Hellabrunn:Mysteriöser Tod eines Affenweibchens

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Sie mied das Wasser und galt als ruhige und ausgeglichene Schimpansin. Dennoch ist Püppi in den Wassergraben gesprungen - und dort ertrunken. Wie das passieren konnte? Der Zoo steht vor einem Rätsel.

Christina Warta

Das Gras am Rand des Geheges, gleich beim Aquariumseingang, ist noch ganz platt gedrückt. Hier haben Tierpfleger am Mittwochfrüh versucht, die leblose Schimpansin "Püppi" zu reanimieren. Doch es gelang nicht: Püppi starb, nachdem sie in den Wassergraben gestürzt war, der das Gehege umgibt. "Die Umstände sind vollkommen unklar", sagte Zoodirektor Andreas Knieriem am Nachmittag bestürzt.

Schimpansin Püppi (links, mit ihrem Gefährten Toni) ist aus ungeklärten Gründen in einem Wassergraben ertrunken.  (Foto: Tierpark Hellabrunn)

Gegen 9.45 Uhr hatte ein Tierpfleger, der in der Nähe des Freigeheges unterwegs war, ein Pflatschen gehört. Er rannte zum Schimpansenareal, Kollegen ebenfalls. Die Schimpansin entdeckten die Tierpfleger auf dem Grund des Wassergrabens. Sie zogen sie heraus. Mit Herzmassagen versuchte sie, das Tier wiederzubeleben. "Doch ich habe schon geahnt, dass sie tot sein würde", sagte Tierarzt Knieriem. "Menschenaffen sind den Umgang mit Wasser überhaupt nicht gewöhnt. Wenn sie hineinfallen, ist das ein Schock. Sie gehen sofort unter." Häufig würden die Affen das Wasser richtiggehend inhalieren. "Sie sind dann kaum zu retten", sagt Knieriem, der zu diesem Thema promoviert hat.

Püppi war 19 Jahre alt und seit acht Jahren die Gefährtin des bereits 50 Jahre alten Toni. Sie galt als besonders ruhige, ausgeglichene und körperlich wenig aktive Schimpansendame. Und: Alleine wagte sie sich nie ans Wasser. "Sie war immer nur dort, wenn auch Toni dabei war", sagt Kuratorin Beatrix Köhler. Doch Toni war am Morgen im Innengehege geblieben. Im Zoo rätselt man deshalb, was Püppi dazu bewegt haben könnte, nicht nur ans Wasser zu kommen, sondern aus dem Stand auch noch den 1,50 Meter hohen Elektrozaun zu überspringen. "Irgendwas muss sie gereizt haben, das wollte sie haben", so Knieriem. Auf der anderen Seite war sie dann ins Wasser gerutscht und hatte sich, obwohl die Böschung eigens mit einem Fangnetz überspannt ist, nicht ans Ufer retten können.

"Wir sind schon etwas irritiert", sagte Knieriem. Als die Pfleger zum Gehege gerannt seien, seien auch viele Besucher am Schimpansenareal gewesen. Ohnehin ist derzeit viel los im Zoo. "Hinterher hat sich aber keiner gemeldet und uns erzählt, was passiert ist." Auch Beatrix Köhler kann die Vorgänge nicht nachvollziehen. "Das nährt den Verdacht, dass da etwas vorgefallen ist." Möglicherweise haben Besucher den Schimpansen mit Eis oder einer Flasche geködert.

Um Gewissheit zu erlangen, werden Zeugen des Vorfalls gebeten, sich unter der Telefonnummer 089/625 08 34, per E-Mail unter office@tierpark-hellabrunn.de oder direkt im Zoo zu melden. Nach dem Vorfall wurden Schimpansen und Gorillas aus den Außengehegen geholt. "Solange wir nicht wissen, was genau passiert ist, können wir kein Risiko eingehen", sagte Knieriem.

Bereits 2007 war in Hellabrunn Schimpanse "Franzl" in den Wassergraben gestürzt und ertrunken. Daraufhin hatte man den Zaun um das Gehege deutlich erhöht und das Fangnetz installiert.

© SZ vom 26.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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