Der Abend im Bezirksausschuss, seit vielen Monaten im Stadtviertel gefordert und endlich realisiert, hätte einen Neuanfang bringen können. Die gebeutelte Schulfamilie der Grandlschule in Obermenzing hätte ihn so bitter nötig. Was die Zuhörer im Pasinger Rathaus aber zu hören bekamen, waren in freundliche Worte gekleidete Auseinandersetzungen über die Anwendbarkeit unterschiedlich hoher Grenzwerte, waren Unbedenklichkeitserklärungen für die mit Formaldehyd belasteten Schulcontainer. Waren Beteuerungen, nun sei es sicher, niemand brauche sich Sorgen machen, auch nicht um asthmatische oder allergisch vorbelastete Kinder.
Recht haben und überzeugen aber sind zwei Paar Stiefel. Das wurde Stadtschulrat Rainer Schweppe und seinem für die meisten medizinischen Fachfragen zuständigen Begleiter-Stab nur zu deutlich aufgezeigt, in der quälenden Aussprache und anschließend noch zwischen Eltern und Experten vor der Tür. Auf eingehaltene Grenzwerte zu pochen, die eigene Messungen ergeben hatten, alle Ergebnisse der von Eltern eingeschalteten Fachleute aber als methodisch fragwürdig abzutun - das mag fachlich nachvollziehbar sein. Selbst aber unfassliche Mängel einräumen zu müssen, angefangen bei einer von Anfang an missglückten Krisenkommunikation bis hin zum Umstand, dass man die Rektorin nicht habe erreichen können, weil eine Telefonnummer nicht verfügbar war - das baut wirklich kein Vertrauen auf.
Auch am Dienstagabend machte der maßgebliche Stadt-Manager nicht den Eindruck, wirklich gut vorbereitet zu sein. Eine verbindliche Reaktion auf die wiederholte Aufforderung, besonders sensible Kinder, so möglich, die Schule wechseln zu lassen, vermied er. Dass diese auf der Hand liegende Forderung offenkundig im Referat zuvor nicht durchgespielt worden war, wirft kein gutes Licht auf die Bildungs-Experten - und auf Rainer Schweppe. Die Kraft, eine solche Zusage auf die eigene Kappe zu nehmen, hatte er nicht.