Kommentar:Nur ein erster Schritt

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Die Vergabe des Sendlinger Bunkers an Ehrenamtliche des TSV 1860 aus Giesing stößt auf Kritik. Undurchsichtig ist die Rolle des Kommunalreferats

Von Birgit Lotze

Jetzt ist also raus, wem die Stadt den ehemaligen Luftschutzbunker in Sendling zugeschlagen hat: Ehrenamtliche Mitarbeiter der Abteilungen des TSV 1860 bauen ihn zu ihrem Vereinsheim aus. Was sie dort eigentlich machen wollen, außer sich dreimal wöchentlich zu treffen, ist nach wie vor unklar. Fest steht, dass sie dort Büroräume für das Magazin "Da Brunnenmiller", das Stadionheft der aktiven Fan-Szene, einrichten wollen.

Was die Sendlinger davon haben, ist derzeit offen. So, wie es aussieht, weiß das auch der Verein noch nicht. Schließlich ist der TSV 1860 ein Giesinger, kein Sendlinger Verein. Angeblich kommen 90 Prozent der Fankurve aus diesem Stadtteil. Die Abordnung des Vereins zur Pflege der Münchner Fußballkultur, die im Sendlinger Bezirksausschuss auftrat, machte denn auch keinen Hehl daraus, dass sie lieber in Giesing ansässig geworden wäre.

Nach wie vor undurchsichtig ist die Rolle des Kommunalreferats. Das hatte die Aufgabe, die Immobilie zu vergeben. Und sich so verhalten, dass, kommt in Sendling darauf das Gespräch, dort gerne der Begriff Klüngel verwendet wird. Die Interessen des Viertels, in dem man sich seit Langem um den Bunker bemühte, hat man übergangen. Den Stadtteilpolitikern wurde schroff mitgeteilt, dass sie keine Wünsche zu äußern hätten. Der Sendlinger Bewerber, der Bunkerverein, der dort Kunst etablieren, ausstellen, Bands proben und Nachbarn sich treffen lassen wollte, wurde abgelehnt. Die Stadt stehe in der Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler, sie müsse ihre Immobilien an Bewerber mit dem wirtschaftlich tragfähigsten Konzept vermieten, hieß es im Kommunalreferat. Zum künftigen Mieter äußerte sich die Behörde dann allerdings nicht. Und schickte ihn auch nicht nach Sendling, um sich vorzustellen - eine Sache des Anstands.

Ominös bleibt schließlich der Verein selbst. Denn dessen Mitglieder wagen sich nach wie vor nicht an die Öffentlichkeit. Keine Namen, heißt es dort, auch die Vorsitzenden möchten nicht in der Zeitung stehen. Dass jetzt der medienversierte Thomas Briel vorgeschickt wurde, der eine PR-Agentur betreibt, kann ein erster großer Schritt sein. Mal sehen.

© SZ vom 09.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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