Gründerszene:Die drei Digitalen

Bürgermeister Schmid, BMW-Erbin Klatten und Ministerin Aigner haben große Pläne

Von Katja Riedel

Im obersten Stock des Referats für Arbeit und Wirtschaft war es wohl noch nie so voll wie an diesem Tag. Den Hausherrn, so ist unschwer zu erkennen, freut das sehr, und nicht weniger freuen Josef Schmid die beiden prominenten Besucherinnen, mit denen gemeinsam der CSU-Bürgermeister und Wirtschaftsreferent an diesem Tag den nächsten Schritt auf dem Weg zur Gründerstadt München verkünden will. An Schmids Seite sitzen also BMW-Erbin Susanne Klatten und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). Alle drei gemeinsam wollen 2019 ein neues Gründerzentrum im Kreativquartier an der Dachauer Straße auf den Weg bringen.

In dem Zentrum soll es um die Zukunft der Stadt gehen - die intelligente Stadt, Smart City genannt, eine Stadt, die ökologisch ausgerichtet, lebenswert und vernetzt ist. Für das Gründerzentrum soll die Stadt München ein Grundstück stellen, auf dem Klattens UnternehmerTUM GmbH dann das Zentrum errichten und betreiben soll - eine Partnerschaft zwischen öffentlicher Hand und einem privaten Financier also; der Freistaat soll zudem Projektgelder in Höhe von 2,5 Millionen bereitstellen. Der Stadtrat muss dem Projekt noch zustimmen.

Nicht nur Ilse Aigner, auch Josef Schmid hat sich das Thema Digitalisierung zu eigen gemacht. München, so ist es gemeinsamer Plan, soll binnen weniger Jahre zu Berlin aufschließen. München und Bayern sollten bald auf Augenhöhe sein mit Paris, London, Singapur und Peking. Bislang steht München zwar im Technologiebereich auch bei den jungen, innovativen Unternehmen gut da, doch Berlin gilt nach wie vor als die deutsche Gründerhauptstadt. Allein am Campus Garching, wo die UnternehmerTUM auf dem Unigelände der TU bereits ein solches Gründerzentrum betreibt, entstehen jährlich etwa 50 solcher junger Unternehmen, die gute Chancen haben, auf dem freien Markt zu überleben. Nun soll das Münchner Zentrum einen ähnlichen Zuschnitt bekommen - jedoch in Innenstadtlage und in großer Nähe zu Künstlern und Designern, die ebenfalls in ihren Ateliers auf dem Areal der ehemaligen Luitpoldkaserne arbeiten sowie nebenan in der Hochschule München. Wie viel UnternehmerTUM in Bau und Betrieb investieren wird, wird erst zu einem späteren Zeitpunkt feststehen. Wie in Garching wird es dann auch in München eine große Werkstatt geben, in der die zugelassenen Teams teure Maschinen kostenlos nutzen können, um ihre Prototypen zu bauen.

Profitieren sollen sie auch von unternehmerischem, technologischem und gestalterischem Knowhow ihrer Mitbewohner. Ausgewählte Start-ups bekommen vorübergehend ein Büro zu günstigen Konditionen, bis ihre Finanzierung auf sichereren Beinen steht und sie sich Räumlichkeiten auf dem freien Markt leisten können. Zudem soll es Arbeitsplätze in Co-Working-Zonen geben, in denen Unternehmer Schreibtische auch tageweise mieten können. Für Susanne Klatten steht bei allen Innovationen aus dem Zentrum die Frage im Mittelpunkt, wie wir in einer wachsenden Stadt leben wollen: "Intelligente Städte sind nämlich nicht unbedingt gleich lebenswerte Städte."

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