Kriminalität:Jugendgang macht Sendling unsicher

Lesezeit: 2 min

Mindestens 80 Mal sollen die Männer innerhalb eines Jahres in Läden und Wohnungen eingebrochen sein - bis eine Kamera sie filmte.

Susi Wimmer

Eine Jugendgang aus Sendling ist ein Jahr lang im eigenen Viertel immer wieder auf Beutezug gegangen: Die 19 Tatverdächtigen brachen in wechselnder Besetzung mindestens 80 Mal in Wohnungen, Büros, Gaststätten oder Werkstätten ein und erbeuteten Bargeld und Wertgegenstände in Höhe von rund 240.000 Euro. Das Geld gaben die 15- bis 21-Jährigen für alle möglichen Konsumgüter aus, teilweise auch für luxuriöse Extras wie Ausflüge mit einer Stretch-Limousine. Gegen sieben Tatverdächtige erließ ein Richter Haftbefehl.

Mindestens 80 Mal sollen die Männer innerhalb eines Jahres in Läden und Wohnungen eingebrochen sein. Jetzt wurde Haftbefehl gegen sie erlassen. (Foto: dpa)

Die Burschen kannten sich aus der Schule und aus dem Sendlinger Viertel: Vor dem Rewe-Markt an der Aberlestraße etwa hingen sie gemeinsam herum oder in der Neuhofer Anlage beim Harras. Die meisten von ihnen haben gerade die Schule abgeschlossen - oder abgebrochen. Eine "Multi-Kulti"-Gruppe, wie Kriminalhauptkommissar Ulrich Metzger sagt, deren Mitglieder nicht gerade aus geordneten Familienverhältnissen stammten.

Anfang Mai 2010 kamen sie offenbar auf die Idee, ihren Lebensstandard mit Einbrüchen zu verbessern: Sie zogen durch Sendling, schauten sich nach gekippten Fenstern oder Terrassentüren um. Dann klingelten sie an den entsprechenden Objekt Sturm, öffnete keiner die Türe, so brachen sie mit geschicktem Handgriff die gekippten Fenster auf und gingen auf die Suche nach Bargeld, Schmuck, Laptops, Handys und anderen Elektrogeräten. Anschließend versuchten sie, die Beute in der Hauptbahnhofgegend zu Geld zu machen oder an Bekannte zu verkaufen.

Mit den Wochen gingen bei der Polizei immer mehr Anzeigen von Einbruchsopfern ein: alle Taten in Sendling, alle mit der gleichen Vorgehensweise. Schnell gerieten die Jugendlichen ins Visier der Ermittler, nur ein Beweis fehlte. Den lieferte eine Videokamera schließlich Mitte August. Im Kongresszentrum an der Theresienhöhe, das zweimal Ziel der Einbrecher war, hatte der Betreiber eine Videokamera installiert.

Prompt brachen zwei Burschen aus der Gang, 16 und 17 Jahre alt, erneut dort ein, die Kamera lieferte gestochen scharfe Bilder von den Tätern, sie wurden vorläufig festgenommen.Die nun von der Polizei ins Leben gerufene Ermittlungsgruppe "Bavaria", benannt nach der Statue in der Nähe des letzten Einbruchsortes, hatte alle Hände voll zu tun. Bis April 2011 konnten sie der Gang 80 Einbrüche zur Last legen, denn nach mehrmaligen Vernehmungen hatten die beiden Festgenommenen schließlich ihre Komplizen verpfiffen. 19 wurden angezeigt, gegen weitere elf Männer ermittelt die Polizei wegen anderer Straftaten wie Hehlerei. Nur einige wenige Diebesstücke konnten in den Wohnungen der Täter noch gefunden und den Besitzern zurückgegeben werden.

© SZ vom 06.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: