Gastronomie:Italienisches Flair

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Vor 40 Jahren eröffnete das erste Ristorante im Ebersberger Zentrum.

Von Sandra Langmann, Ebersberg

Die Sieghartsburg als italienisches Domizil? Vor 1977 war das für die Ebersberger noch unvorstellbar. Da staunte man nicht schlecht, als der neue Pächter Costabile Capezutto die alte Gaststätte in ein Ristorante verwandelte. Die Süddeutsche Zeitung bildete dazu am 11. Juli 1977 ein Foto der Sieghartsburg ab. Damals war noch die Aufschrift "Ristorante - Bella Napoli - Pizzeria" am Gebäude angebracht. In der Bildunterschrift darunter hieß es, dass sich manche Ebersberger darüber zumindest verwundert zeigten.

Besorgt waren die Bürger hingegen, was den Saal der ehemaligen Gaststätte anbelangte. Bislang konnten vor allem Vereine die Räumlichkeiten nutzen. Mit einem neuen Pächter bestand die Angst, dass dies nicht mehr möglich sei. Nach einem Gespräch zwischen dem ehemaligen Ebersberger Bürgermeister Hans Vollhardt, Hermann Groß, dem Sachbearbeiter für Gastronomie bei der Hacker-Pschorr-Brauerei, und dem neuen Pächter Capezutto konnte aber alles geklärt werden. So berichtete Groß, dass man sich auf eine Auflage geeinigt habe. Der Saal müsse "grundsätzlich in der bisher üblichen Weise" zur Verfügung gestellt werden. Die Vereinsvorstände aus Ebersberg und Grafing, "die diesen letzten großen Saal dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben entzogen sahen", konnten also aufatmen.

Eine sorgfältige Terminabsprache musste aber noch ausgehandelt werden. Der Ebersberger Bürgermeister, der auch als Vorsitzender des Vereinskartells aktiv war, veranlasste ein Treffen mit dessen Mitgliedern, einem Vertreter der Brauerei und dem neuen Pächter. Capezutto konnte so seine Bedingungen zur Sprache bringen und schon einmal die ersten Termine fixieren. Denn er hatte Großes vor: Den Raum wollte er stärker nutzen, italienische Musikgruppen nach Ebersberg holen, zum Tanz laden und für die verschiedenen Altersgruppen Popmusiker engagieren. Capezutto setzte laut SZ auf Rentabilität. Er wollte nicht, wie zwei seiner Vorgänger, auf Verdacht freihalten und so Bankrott machen. Auch finanziell änderte sich etwas: Jeder Veranstalter sollte 20 Prozent des Umsatzes an den Pächter bezahlen. Dieser sagte, dass er darüber nicht mit sich verhandeln ließe. Hermann Groß verkündete hingegen Vielversprechendes. Der Schwager Capezuttos werde die Küche übernehmen, er genieße in der Münchner Gastronomie einen guten Ruf. Zuvor war er Koch im "Valpolicella" in Trudering.

Im Juli 1977 fand dann die Einweihung in der Sieghartsburg statt. Die Gaststätte mit dem Saal war bereits in der ersten Hälfte der 1920er Jahre entstanden. Nachdem der Sommerkeller geschlossen wurde, fanden im Saal große Feste statt. Und als dann noch der Oberwirt aus seinem Saal ein Kino machte, blieb in der Sieghartsburg der einzige große Raum für Veranstaltungen.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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