Geschlagen und erstochen:Ermordete Frau hinterlässt drei Kinder

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Die Tat war so brutal, dass die Polizei von einem "Übertöten" spricht: Ein Mann soll seine Frau erst geschlagen und dann auf sie eingestochen haben - während der gemeinsame Sohn in der Wohnung war.

Von Martin Bernstein, München

Der 53-jährige Mann, der am Donnerstagmorgen in Haar seine 40-jährige Ehefrau niedergeschlagen und dann erstochen haben soll, hat nach Auskunft der Polizei mit ungewöhnlich großer Brutalität agiert. Kriminaloberrat Markus Kraus, der Leiter der Mordkommission, sprach am Freitag angesichts der Vielzahl der Messerstiche von einem "Übertöten". Nach ersten Ermittlungen schlug der Mann seine Frau zunächst regelrecht zusammen und stach dann mit einem Küchenmesser auf ihr Gesicht und ihren Oberkörper ein. Und das, während der vierjährige Sohn des Paares in der gemeinsamen Wohnung war.

Die beiden Töchter (sieben und neun Jahre alt) waren zum Tatzeitpunkt gegen 8.20 Uhr bereits in der Schule. Der Tatverdächtige behauptet, seine Frau habe zunächst ihn mit einem Messer bedroht. Die drei Kinder werden derzeit vom Jugendamt betreut, nähere Verwandte der Familie gibt es in Deutschland nicht. Eine Schwester der Frau lebt in Spanien. Der Mann lebt seit 1998 in Deutschland. Er ist gelernter Dreher, nach Polizeiangaben aber seit fast sechs Jahren arbeitslos. Seine Frau versorgte den Haushalt und arbeitete zusätzlich als Reinigungskraft in einem Hotel.

Wie es zu dem Streit kam

Der Mann hatte etwa zehn Minuten nach den tödlichen Stichen selbst die Rettungsleitstelle angerufen. Er habe seine Frau umgebracht, sagte er am Telefon. Die kurz darauf eintreffenden Polizeistreifen trafen den Mann in der gemeinsamen Wohnung in dem Mehrfamilienhaus in Haar an. Die Ehefrau lag tot im Hausflur. Nach Aussage des Tatverdächtigen hatte sich der tödliche Streit entzündet, weil eine Hose, die der kleine Bub in den Kindergarten anziehen sollte, nicht bereit lag. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Polizei hatte das Paar, das 2003 geheiratet hatte, immer wieder Streit aus unterschiedlichen Anlässen. Auch von einer Trennung soll bereits mehrfach die Rede gewesen sein.

Im Juli 2013 war die Frau auf die Polizeiinspektion Haar gekommen, um einen Fall häuslicher Gewalt anzuzeigen - noch auf der Wache zog sie ihre Anzeige jedoch zurück. Damit seien den Beamten die Hände gebunden gewesen, sagte Staatsanwalt Peter Preuß am Freitag.

Ähnliche Fälle in der Vergangenheit

Diese Vorgeschichte erinnert an ähnliche Fälle aus den vergangenen Jahren: 2012 erstach ein 28-Jähriger im Westend seine Ehefrau mit einem Küchenmesser; drei Monate zuvor hatte die Frau Anzeige wegen häuslicher Gewalt erstattet, ihre Aussage aber später wieder zurückgezogen. 2013 erstach ein Mann trotz eines gerichtlichen Kontaktverbots seine von ihm getrennt lebende 29-jährige Frau; vorausgegangen waren tätliche Übergriffe und eine erste, zunächst nur vorübergehende Trennung.

2014 erstach in der Messestadt ein 62-Jähriger seine Ehefrau und floh; die Frau hatte zweimal Anzeige gegen ihren Mann erstattet, weil er sie und ihre Tochter geschlagen habe - zweimal zog sie die Anzeige zurück und kehrte heim in die gemeinsame Wohnung. Wenige Monate später stach ein 44-jähriger Mann in der Messestadt auf seine geschiedene 37-jährige Frau ein; Ermittlungen wegen häuslicher Gewalt im Vorfeld hatten zu einem Kontaktverbot geführt, ein Strafverfahren konnte nicht eingeleitet werden.

© SZ vom 09.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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