Hoher Schaden:Betrüger erbeuten Goldmünzen

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Die falschen Polizisten machen Beute im Wert von 100 000 Euro

Von Martin Bernstein

Falsche Polizisten haben einer Schwabinger Künstlerin Goldmünzen im Wert von fast 100 000 Euro abgeluchst. Die Anrufer brachten die 67 Jahre alte Frau dazu, den gesamten Inhalt ihres Bankschließfachs einem Unbekannten auszuhändigen. Am Ende leisteten sich die Betrüger einen besonders bösen Scherz: Nach vollbrachter Tat lotsten sie ihr Opfer telefonisch noch bis zum echten Polizeipräsidium in der Ettstraße. Erst dann legten sie auf. Damit setzt sich die Serie der Taten durch falsche Polizisten, Richter oder Staatsanwälte nahtlos fort. Die Betrüger, die meist aus der Türkei agieren, haben im vergangenen Jahr ihren 40 Münchner Opfern insgesamt rund 4,3 Millionen Euro abgenommen. In den übrigen mindestens 3200 Fällen blieb es beim Versuch. Die echte Polizei fahndet jetzt nach dem Abholer der Beute.

Gegen 20.30 Uhr klingelte am Donnerstag das Telefon bei der Malerin. Der angebliche Kriminalbeamte, der sich als "Herr Beckmann" vorstellte, erweckte bei der Frau den Eindruck, genau Bescheid zu wissen - über ihr Schließfach, dessen Inhalt und die Bedrohung durch eine Einbrecherbande. Auch sein Kollege namens "Schneider" schaltete sich ein. Beide bedrängten die Frau, niemanden über dieses Gespräch zu informieren und sich am Folgetag unter einer Mobilfunknummer zu melden. Das tat die Frau am Freitag - um zu ihrem Entsetzen von den falschen Kriminalern zu erfahren, dass die Täter bereits am Schließfach gewesen seien und den Inhalt ausgetauscht hätten. Sie solle daher die Goldmünzen holen und einem Abholer übergeben. Der werde auf der Straße auf sie warten und die Wertsachen anschließend zur Untersuchung in ein Labor bringen. Die Frau tat, wie ihr geheißen worden war.

An der Ecke Kaiser- und Belgradstraße wechselten nach Angaben des Opfers mehrere Dutzend Krügerrandmünzen ihren Besitzer. Der Abholer ist etwa 1,65 Meter groß, hat eine kräftige untersetzte Statur, dunkle Haare, einen starken Haarwuchs und markante Augenbrauen. Der Mann war sportlich gekleidet mit schwarzem T-Shirt, schwarzer Trainingshose und sprach Deutsch mit Akzent. Anschließend wurde die 67-Jährige von dem falschen Kriminaler telefonisch zum Polizeipräsidium München dirigiert. Als sie dort eintraf, wurde das Telefonat abrupt beendet. Jetzt suchen die Ermittler der Arbeitsgruppe "Phänomene" im Präsidium (Telefon 089/ 2910-0) Zeugen.

© SZ vom 11.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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