Hunde in München:Warum die Leinenpflicht überfällig war

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Immer an der Leine: München führt für die Altstadt und Spielplätze eine Leinenpflicht ein.  (Foto: Marco Einfeldt)

Worte können einen aggressiven oder vom Jagdinstinkt gepackten Hund nicht zurückhalten - eine Leine womöglich schon. Die Entscheidung Münchens, in der Altstadt oder auf Spielplätzen Leinenpflicht einzuführen, ist deshalb längst überfällig, aber sie geht noch nicht weit genug.

Ein Kommentar von Silke Lode

Zugegeben, der Zwischenfall mit einem Polizeihund, der im November in Mittelfranken auf sechs Kinder losgegangen ist, ist ein extremes Beispiel. Doch er zeigt, dass selbst Hunde eine Gefahr darstellen können, die bestens darauf getrimmt sind, auf ihr Herrchen oder Frauchen zu hören. Auch in München greifen Hunde immer wieder Menschen an - im vergangenen Jahr gab es im Schnitt fast jeden Tag einen Zwischenfall. Der Stadtrat hat das Thema viel zu lange schleifen lassen.

Das eigentlich Überraschende ist nicht der Beschluss, große Hunde jetzt an bestimmten Stellen an die Leine zu legen, sondern die Tatsache, dass so etwas in einer Großstadt nicht schon längst selbstverständlich ist. Nicht nur wegen schlimmer Attacken wie jener eines Labrador-Mischlings auf die zweijährige Pauline, die den Stadtrat überhaupt erst bewogen hat, seine Laisser-faire-Haltung zu überdenken.

Hunde gehören in der Stadt allein aus Rücksicht auf andere Menschen an die Leine. Nicht jeder mag die Tiere, viele Menschen haben schlicht Angst vor Hunden. Ein fröhliches "Der will nur spielen", zeugt zwar immerhin davon, dass der Halter seinen Hund und die Umgebung im Blick hat. Solche Kommentare ändern aber nichts an der Beklemmung, mit der so mancher einem fremden Hund begegnet.

Anders als die Leine halten Worte einen aggressiven oder vom Jagdinstinkt gepackten Hund nicht zurück. Eine Leinenpflicht in der Altstadt oder auf Spielplätzen ist daher zwar ein Anfang - aber sie geht nicht weit genug. Die Regel müsste genau andersherum gemacht werden: Hunde gehören an die Leine - außer in speziell ausgewiesenen Freilaufzonen.

Wer das nun als Quälerei für seinen Hund ansieht, der sollte darüber nachdenken, ob ein großer, bewegungsfreudiger Hund wirklich der richtige Gefährte in einer Großstadt ist.

© SZ vom 02.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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