Estelle Gisela Kleuser-Kübler nimmt es gelassen, dass man ihr Wasser auf den Kopf gießt und dann auch noch der Schichtl mit seiner Begrüßung der Wiesn-Besucher (vom Band) dazwischenplatzt. Die Taufe des zehn Monate alten Mädchens - ihre Eltern haben einen Stand mit glasierten Früchten - steht gleich am Beginn des traditionellen, jährlichen Wiesn-Gottesdiensts, der in diesem Jahr wieder im Marstall-Festzelt unter großer Beteiligung von Schaustellern und Wiesnwirten stattfand. Die kleine Estelle war nicht das einzige Kind, das bei dieser Messe einen großen Auftritt hatte. Einen Firmling gab es nämlich auch noch; Fabio Lucca Konrad, der Sohn von Claus und Kathrin Konrad, die den Toboggan betreiben.
Pfarrer Sascha Ellinghaus, Nationalseelsorger für alle Zirkusleute und Schausteller, zelebrierte den Gottesdienst unter anderem mit dem Dominikanerpater Paul Schäfersküpper, dem Regionalseelsorger für München und Augsburg, der die kleine Estelle taufte. Ellinghaus bezog sich in seiner Predigt auf die bevorstehende Bundestagswahl und betonte, dass man "auch mit dem Glauben eine Wahlentscheidung treffe und zwar für ein ganzes Leben". Er rief dazu auf, auch bei der Wahl sich für jene zu entscheiden, die das Gemeinwohl im Sinn hätten und nicht aus persönlichen Interessen ein Amt anstrebten. Beifall erhielt er, als er am Rande kritisierte, dass die Stadt der Schaustellerfamilie Menzel die Zulassung für ihren "Weissbier-Stadel" entzogen hatte, nachdem der Vater Egon Menzel im Juli überraschend verstorben war.
Pfarrer Torsten Heinrich, Leiter der evangelischen Circus- und Schaustellerseelsorge rief in einem kurzen Grußwort am Ende der Messe dazu auf, aus der Wiesn auch in diesem Jahr wieder "ein Fest der Lebensfreude, der Gastfreundschaft und des ausgelassenen, gemeinsamen Feierns zu machen".