Jüdische Gemeinde:Große Mehrheit für Charlotte Knobloch

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Charlotte Knobloch, hier bei einem SZ-Gespräch im November 2015, bleibt der Israelitischen Kultusgemeinde vier weitere Jahre als Präsidentin erhalten. (Foto: Catherina Hess)

Die Israelitische Kultusgemeinde wählt die 83-Jährige erneut zur Präsidentin

Von Jakob Wetzel

Die Präsidentin bleibt: Charlotte Knobloch wird weitere vier Jahre die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) leiten. Am Montagabend ist die 83-Jährige vom neu gebildeten Vorstand der jüdischen Gemeinde im Amt bestätigt worden. Schon bei den Gemeindewahlen am 7. und 10. Juli hatte sie die meisten Stimmen erhalten, laut IKG mit deutlichem Abstand auf alle weiteren Kandidaten. Zu neuen Vizepräsidenten gewählt wurden der Ingenieur Ariel Kligman und der Unternehmer Jehoshua Chmiel. Als weiteren Vizepräsidenten wünscht sich Knobloch von 2017 an den Münchner Stadtrat Marian Offman (CSU); dazu müssen aber zunächst die Statuten der IKG geändert werden.

In den folgenden Jahren will sich Knobloch mit ihrem neuen Vorstand großen Projekten widmen, etwa der Eröffnung eines jüdischen Gymnasiums und eines neuen Seniorenheims mit betreutem Wohnen. Doch auch der Kampf gegen den Antisemitismus werde die Gemeinde begleiten, sagt Knobloch. "Wir spüren, dass es eher wieder mehr als weniger Judenfeindschaft gibt." Die gesamte Gesellschaft müsse dem entgegenwirken. Mit Sorge blicke die Gemeinde zudem unter anderem auf "gefährliche antidemokratische Tendenzen in der Gesellschaft", so die 83-jährige Münchnerin. Nicht nur deswegen bleibe eine Erinnerungskultur wichtig, die eine Brücke schlage zwischen der deutschen Geschichte und der Verantwortung in der Gegenwart.

Charlotte Knobloch ist seit 34 Jahren Mitglied im Vorstand der IKG, seit 1985 amtiert sie als Präsidentin. Ihr Rückhalt in der Gemeinde ist offensichtlich groß: Bei den Gemeindewahlen, bei denen alle volljährigen Gemeindemitglieder abstimmen dürfen, erhielt sie nicht nur die meisten Stimmen, gefolgt vom CSU-Stadtrat Marian Offman, dem Rechtsanwalt Peter Guttmann und der Kauffrau Talia Presser. Knobloch war zu den Wahlen in diesem Jahr auch erstmals mit einem eigenen Team angetreten, unter anderem gegen die Liste "Yachad" ("Gemeinsam") um die bisherigen Vizepräsidenten Judith Epstein und Michael Fischbaum, die zwar ebenfalls Knobloch stützten, aber für eine Erneuerung geworben hatten. Knobloch hatte Erfahrung und Expertise dagegengesetzt. Ihr "Team Knobloch" setzte sich bei der Abstimmung deutlich durch: Von 14 Kandidaten ihrer Liste schafften es 13 in den neuen Vorstand. Ihr Team gebe es aber nun nicht mehr, sagt Knobloch: "Ich wünsche mir, dass wir ab heute als Vorstand an einem Strang in dieselbe Richtung ziehen."

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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