Kommentar:Verpennt und verpfuscht

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Der Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums im Klimapark am Sazsenderweg ist nicht mehr zu verhindern

Von Ulrike Steinbacher

Die Sache ist gelaufen, auch wenn sich jetzt Protest formiert: Im Klimapark am Salzsenderweg wird das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium neu errichtet, obwohl das Gebäude eine wichtige Frischluftschneise verengt und das Parkprojekt sprengt, an dem viele Bürger seit fünf Jahren mitarbeiten. Der Stadtrat hat den Neubau der Schule Ende Juni beschlossen, der Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen hat unter Bauchschmerzen zugestimmt, und dabei wird es bleiben - Bürgerinitiative hin, 1200 Unterstützer-Unterschriften her. Die Gegner hätten sich rechtzeitig zu Wort melden müssen, als die Planung Gestalt annahm. Ihr Einspruch kommt schlicht zu spät. Andererseits: Wie hätten sie auch damit rechnen sollen, dass der Stadtrat den Klimapark kippt?

Diese Entscheidung ist die Konsequenz aus einem Behördenversagen: Das Referat für Bildung und Sport hat die Sanierung des Hausenstein-Gymnasiums seit 2007 verpfuscht und im März als Alternative einen Neubau-Plan aus dem Hut gezogen, für den laut Verwaltung nur das Areal am Salzsenderweg infrage kommt. Also baden die Klimapark-Freunde jahrelange Fehlleistungen aus, für die mit einem Mal eine schnelle Lösung her muss. Denn dass die völlig überfüllte Schule endlich eine vernünftige Zukunftsperspektive braucht, bestreiten nicht einmal die Neubau-Gegner.

Ihren Verdruss und Zorn mindert das nicht. Prügelknabe ist der Bezirksausschuss, der den entscheidenden Beschluss zwar nicht gefällt, aber doch gutgeheißen hat. Dafür hatten die Stadtviertelvertreter allerdings auch Gründe, vor allem die Aussicht auf ein dringend benötigtes weiteres Gymnasium für das Zuzugsgebiet Bogenhausen, das das Schulreferat ebenfalls seit Langem blockiert. Der BA sollte jetzt lieber dafür sorgen, dass sich ein Debakel wie die Hausenstein-Sanierung nicht wiederholen kann, statt den Klimapark-Freunden zu suggerieren, der Stadtrat würde seine Neubau-Entscheidung vielleicht noch umstoßen. Und Prüfaufträge an die Verwaltung werden die Planung nur im Detail verändern - ein Mäzen, der ein anderes Grundstück spendiert, fällt auch nicht vom Himmel. Der Klimapark ist Geschichte, so traurig das ist.

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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