Kolumne: After Eight:Einbruch ins Ferienparadies

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Gerhard Polt hat eine Lösung für das derzeitige Wetter-Problem. Und wir haben einen Alternativplan.

Beate Wild

Sieht man derzeit aus dem Fenster, möchte man eigentlich nur eines: weg. Schon seit geraumer Zeit ist - zumindest offiziell - Frühling, doch davon ist in München bisher nicht so viel zu spüren. Bis auf ein paar Ausnahmetage, die man an einer Hand abzählen kann, zermürben uns bislang fast nur Wolken, Regen, Wind. Auch die Wetterprognose für das Wochenende ist: Regen.

Sieht so das Ferienparadies der Deutschen aus? Ein überfüllter Strand in Italien. (Foto: dpa)

Da fällt uns wieder Gerhard Polt ein und sein Song "PS-Rock" aus der Serie "Fast wia im richtigen Leben". Da singt er: "Fahr ma abi in den Süden, wo's wärmer ist - brech ma ein in des Ferienparadies." Und der Mann hat natürlich vollkommen Recht: Die Münchner, die gerade Pfingstferien und das nötige Kleingeld haben, sind schon längst am Gardasee, in Rimini oder gleich weiter südlich. Oder sie befinden sich noch auf der A8 im Stau, aber zumindest sind sie auf dem richtigen Weg.

Bei den anderen Münchnern - die armen, bemitleidenswerten und Leid geprüften - die hier bleiben müssen, liegen derzeit die Nerven blank, zumal dieses kapriziöse Wetter nicht nur auf das Gemüt schlägt, sondern auch die Freizeitgestaltung enorm beeinflusst.

Jetzt beginnt eigentlich die Outdoor- und Festival-Saison, da wäre es durchaus von Vorteil, wenn es nicht ununterbrochen regnen würde. Lieber Petrus, sämtliche Biergärten der Stadt klagen schon über Ausfälle und schlechten Umsatz. Und auch wir, die potentiellen Besucher dieser Etablissements, leiden sehr. Die Tage, an denen man abends draußen sein Bier trinken konnte, waren bisher dünn gesät. Kann man da nicht endlich mal die Temperatur um ein paar Grad höher drehen und das Wasser abstellen?

Am Wochenende scheint sich das Drama fortzusetzen: Auf der Leopoldstraße findet das Streetlife-Festival statt. Die Wettervorhersage prophezeit uns nicht nur Niederschlag, sondern gar Gewitter. Oder das kleine, feine Starkstrom-Amper-Festival im Süden von München, genauer gesagt in Schöngeising bei Fürstenfeldbruck, bei dem am Samstagabend unter anderem Carlos Mendes auflegt: Bei nasskalten 15 Grad holt man sich auf der Festwiese eher eine Erkältung als gute Laune.

Schlechte Voraussetzungen auch für die Wiedereröffnung des Café Cord im Sonnencarree (Sonnenstraße 19) am heutigen Donnerstag (27. Mai 2010). Auf Facebook hat das frisch renovierte Lokal schon Fotos von seiner wunderbaren Terrasse im Innenhof gepostet. Da wären angenehme Temperaturen durchaus wünschenswert. Außerdem wollen die Münchner endlich mal ihre Flip-Flops, kurze Hosen und Mini-Röcke aus dem Schrank holen. Zum Frühling braucht es schließlich auch Frühlingsgefühle.

Aber da wir durch unser Gejammer das Wetter leider auch nicht besser machen, bleibt uns nur übrig, einen Alternativplan in petto zu haben, bei dem uns das feucht-kalte Ambiente egal sein kann.

Am heutigen Donnerstag beginnt die Urban-Art-Messe Stroke 0.2 in der ehemaligen Landeszentralbank am Tucherpark (Sederanger 3). Dort gibt es bis Sonntag moderne Kunst wie Graffiti, Comic-Style und Skateboard-Art zu sehen und zu kaufen. Außerdem wird in dem alten Bankgemäuer an jedem Abend eine Party gefeiert, bei der auch sämliche DJ-Größen unserer Stadt (Mirko Hecktor & Co.) an den Plattentellern werkeln.

Am Freitagabend sollten Freunde elektronischer Indie-Musik unbedingt ins Ampere (Zellstraße 4) gehen. Dort stellt Lali Puna sein neues Album "Our Inventions" vor. Am Samstag feiert dann das Münchner Projekt "So Not Berlin" im Crux (Ledererstr. 3) sein einjähriges Bestehen und die Partyreihe "Rillenfieber" lässt im Puerto Giesing (ehemaliges Hertie-Kaufhaus, Tegernseer Landstraße 64) die Münchner tanzen. Das Motto: "Make love" - das hört sich ja schon mal recht vielversprechend an.

Wem dagegen nach Surfen ist, wer sich aber unter den derzeitigen Wetterbedingungen nicht in den Eisbach traut, dem sei ein Kinobesuch empfohlen. Seit einer Woche läuft der großartige Dokumentarfilm "Keep Surfing" über die Münchner Wellenreiter in den hiesigen Lichtspielhäusern.

Oder wir packen doch noch unser Surfbrett ein und brechen auf Richtung Süden. Im Ferienparadies ist es sonnig, 28 Grad.

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