Gloria Palast am Stachus:Kino erster Klasse

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Der neue Trend in München: Kinos werden luxuriös umgestaltet. Nun ist der Gloria Palast am Stachus an der Reihe und soll ein Nobel-Lichtspielhaus werden.

Susanne Hermanski

Berlin ist arm. Das sagt sogar der Bürgermeister. Ein Luxuskino mit weißen Ledersesseln, Valet-Parking, und einer Speisen- und Getränkeauswahl jenseits von Popcorn und Cola, serviert am Platz, hat die Hauptstadt trotzdem schon seit dreieinhalb Jahren. Im wohlhabenden München dagegen wollte lange kein Kinobetreiber investieren. Marode Spielstätten wurden kurzerhand geschlossen. Doch jetzt kommt auch hier Bewegung in die Szene. Die jüngste Nachricht, die in Kinokreisen länger schon als Gerücht kursierte, gilt dem Gloria Palast am Stachus.

Wird umgestaltet: Der Gloria Palast am Stachus. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Haus, das 1956 eröffnet wurde und mit seinen farbig illuminierten Wasserspielen vor der Leinwand unvergleichlich mondän war, soll nun, nach wechselvollen Jahrzehnten, in ein sogenanntes Premiumkino verwandelt werden. Dafür wird die Zahl der Sitzplätze fast halbiert, dunkle Lederfauteuils werden installiert, und oben auf der Galerie soll eine exklusive Lounge mit Holzvertäfelungen und tiefroten Farbakzenten entstehen.

Betreiber des Gloria ist seit 2007 die "Kinopolis" mit Sitz in Darmstadt. Sie führt in München auch das Mathäser, und daraus erwächst der Programmgestaltung des Gloria große Flexibilität - obwohl das Kino nur eine Leinwand hat. Seit 100 Jahren schon führt die Familie Theile die Kinopolis - der 38-jährige Gregory Theile gehört zur vierten Generation. "Wir haben uns schon lange mit dem Gedanken getragen, mussten aber noch viele Details klären", sagt er. "Schon im Herbst wird der Umbau fertig sein und mindestens 1,2 Millionen kosten."

Bis dahin soll auch das Maxx am Isartor komplett renoviert und mit einer eleganteren Vorhalle versehen sein. Das einzige wirklich luxuriöse Kino, das jetzt schon den Münchner Filmfans zur Verfügung steht, befindet sich im Bayerischen Hof. Zunächst war es nur hoteleigenen Veranstaltungen vorbehalten, doch seit einigen Monaten wird es nach dem Konzept des Berliner Vorreiters geführt und ist für die Öffentlichkeit zugänglich - durch die Falk's Bar das Hotels. Die "Astor Cinema Lounge" bietet nur rund zwei Dutzend Plätze und vermittelt ein sehr gehobenes Wohnzimmergefühl.

Die Idee, dieses Schatzkästlein für jedermann zu öffnen, hatte Kinobetreiber Hans Joachim Flebbe, der auch die Berliner Astor Lounge aus der Taufe gehoben hat. Er sucht in München ebenfalls nach einem geeigneten Kino, das gentrifiziert werden könnte. Und der Münchner Club-Besitzer Constantin Wahl hat erst vergangene Woche angekündigt, er wolle das Atlantis luxuriös umgestalten.

© SZ vom 07.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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