Giesinger Garten:Ein bisschen Frieden

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"Was derf's denn sei?" - Im Giesinger Garten gibt es montags und donnerstags Augustiner-Bier vom Fass. Und dazu ziemlich günstigen Schweinebraten. (Foto: Robert Haas)

Mutige Ansage: Der Giesinger Garten will eine Stadtteilkneipe sein - für Löwen- und Bayern-Fans. Die Kellner begrüßen einen im deftigem Münchnerisch, das Bier kommt ab und an aus dem Holzfass. Nur die "Rigatoni Phillipo" geben Rätsel auf.

Von Thierry Backes

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

Um das Friedensangebot von Fritz Kustatscher an die Untergiesinger richtig zu interpretieren, muss man die Geschichte von den roten Bänken kennen. Ein unbedachter Stadtplaner hatte sie im Sommer 2012 auf dem neugestalteten Hans-Mielich-Platz aufstellen lassen - und damit viele Anhänger des TSV 1860 München verärgert, die alles Rote am liebsten aus Giesing verbannen würden. Sie pinselten die Sitzgelegenheiten über Nacht einfach um. Natürlich in Blau. Die Stadt hat den Konflikt letzten Endes gelöst, indem sie auf Farben ganz verzichtet. Seitdem stehen auf dem Hans-Mielich-Platz Naturholzbänke.

Bei Fritz Kustatscher gibt es weder rote noch blaue Bänke, dafür aber eine mutige Ansage: Der Wirt im neuen Giesinger Garten will nicht nur die Spiele der Löwen auf vier großen Leinwänden zeigen, sondern auch die des FC Bayern, und das mitten im (theoretisch) blauen Giesing.

Das goldene "G" in antiker Schrift hängt auch über den Pissoirs

Das sagt viel über das Konzept von Kustatscher, der eine "Stadtteilkneipe" etablieren möchte, wie er sie mit dem Sappralott in Neuhausen seit 13 Jahren führt. Er hat sich für sein Friedensprojekt ein wunderbares, leicht abgelegenes Lokal zwischen Teutoburger und Gerhardstraße ausgesucht. Viele Jahre lang stand es leer, aber schon 1906 soll es hier eine Gaststätte gegeben haben. Der namensgebende Garten ist zwar eigentlich eine Terrasse, fühlt sich wegen der umstehenden Kastanien aber an wie ein echter Biergarten.

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Urig, das ist ja ein Wort, das gerne missbraucht wird, wenn es um alte Wirtshäuser geht. Aber es passt genau, um den Eindruck zu beschreiben, den man hat, wenn man den Giesinger Garten zum ersten Mal betritt: das Fischgrätenparkett, die Möbel von der Augustiner-Brauerei, aber auch das goldene "G" in antiker Schrift, das über den Pissoirs hängt oder auf den T-Shirts der Mitarbeiter zu finden ist, die historischen Fotos an den Wänden - all dies trägt zu einem wohligen Gefühl bei. Es wird noch verstärkt, wenn einer der junge Kellner einen in deftigem Münchnerisch Giesinger Prägung mit einem "Servus" begrüßt, und ein "Was derf's denn sei?" folgen lässt.

Die Karte ist entsprechend simpel gehalten, die Gerichte sind bemerkenswert günstig. Den ganz ordentlichen Schweinebraten mit Kartoffelknödel und Speckkrautsalat oder das Münchner Schnitzel mit Bratkartoffeln gibt es für je 8,90 Euro. Rätselhaft bleibt, warum der Wirt neben allem Bayerischen noch amerikanische Burger anbietet - oder das: "Rigatoni Phillipo mit Sauce Hollandaise, Putenstreifen, Spinat und Sambal Oelek (scharf)" für 8,50 Euro.

Kustatscher macht das aber mehr als wett mit Augustiner-Bier, das montags und donnerstags von 17.30 Uhr an aus dem Fass gezapft wird. Oder durch seine Mitarbeiter, die im Vorbeigehen "An Guadn" wünschen. Am Ende des Abends steht einer von ihnen draußen, stützt sich auf einen der Stehtische und raucht. Zu gerne würde man ihn fragen, wo er so steht in Sachen Fußball, doch man ahnt es: Vermutlich würde er es einem nicht sagen - um des Friedens willen.

© SZ vom 08.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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