Weltwassertag:Durchwachsene Bilanz

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Sebastian Böhm, Gebietsbetreuer für das Ampertal, befasst sich mit den Auswirkungen, die Eingriffe in die Natur auf die Qualität des Trinkwassers haben

Von Erich C. Setzwein, Fürstenfeldbruck

Trinkwasser ist nicht selbstverständlich. Bevor ein Tropfen aus dem Hahn kommt, muss technisch wie organisatorisch und nicht zuletzt finanziell viel getan werden. In diesem Jahr widmet sich der Welttag des Wassers, der an diesem Donnerstag begangen wird, dem Thema "Natur für Wasser". Ein Thema, mit dem sich Sebastian Böhm, der Gebietsbetreuer für das Ampertal bestens auskennt. Denn als Forstingenieur kann er auf die grundwasserbildenden Eigenschaften gut strukturierter Mischwälder hinweisen. Und von denen gibt es im Landkreis viele, von denen aus das Wasser zu den Brunnen der Wasserversorger fließt.

Erst vor wenigen Tagen hat zum Beispiel der Gemeinderat Maisach beschlossen, in seinem von 42 auf 350 Hektar erweiterten Wasserschutzgebiet auch die Flächen, für die es Bewirtschaftungsverträge mit den Landwirten gibt, zu erweitern. Und zwar über die Grenzen des Schutzgebietes hinaus, um eine noch bessere Trinkwasserqualität zu gewährleisten. Ähnlich verfährt der Wasserzweckverband (WVA) in Eichenau, der aus einem bis weit in den Süden Gilchings reichenden Trinkwasserstrom Wasser für die großen Kommunen im Osten des Landkreises pumpt.

Am Weltwassertag steht aber nicht nur Trinkwasser im Mittelpunkt, sondern auch Wasser als Grundlage und Ort für viele Lebewesen. Da haben zum Beispiel die Fließgewässer durch harte menschliche Eingriffe so viel von ihrer Natürlichkeit verloren, dass sie wichtige Funktionen nicht mehr übernehmen können. Sebastian Böhm führt die Amperauen an, die heute kaum mehr als Speicher anzusehen seien. Allein, dass der Flusslauf so korrigiert und begradigt worden ist, dass er von seiner früheren Gesamtlänge von 140 Kilometern zwischen Ammersee-Ausfluss und Mündung nur noch 100 Kilometer lang ist, hat deutliche Folgen: "Das Flussbett ist tiefer, das Wasser wird schneller, es kommt zu weniger Überschwemmungen und Vernässung der Auen", sagt Böhm. Weil die Landwirtschaft mehr Flächen in Flussnähe nutze, komme es zu einer starken Bodenerosion und Humus fließe in die Amper. Die Sedimente verstopften dann die wertvollen und als Laichplätze dienenden Kiesbänke.

Doch Böhm beobachtet nicht nur negative Auswirkungen. Die bis zum Bau stark umstrittene Solschwelle in der Amper bei Grafrath staue das Wasser zurück ins Ampermoos, "die wichtigste Fläche und der effektivste Hochwasserspeicher" so Böhm. Der so aufgestaute höhere Pegel im Moor zwischen Eching und Grafrath bedeutet mehr Lebensraum für die in den Auen vorkommenden, seltenen Arten. Und das Wasser schließt auch den Torf ab, in dem Kohlendioxid gespeichert ist. Sinkt der Wasserstand, erklärt der Gebietsbetreuer, dann besteht die Gefahr, dass Kohlendioxid und das klimagefährlichere Methangas austreten können.

Um all diese Aspekte und die Bedeutung der Natur für das Wasser jenen beizubringen, deren Zukunft davon abhängen wird, ob es noch sauberes und ausreichend Trinkwasser gibt, unterrichtet Böhm in Gewässerprojekten Grundschüler der vierten Klassen. Die Schulkinder dürfen an Gewässern erforschen, welche Arten dort leben und ob ihre Vielfalt Rückschlüsse auf die Qualität des Wassers hat.

In Maisach versucht die Gemeinde mit ihren Mitteln, die Qualität zu erhalten. Sie gibt den Landwirten dafür pro Jahr insgesamt 42 000 Euro, damit diese auf Gifte und Dünger verzichten und die Schutzfunktion erhalten. Die Maisacher Konsumenten bezahlen dies, ohne dass es gesondert ausgewiesen wäre, mit ihrem Wasserpreis. Zwei Cent sind das - pro 1000 Liter Wasser.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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