen gegen den jungen Italiener selbst eine blutende Wunde zugefügt. Doch die sichergestellte DNA ist bisher in keiner Datenbank aufgetaucht, weder in Deutschland noch im Ausland. Die Fahnder der Münchner Mordkommission mussten also bislang auf einen Zufallstreffer warten - oder darauf, dass der Mann irgendwann wieder zuschlägt.

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