Hilfs-Angebot für Frauen:Sicher auf dem Oktoberfest

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  • Die Mitarbeiter von "Sichere Wiesn" bieten jedes Jahr auf dem Oktoberfest einen Anlaufpunkt für Mädchen und Frauen, die in Probleme geraten sind.
  • 200 Frauen und 21 Mädchen unter 18 Jahren haben dies auf dem Oktoberfest 2014 getan.

Von Claudia Wessel

"Ihr könntet auch nackert über die Wiesn gehn", sagt Kristina Gottlöber zu jugendlichen Mädchen. "Dann würdet ihr zwar wegen Exhibitionismus angezeigt, aber anfassen dürfte euch trotzdem keiner." Mit diesem Satz macht die Vertreterin von Imma e.V., der Initiative für Münchner Mädchen, die gemeinsam mit Amyna und dem Frauennotruf eine von drei Initiatorinnen der Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" ist, deutlich, um was es geht.

"Die Wiesn ist das größte und unserer Meinung nach auch schönste Volksfest der Welt." Alle sollen dort hingehen und feiern, aber nicht alles akzeptieren, was (nicht nur betrunkene) Männer mit ihnen machen. Die Mitarbeiter von "Sichere Wiesn" bieten jedes Jahr auf dem Oktoberfest einen Anlaufpunkt für Mädchen und Frauen, die in Probleme geraten sind: sei es, dass sie ihre Freunde verloren haben, nicht mehr wissen, wie es nach Hause oder zum Hotel geht - oder sie Opfer von Straftaten geworden sind.

Was auf der Wiesn 2014 geschah

Laut Polizeibericht 2014 grabschen Männer auf der Wiesn oftmals, sie fotografieren unter den Rock, verfolgen und bedrängen Frauen, im schlimmsten Fall gibt es Anzeigen wegen Vergewaltigung - bei der Wiesn 2014 zweimal. Die Polizei hat den Frauen von "Sichere Wiesn" bestätigt, dass es Männer gibt, die die Wiese neben der Bavaria regelrecht beobachten auf der Suche nach betrunkenen und erschöpften Opfern. "Die Polizei weiß, dass es Männer gibt, die dort liegende Frauen erst mal anstupsen, um zu sehen, wie weit sie gehen können", sagt Gottlöber.

Doch es muss nicht erst etwas Ernstes passieren, dass ein Mädchen oder eine Frau sich an den Security Point im Servicezentrum auf der Theresienwiese wenden sollte. Handtasche verloren, Freunde nicht mehr gefunden, Akku des Handys leer - alles, was eine Frau in eine gewisse Panik versetzt, ist Grund genug, um in dem ruhigen Raum abseits des Getümmels vorbeizuschauen. 200 Frauen und 21 Mädchen unter 18 Jahren haben dies auf dem Oktoberfest 2014 getan.

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Die Problemlösung dauert meist "zwischen einer halben Stunde und sechs Stunden", sagt Alexandra Stigger vom Frauennotruf. Die Öffnungszeiten des Security Points, eigentlich nur bis 1 Uhr nachts, werden so oft ausgedehnt. 3 Uhr ist schon ziemlich normal, es gab aber auch schon einmal eine Betreuung, die bis 9 Uhr am nächsten Tag andauerte.

Was die Helfer raten

Das stark nachgefragte Projekt, das es seit 13 Jahren gibt, wird von der Stadt München und dem Landkreis München unterstützt. Außerdem spenden zahlreiche Sponsoren für das alljährliche Gewinnspiel. Alle Bürgermeister der Landeshauptstadt und auch Landrat Christoph Göbel sind Schirmherrn. Bereits beim Pausenhofprojekt vor Start des Oktoberfestes sind die Mitarbeiter von "Sichere Wiesn" in mehr als 30 Schulen vom ersten Schultag nach den Sommerferien bis zum ersten Wiesn-Dienstag präsent.

Dabei werden Schülerinnen ab der achten Klasse über Gefahren des Wiesnbesuchs aufgeklärt. Etwa mit Fragen wie: "Wisst ihr denn schon, wie ihr nach Hause kommt?" Die Helfer raten auch: Macht einen Treffpunkt aus, falls ihr euch verliert. Merkt euch Telefonnummern, Handys gehen oft verloren oder das Netz bricht zusammen. Das zeigt die Erfahrung der Helferinnen.

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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