Konzertsaal:Suche nach einem Spielort

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Philharmoniker wollen eigenen Saal als Interimsquartier

Von Franz Kotteder, Christian Krügel

Spätestens 2021 soll im Werksviertel ein neuer Konzertsaal eröffnet werden. Doch die Hoffnung mancher Kommunalpolitiker, die Münchner Philharmoniker könnten den Neubau dann gleich als Interimsquartier während der Gasteig-Sanierung nutzen, dürfte sich wohl zerschlagen. Sowohl das Orchester als auch Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) wollen während des langjährigen Umbaus im Kulturzentrum ein eigenes Haus für den Konzertbetrieb. "Wir können uns nicht darauf verlassen, dass der staatliche Konzertsaal rechtzeitig fertig ist und ausreichend Kapazitäten für zwei Orchester bietet", sagt Küppers.

Von 2020 an soll die Philharmonie im Gasteig generalsaniert werden. Münchens Orchester brauchen dann dringend eine Ersatzspielstätte, allen voran die Münchner Philharmoniker, die pro Saison mehr als 80 Konzerte für rund 16 000 Abonnenten spielen müssen. Räumlichkeiten für rund 2000 Zuhörer sind aber in München nicht leicht zu finden und müssen dann teuer angemietet werden. Daher gibt es im Rathaus die Überlegung, sich das Geld zu sparen. Doch Kulturreferent Küppers warnt vor überzogenen Erwartungen: Die Stadt werde "Möglichkeiten der Kooperation während der Gasteig-Sanierung ausloten". An der Sanierung von 2020 an werde man aber festhalten und auch weiterhin nach Interimsquartieren für die Münchner Philharmoniker suchen.

Die Münchner Philharmoniker sehen das genauso. Derzeit haben sie in der Gasteig-Philharmonie das Erstbelegungsrecht, die BR-Symphoniker sind quasi Untermieter. Im neuen Konzerthaus werden aber die Orchester des Rundfunks den Ton angeben. "Das soll nicht heißen, dass wir dort nicht spielen wollen. Vereinzelte Konzerte können wir uns natürlich im neuen Haus vorstellen", sagt Christian Beuke, Pressesprecher der Philharmoniker. Aber dort alle Abo-Reihen für mehrere Jahre unterzubringen, sei schlichtweg nicht möglich. Das habe auch die jüngste Studie zu einer Doppelbelegung im Gasteig gezeigt.

Wo sollen die Philharmoniker dann aber spielen? Das alte Kraftwerk in Aubing ist da weiterhin ein Option. Das gehört Christian und Michael Amberger, den Besitzern der Allguth-Tankstellen. Sie wollen den Bau aus der Nazi-Zeit gemeinsam mit dem Architekten Peter Haimerl zu einem Musikzentrum umbauen und bieten den Philharmonikern dort auch einen Saal mit bis zu 1800 Zuhörern an. "Unsere Planungen laufen weiter. Die Entscheidung der Staatsregierung für einen Saal im Werksviertel erschüttert uns nicht", sagt Michael Amberger. Er hofft auf eine rasche Entscheidung von Kulturreferat und Philharmonikern, denn mit deren Mietzahlungen würde sich der Umbau wirtschaftlich schnell rechnen. "Aber wir wollen das Projekt auch unabhängig davon realisieren", sagt Amberger. Dem Vernehmen nach prüfen die Philharmoniker mindestens noch zwei weitere mögliche Spielstätten, beide ebenfalls nicht in der Stadtmitte. Eine Entscheidung solle bis zur Jahresmitte 2016 fallen, heißt es von den Philharmonikern.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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