München besteht aus insgesamt 75 Postleitzahlenbezirken, und fast jeder wurde schon mal als Standort für einen neuen Konzertsaal vorgeschlagen. Nahezu genauso oft sind diese Vorschläge wieder zerredet worden, und das ist für den Vorschlag mit der Postleitzahl 80809, sprich den Olympiapark, auch noch nicht ganz auszuschließen. Richtig schlagende Argumente dagegen sind freilich schwer zu finden: Wenn schon der Bezirksausschuss selbst auf die Idee kam, was kann dann schon groß schiefgehen?
Tatsächlich ist mit der alten Eislaufhalle ohnehin nichts mehr anzufangen, und der Olympiapark hat genug zu kämpfen, seine Attraktivität fürs Publikum immer wieder neu zu begründen. Ein Konzertsaal käme da gerade recht. Kaum ein anderer Standort ist sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto, wenn's denn unbedingt sein muss, leichter zu erreichen.
Ein Konzertsaal im Olympiapark? Nach dem vernichtenden Gutachten zu den Gasteig-Plänen machen sich Kultusminister Spaenle und Zweiter Bürgermeister Schmid für einen Neubau auf dem bisherigen Eissport-Areal stark.
Seehofer und Reiter sollten über ihren Schatten springen
Mit ein bisschen gutem Willen dürfte die Sache also zu machen sein. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) werden sich zwar nicht freuen: Nicht sie waren es, die diese Lösung präsentierten, sondern die Herren Spaenle und Schmid aus der zweiten Reihe. Aber da sollten sie über ihren Schatten springen.
Bleibt noch die Finanzierung. Die Stadt wird dieses Filetstück nicht zum Spottpreis abgeben - mit Recht, auch wenn sie gerade selbst nicht weiß, was sie sonst damit anfangen sollte. Der Freistaat müsste da auch den Bayerischen Rundfunk in die Pflicht nehmen. Der hat an diesem Sonntag gerade das Ergebnis des Architekturwettbewerbs für sein neues, 160 Millionen teures Sendezentrum in Freimann vorgestellt.
Bis 2021 will der Bayerische Rundfunk mit seinen Redaktionen an den Stadtrand nach Freimann umgezogen sein. Jetzt präsentiert er die ersten Entwürfe.
Warum der BR zwar Fernsehstudios, aber keinen Saal für die eigenen Orchester bauen kann, hat er bis heute nicht schlüssig erklärt. Im Interesse der Steuerzahler sollte Seehofer den Rundfunk deshalb nicht so billig davonkommen lassen.