Konzilianter Auftritt, transparente Planung, null Kompromissbereitschaft. So lässt sich die Haltung der Stadt und der Bayerischen Versorgungskammer in Sachen Nachverdichtung in Fürstenried-West beschreiben, wo einem Bestand von 1500 Wohnungen weitere 600 Wohneinheiten aufgepfropft werden sollen. An diesem Fall wird klar, wie Wachstum aus dem Ruder zu laufen droht. Massive Verkehrs-, Schul- und Versorgungsprobleme werden heraufbeschworen. Vor allem aber muten Investor und Behörden den im Karree lebenden Bewohnern starke Veränderungen zu, gegen die sie sich so vehement wie wohlbegründet wehren.
Neuen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, indem man vorhandenen Mietern die Wohnqualität nimmt, kann nicht die Antwort auf den Zuzug sein. Die ohnehin stark besiedelte Gegend im Südwesten der Stadt verträgt Enge, bauliche Entwicklung in die Höhe sowie den Schwund an Grün allenfalls noch in fein dosierten Maßen. Gegenteilige Behauptungen, insbesondere zu den ökologisch relevanten Freiflächen, verstehen die Betroffenen zu Recht als Provokation. Um es in den Worten eines Teilnehmers des jüngsten Hearings in Fürstenried zu sagen: Wie viel Baumasse man an der Appenzeller Straße gerade noch unterbringt, sollte nicht die Frage sein; erforderlich wäre vielmehr eine Verträglichkeits- und Akzeptanzanalyse. Behutsame Aufstockungen, die das Nachverdichtungskonzept neben der Errichtung gigantischer Hochpunkte und fragwürdiger, weil abstandsarmer Anbauten auch enthält, weisen in die richtige Richtung. Nur sind sie leider eher eine Fußnote.
In Fürstenried-West bündelt und artikuliert eine Bürgerinitiative in exemplarischer Weise die Interessen der Leute. Ihnen entgegenzukommen und das Maß der Verdichtung auf einen akzeptablen Wert zu reduzieren, sollte der nächste Schritt aus der verfahrenen Situation sein. Im Rathaus müsste man zur Kenntnis nehmen, dass Bürgerbeteiligung auch Mitbestimmung bedeutet.