Konzert:Rock und Rollenspiel

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Jared Leto hat einen Oscar als bester Nebendarsteller und ist Frontmann einer der momentan gefragtesten Stadionbands: Mit "30 Seconds To Mars" spielt er in der Olympiahalle und bei "Rock im Park".

Von Michael Zirnstein

Nach Hollywood ging Jared Leto 1992, um Musik zu machen. Während viele Zuzügler dort auf eine Film-Karriere hoffen, um dann doch Kaffee zu servieren, landete der damals knapp 20-jährige Beau in der geschätzten Fernsehserie "Willkommen im Leben". In den folgenden Jahren flogen ihm Rollen zu in mehr als 30 Filmen wie Fight Club, American Psycho, Lord of War und Dallas Buyers Club.

Für letzteren nahm er 18 Kilo ab, hungerte sich förmlich in die Figur eines Aids-kranken Transsexuellen hinein - und wurde mit dem Oscar als bester Nebendarsteller geehrt. Und die Musik? Auch hier läuft es prima. Zusammen mit seinem Bruder Shannon Leto spielt Jared seit 20 Jahren bombastischen Alternative-Rock mit 30 Seconds To Mars - und das längst in den größten Sälen und auf den wichtigen Open-Airs, wie nun in der Olympiahalle und im Juni als Zugnummer beim Nürnberger "Rock im Park".

Jared Leto will Musik und Schauspielerei trennen. Er hat angeblich schon Konzerte abgesagt, weil die mit seiner Person beworben wurden, es gehe schließlich um die Band. Allerdings macht der mehrfachbegabte Jared Leto in Interviews auch oft den Eindruck, er wolle einfach doppelten Ruhm einsacken. Rockstartum und Rollenspiel lässt sich ohnehin nicht voneinander trennen - 30 Seconds To Mars jedenfalls treiben beides auf die Spitze. Das fängt mit dem Weltrettungsgestus an und setzt sich mit dem Fan-Kult fort.

Für ihre Anhängerschaft ("The Echelon" genannt) hat die Band einen geschlossenen Zirkel namens Acropolis im Internet geschaffen, Tausende der treuen Marsianer durften dafür auch beim Album "This Is War" ins Studio kommen und Geräusche machen. Eine tolle Werbe-Maßnahme, da fällt den Letos eh immer etwas ein: Ihre Single "Up In the Air" schickten sie mit einer Rakete zur Raumstation ISS, das Cover des zugehörigen Albums gestaltete der Kunst-Multimillionär Damien Hirst; und bei "Hurricane" ließen sie Rap-Oberguru Kanye West mitsingen.

Zum kommenden fünften Album - die erste, Gospel-und Trommel-getriebene Single "Walk On Water" schallt seit Monaten aus den Hit-Radios - wird es einen Dokumentarfilm geben. Für A Day In The Life of America haben 30STM am Unabhängigkeitstag 2017 in allen US-Staaten mit 92 Kamera-Teams und 10 000 Freiwilligen Momente im Leben der Mitbürger eingefangen, die nun zum Kinoereignis verdichtet werden. Film und Musik kann Jared Leton eben nicht trennen.

30 Seconds To Mars, So., 18. März, 20 Uhr, Olympiahalle; 1.-3. Juni, Rock Im Park, Nürnberg; mehr dazu hier.

© SZ EXTRA vom 15.03.18 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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