Kolumne NullAchtNeun:Der Hund von Obama

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Nichts bewegt die USA mehr als die Frage, was für ein Hund künftig an der Seite des neuen Präsidenten "Platz" macht. Die Hundestadt München kann Tipps geben.

Karl Forster

Fast nichts bewegt in diesen Tagen die amerikanische Nation mehr als die Frage, was für ein Hund künftig an der Seite des neu gewählten Präsidenten "Platz" machen werde. Und weil nun München mehr oder weniger eine Hundestadt ist, gibt es auch seitens der Münchner Empfehlungen, die Barack Obama nicht in den Wind schlagen sollte. Natürlich sind die Dackelfreunde am lautesten. Sie erhoffen einen gewissen PR-Effekt, gilt diese Rasse doch hierorts als vom Aussterben bedroht. Dagegen sind in München die Möpse im Kommen, was aber eher ein Hund gewesen wäre für die Frau von McCain.

In München vom Aussterben bedroht: Der Dackel. Umso lauter sind die Dackelfreunde. (Foto: Foto: Haas)

Der Ami als solcher steht ja eher auf Labradore und Golden Retriever, weil die gerne Stöckchen holen, was auf eine von ihm geschätzte gewisse Unterwürfigkeit der Kreatur schließen lässt. Doch gibt es einen Werbespot für das (für einen Münchner untrinkbare) Bud light, in dem ein Mann wie Obama mit seinem Puli, einem ungarischen Hirtenhund mit langen, schwarzen Rastalocken, durstig vor einer Bar mit einem Schild "No Pets" steht.

Er setzt sich einfach den Hund auf den Kopf, geht hinein, singt ein bisschen Reggae und kriegt sein Bier. Was zum einen heißt, ein Puli würde auch Obama gut stehen, und zweitens über den Atlantik nach München weist, weil auch hier die Stadt gespalten ist in "Hunde erlaubt" und "Hunde nicht erlaubt". Und deswegen setzen Münchens Hundebesitzer auf Obama.

Drei Beispiele und ein Gegenbeispiel: Unlängst fragte eine Hundebesitzerin im Kaufhof am Marienplatz, ob sie denn ihr Anhängsel mitnehmen dürfe zum Shoppen. "Aber sehr gerne", lautete in fröhlichem Ton die Auskunft. Als sie mit ihren beiden Liebsten, also mit Mann und Hund, in ein wunderbares französisches Restaurant zur Abendspeisung eintrat und nämliche Frage stellte, hieß es: "Wir werden ein ruhiges Plätzchen finden. Braucht er Wasser?"

Und auch als die Schöne überraschend einen Termin bei ihrem Friseur bekam, brauchte sie den Hund nicht draußen warten zu lassen, er lag unterm Haarwaschbecken. Brav natürlich.

Hund und Kreativität?

Andererseits kursiert derzeit im Hundeparadies Englischer Garten ein neues Schlagwort: Hundering. Wer dieses bei Google eingibt, landet als erstes bei der Fachschaft Tiermedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München. Doch ist ein Hundering nicht eine neue Therapie gegen Flöhe oder Zecken, sondern eine Notfallmaßnahme für tierliebe Tiermedizinstudenten. Die dürfen nämlich ihre Zamperl nicht mehr mit aufs Uni-Gelände nehmen (das in dieser Fakultät sui generis voller Viecher ist), weil die Münchner Uni hundefrei werden soll. Also gründete man einen Hundering; wer gerade frei hat, hütet die ganze Meute während der Vorlesungen.

Die Uni ist nicht allein mit ihrer Ausgrenzungsmaßnahme. Behörden kassieren zwar gerne Hundesteuern, lassen den Besteuerten aber bei der Anmeldung vor der Türe warten. Manch ein Taxifahrer verweigert den Hundetransport. Es gibt gar Betriebe, in denen von den Mitarbeitern Kreativität gefordert wird, der die Kreativität positiv beeinflussende gute Freund aber ausgesperrt bleibt.

Hund und Kreativität? Jake Burton, der Papst der Snowboard-Hersteller, hat in einem SZ-Interview gesagt: "Es schadet keinem, wenn einer seinen Hund ins Büro mitbringt, es dürfte nur bewirken, dass er noch effektiver arbeitet, weil er einen Freund dabei hat und ihn nicht weggeben muss."

Nun, Jake Burton ist Amerikaner. Wie Obama. Sollte der künftig eine kreative Entscheidung treffen müssen, wird er vielleicht eine Nachdenkrunde mit seinem Hund machen. Dann kann nichts mehr schief gehen.

© SZ vom 08.11.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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