Konzerte:Unplugged unterm Tonnengewölbe

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Im Laimer Interim gibt es beim Festival der akustischen Musik "Internale" wieder die große Soundbreite. Aus Spargründen wurde die Klassik aus dem offiziellen Programm gestrichen

Von Andrea Schlaier, Laim

Inzwischen rüttelt keiner mehr am Prinzip. Das Viertel braucht einmal im Jahr einen kulturellen Fingerabdruck, und das Festival der akustischen Musik "Internale" liefert ihn auch in diesem Jahr wieder im kleinen Kulturhaus Interim am Laimer Anger. Bereits zum sechsten Mal startet heuer die kammermusikalische Reihe, bei der drei Tage lang abendlich zwei Künstlergruppen einem Genre huldigen: Weltmusik, Pop/Rock und Jazz sind dabei von Donnerstag, 16., bis Samstag, 18. November, vertreten. Und allesamt spielen sie unplugged, kommen auf die Bühne der ehemaligen Kirche unter deren Holztonnengewölbe die Akustik schön trocken ist. Ermöglicht und finanziert wird das musikalische Ereignis des Laimer Jahres von Anbeginn an vom Bezirksausschuss.

Inhaltliche Konstanz garantieren die beiden Köpfe und Arrangeure der Internale: Hans Falter, Leiter der ehrenamtlich getragenen Kulturbühne Interim, und der Jazz-Musiker Stefan F. Huber. Das Interim-Team ist für den schnurrenden Ablauf der Tage im Einsatz. Nur eine Neuerung gibt es in diesem Jahr: Die Besucherzahlen waren in der Vergangenheit äußerst schwankend, damit auch die Einnahmen. Deshalb backt man 2017 etwas kleinere Brötchen. Die Veranstaltungstage sind von vier auf drei geschrumpft. Im offiziellen Programm gestrichen wurde die Klassik. "Wir haben sie vom Interim aus aber in Eigenregie noch angehängt", erzählt Huber. Deshalb werden am Sonntag, 19. November, um 20 Uhr der Klassische Gitarrist Peter Meier und Sopranistin Anne Butler auf eigene Interim-Rechnung auftreten. Zu hören sind Stücke der englischen Renaissance bis hin zu spanischen und südamerikanischen Weisen.

Jeden Tag ein anderes Genre: Antun Opic und seine Band sind Hauptact beim Rock-Pop-Abend der Internale. (Foto: oh)

Den Auftakt der Reihe bildet am Donnerstag, 16. November, um 20 Uhr unter dem Motto "Weltmusik" eine Formation, die in München schon viel von sich reden gemacht hat: Jisr, was so viel heißt wie "Brücke" und selbige musikalisch bildet zwischen Orient und Okzident. Abathar Kmash (Oud-Laute) und Ehab Abou Fakhar (Viola) sind zwei akademisch ausgebildete Musiker, die vor dem Krieg aus ihrer Heimat Syrien nach Deutschland geflohen sind. Mit dem marokkanischen Sänger und Perkussionist Mohcine Ramdan haben sie die Gruppe gegründet. An diesem Abend wird das Trio verstärkt durch den Oud-Spieler Roman Burka. Das Repertoire umfasst Kompositionen aus dem 11. Jahrhundert, Wagner-Literatur und Volkslieder aus der traditionellen arabischen Musik. Zweiter Act des Abends sind Gipsy Ley mit Flamenco-Gesang, virtuosen Gitarrenkompositionen und lateinamerikanischen wie arabischen Rhythmen.

Tag zwei gehört Rock und Pop. Headliner des Abends ist Antun Opic, den sie inzwischen schon international als eine Melange aus Tom Waits und David Gray preisen. Sein Sound zieht seine Kraft aus Folk, Balkan, Blues, Klezmer und Pop. "Unser Festival", erklärt Huber, "soll eine über die Grenzen Laims hinausgehende künstlerische Relevanz haben". Die engagierten Künstler seien "zwar bereits bekannt aber noch nicht berühmt". Antun Opic wird von Tobias Kavelar an der Gitarre und Isaac Reed am Bass begleitet. Vor dem Trio stehen Living Tones mit Pop, Rock, Latin, Soul und Funk unterm Holztonnengewölbe. Es wird grooven.

Das Finale der Internale gehört am Samstag dem Jazz. Gitarrist Stefan F. Huber ist auch Bandleader der Jazzbirds, die bei der Gelegenheit ihre 20 Jahre währende Bühnenpräsenz feiern. Einst Gäste auf den Jazzfestivals von Burghausen und München präsentieren sie in Laim, ihrer "Homebase", "Sound, der froh stimmt und in die Beine geht", wie ein Kritiker es beschrieben hat. Mit dabei sind neben Gitarrist Huber Sängerin Marisa De Stefanow, Karl Lehermann (Trompete, Flügelhorn), Stephan Reiser (Tenorsaxophon, Klarinette), Gary Todd (Kontrabass) und am Schlagzeug Jay Lateev. Bereits vor den Jazzbirds sind das Peter Tuscher Quintett mit der kanadischen Sängerin Nina Michell on Stage. Nachwuchs-Jazzer sitzen an den Instrumenten: Sam Hylton (Piano), Nils Kugelmann (Bass) und Xaver Hellmeier (Schlagzeug). Mit der Mischung sind auch die Initiatoren vom Bezirksausschuss höchst zufrieden. Am Prinzip Internale rüttelt niemand mehr.

"Internale - Festival der akustischen Musik" Donnerstag, 16., bis Samstag, 18. November, jeweils 20 Uhr, Am Laimer Anger 2, Karten unter Telefon 54662951 oder www.interim-kultur.de.

© SZ vom 15.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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