Gefahr für Kinder:Drogenspritzen auf dem Spielplatz

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Spielplatz am Alten Botanischen Garten: Hier haben Kinder Spritzen von Drogenabhängigen gefunden. (Foto: Stephan Rumpf)

Spritzen im Gebüsch: Obwohl der Spielplatz im Alten Botanischen Garten mehrmals pro Woche gereinigt wird, haben Kinder dort benutzte Fixerutensilien entdeckt. Immer mehr Spielplätze werden eingezäunt, um Drogenabhängige fernzuhalten. Stadt und Polizei suchen nach einer langfristigen Lösung.

Von Susi Wimmer

Die vier Mädchen, alle fünf und sechs Jahre alt, hatten bei ihrem Streifzug durch das Gebüsch auf dem Spielplatz im Alten Botanischen Garten eine abenteuerliche Entdeckung gemacht. Jetzt standen sie im Kreis, ließen den Fund umhergehen, wer mutig war, riskierte einen Pikser gegen den Finger. Als eine der Mütter auf das Spiel aufmerksam wurde, traf sie fast der Schlag. Die Kinder ließen eine benutzte Drogenspritze kreisen. "Im Gebüsch", erzählten die Mädchen, "liegen noch viel mehr Spritzen". Die Eltern schalteten Polizei und Baureferat ein.

"Die Problematik im Alten Botanischen Garten ist bekannt", sagt Gabriele Barth, Sprecherin im städtischen Baureferat. Bekannt heißt in dem Fall, dass der Bereich zu den Drogenschwerpunkten im Innenstadtbereich zählt, wie etwa auch das Areal um Hauptbahnhof, Sendlinger-Tor-Platz oder den Herzog-Wilhelm-Park. "Und vermutlich sind zur Oktoberfestzeit auch viele Touristen in der Stadt, die auch dort Drogen konsumieren."

Entsprechend häufig werde die Parkanlage auch gereinigt: In den Sommermonaten sind die Mitarbeiter des Baureferats täglich, auch am Wochenende, im Park, um Mülleimer zu leeren und nach dem Rechten zu sehen. "Die Spielplatzfläche wird bis zu sechsmal wöchentlich gereinigt", erzählt Gabriele Barth. Gerade das Spielhaus an der Sophienstraße ziehe viele Kinder in den Alten Botanischen Garten, "und da ist Sicherheit natürlich besonders wichtig". Nach der Sommerzeit wird die Reinigungsfrequenz auf zweimal wöchentlich verringert. Das Personal sei angewiesen, "Auffälligkeiten sofort der Polizei zu melden".

Ständig in Kontakt mit Drogenabhängigen

Das Thema Fixerspritzen auf Spielplätzen beschäftigt Stadt und Polizei immer wieder: vor Jahren beispielsweise am Posseltplatz in Neuhausen - oder auf der Postwiese in Haidhausen. Die Spielplätze sind mittlerweile eingezäunt, am benachbarten Orleansplatz in Haidhausen etwa hatte man über einige Zeit eine Videoüberwachungsanlage installiert, zusätzlich wurden und werden Weißenburger Platz, Pariser Platz und Orleansplatz regelmäßig von Polizeistreifen kontrolliert. An einem Platz gelingt es, die Drogenabhängigen zu vertreiben, an einem anderen tauchen sie wieder auf.

Um derartige Problematiken, die mehrere Behörden und Sachgebiete beschäftigen, in den Griff zu bekommen, hat sich 2009 das Sicherheits- und Aktionsbündnis Münchner Institutionen (S.A.M.I) gegründet. Hier können Polizei, Kreisverwaltungsreferat, Gesundheits-, Sozial- und Baureferat an einem Strang ziehen.

Die drei Streetworker von Stadt und Condrobs etwa sind ständig mit den Drogenabhängigen in Kontakt. Sie versuchen, Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, bieten praktische Hilfe an, und erklären unter anderem auch, wie man Spritzen sicher entsorgt. "Man versucht, ihren Aufenthalt in öffentlichen Räumen zu reduzieren", sagt Katrin Zettler vom Referat für Gesundheit und Umwelt. Die ausgebildeten Sozialarbeiter wollen den Abhängigen vermitteln, wie sie sich am Besten verhalten, um andere nicht zu stören.

Auch die Münchner Polizei hat die Drogenszene im Blick. Sie führt Personenkontrollen durch und meldet Auffälligkeiten auch ans Kreisverwaltungsreferat. "Wir können dann Aufenthaltsverbote erlassen", sagt Daniela Schlegel vom KVR. Die CSU wollte erst vor kurzem generell alle Spielplätze einzäunen lassen, um "Nichtberechtigte vor einem Betreten der Spielplätze abzuschrecken", wie es in einem entsprechenden Antrag heißt. Der Bauausschuss lehnte ab. Daniela Schlegel rät allen Eltern, bei Spritzenfunden sofort die Polizei oder die Stadt zu informieren.

© SZ vom 27.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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