Gesundheit:Mehr Mängel in der Pflege

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Angespannte Personalsituation wirkt sich auf die Betreuung aus

Von Sven Loerzer

Auf die steigende Zahl älterer Menschen in München sind Medizin und Pflege nicht ausreichend vorbereitet. Nach Berechnungen des Sozialreferats wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2025 um etwa 6200 auf 31 400 Personen steigen. Derzeit sei die medizinische Versorgung aber "quantitativ und qualitativ grundsätzlich gut aufgestellt", erklärt Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs auf eine Anfrage von SPD-Stadträten. Gleichwohl gibt es auch in diesem Bereich noch einiges, was zu verbessern wäre.

So gilt München nach der Richtlinie zur Bedarfsplanung zwar als haus- und fachärztlich überversorgt. "Dennoch zeigt sich, dass die Arztpraxen nicht gleichmäßig verteilt sind", betont Jacobs. Deshalb träten "besonders in den Stadtrandgebieten mit schwächerer Sozialstruktur lokale Versorgungslücken" auf. Außerdem bekomme der Seniorenbeirat immer wieder zu hören, "dass es grundsätzlich immer weniger Ärzte gibt, die Hausbesuche durchführen".

Bei der pflegerischen Versorgung wirke sich "die seit Langem sehr angespannte Personalsituation entsprechend auf die Pflegequalität aus", so gehe es aus dem aktuellen Bericht der Heimaufsicht hervor. Die gestiegene Zahl der Mängel, bei denen die personellen Mindestvorgaben nicht eingehalten wurden, sowie deshalb zeitweise geltende Aufnahmestopps in den Heimen deuten nach Jacobs Darstellung auf ein zunehmendes Personal- und Qualitätsproblem hin. Keine zuverlässige Aussage liefern dagegen die sogenannten Pflegenoten, die von 2019 an durch eine verlässlichere Bewertung abgelöst werden sollen. Die angespannte Personalsituation wirkt sich auch in der ambulanten Pflege aus. So gebe es dort Versorgungsengpässe bei Patienten mit aufwendiger medizinischer Betreuung.

Bei der Geriatrie, der Altersmedizin, die speziell auf die Versorgung älterer Patienten mit chronischen Leiden und Mehrfacherkrankungen abgestimmt ist, sieht das Gesundheitsreferat erheblichen Ausbaubedarf. So sei die Zahl der geriatrisch weitergebildeten Hausärzte noch zu gering. Die wohnortnahe geriatrische Rehabilitation sei zudem stationär nur in vier Münchner Kliniken möglich: "Die Kapazitäten können damit als nicht ausreichend betrachtet werden." Damit sei aber die geforderte wohnortnahe geriatrische Rehabilitation "nicht für alle älteren Münchner gewährleistet", stellt Jacobs fest. Auch in der Lehre bestehen Defizite: "Die langjährige Forderung nach Schaffung eines Lehrstuhls für Geriatrie in München ist bislang nicht umgesetzt worden", klagt die Gesundheitsreferentin. Ebenso verzögere sich die Einführung der Facharztausbildung für Geriatrie in Bayern seit Jahren.

Auch das vom Gesundheitsreferat geförderte Versorgungsangebot "Thea mobil - Therapie und Hilfe im Alltag für ältere Menschen" wird dem Bedarf noch längst nicht gerecht. Thea mobil erhält und verbessert durch ergotherapeutisches Training zu Hause die Alltagskompetenz von älteren Menschen. Die derzeit dafür bewilligten Stellen aber reichen nach Angaben des Gesundheitsreferats nicht für ein flächendeckendes Angebot in der Stadt aus.

© SZ vom 19.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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