Wegen technischer Probleme:Abstriche bei der Lärmschutzwand

Lesezeit: 2 min

In Gröbenzell ist man über die Bahn verärgert: Anstelle der versprochenen Gabionen werden im Bereich des Sonnenwegs die üblichen Aluminiumelemente errichtet.

Von Gerhard Eisenkolb

Enttäuscht und verärgert sind Anwohner des Sonnenwegs in Gröbenzell über diese Lärmschutzwand aus Aluminiumelementen. Sie vertrauten auf die Zusage der Bahn, die etwa einen Meter breite, mit Steinen gefüllte Drahtgitter aufstellen wollte. (Foto: Günther Reger)

Walter Voit, Vorstandssprecher der Grünen in Gröbenzell, wirft der Bahntochter DB-Projektbau vor, sich beim Bau der Lärmschutzwand am Sonnenweg nicht an die mit der Gemeinde getroffenen Vereinbarungen zu halten. Im westlichen Bereich der parallel zum Bahndamm verlaufenden Erschließungsstraße sollten anstelle von Aluminiumwänden mit Steinen gefüllt Drahtgitter, also sogenannte Gabionen, aufgestellt werden. Nun haben Bauarbeiter auch in diesem Abschnitt damit begonnen, einen etwa hundert Meter langen Wandabschnitt mit Elementen aus Aluminiumteilen zu bauen. Dritter Bürgermeister Michael Leonbacher (FW), der zurzeit im Rathaus amtiert, bestätigt diese Abweichung vom ursprünglichen Konzept. Laut Leonbacher begründet die Bahn die Änderung mit technischen Problemen.

Es sei nicht möglich, an dieser Stelle die tonnenschweren Steingitterkäfige aufzustellen, weil dort im Untergrund neben den Gleisen Leitungen in Kanälen verlegt sind, erklärte der Bürgermeisterstellvertreter am Montag. Diese Tatsache habe die Gemeinde zur Kenntnis zu nehmen. Eine Handhabe, dort auf optisch ansprechenderen Gabionen zu bestehen, gibt es nicht. Leonbacher bestätigte auch, dass die Kommune, ebenso wie die Anwohner, nicht über die Änderung informiert worden war. Das sei "ärgerlich".

Ein Bahnsprecher begründet die Abweichung von früheren Zusagen mit "betrieblichen Gründen". Eine Gabionenwand benötigt laut Bahn eine Grundfläche von rund einem Meter, für Aluminiumelemente genügt etwa eine Handbreit. Die Änderung soll sich aber nur auf einen hundert Meter langen Abschnitt beschränken, an dem störende Masten und Kabelkanäle nicht mehr genug Platz für Gabionen lassen. Ansonsten werde die Bahn ihre der Gemeinde gegebenen Zusagen einhalten, versichert der Sprecher.

Voit kündigt an, dass die Fraktion der Grünen diese Abweichung von der vereinbarten Planung an diesem Donnerstag in der Sitzung des Ferienausschusse ansprechen und ein Korrektur fordern will. Das können sich die Grünen nach Auskunft von Leonbacher sparen. Der Bürgermeisterstellvertreter verweist darauf, dass es hierfür an der erforderlichen vertraglichen Vereinbarung fehlt. "Bauherr ist die Bahn, wir haben relativ wenig Einfluss", bekennt Leonbacher. Zwar seien in mehr als zehn Jahren viele "gute Gespräche" geführt worden und dem Bauherrn "weitgehende Zugeständnisse" abgerungen worden. Doch sei das mit einer Einschränkung verbunden. Die Wünsche könnten nur dort berücksichtigt werden, wo dies auch möglich sei.

"Wir haben vieles eingebracht, aber durchsetzen können wir gar nichts", umschreibt Leonbacher die schwierige Situation der Kommune. Gemeindeverwaltung und Gemeinderat müssen sich von der Vorstellung lösen, "dass wir denen etwas abringen können", ergänzt der Stellvertreter von Dieter Rubenbauer. Trotzdem sei es der Gemeinde aber gelungen, gegenüber der Bahn viele Änderungswünsche durchzusetzen.

Der FW-Kommunalpolitiker und Planungsreferent erinnert an die monatelangen Diskussionen, die Aluminiumelemente mit gefälligeren, vom Bahnstandard abweichenden Farben zu lackieren. Obwohl die Gemeinde dazu bereit war, dafür hohe Zusatzkosten im sechsstelligen Bereich in Kauf zu nehmen, konnte sie diesen Sonderwunsch nicht durchsetzen.

Gerüchte über einen generellen Baustopp bei der Lärmschutzmaßnahme dementiert Leonbacher mit Nachdruck. Er verweist darauf, dass sich die Maßnahme über mehrere Jahre erstrecke. Die Bahnstrecke werde immer nur für genau festgelegte Zeiträume für Bauarbeiten freigegeben. Daher wechseln sich Wochen, in denen gearbeitet wird, mit Wochen ab, in denen die Baustelle ruht. Nur in einem Bereich am Sonnenweg dürfte sich der Bau der Lärmschutzwand wegen eines Rechtsstreit mit einer Anwohnerin um ein bis drei Jahre verzögern. Die Bahn will auf dem 300 Meter langen Abschnitt zwischen Ascherbach und Exeterstraße erst mit den Arbeiten beginnen, wenn ein Urteil vorliegt und damit Rechtssicherheit besteht. Wie der Bahnsprecher am Montag versicherte, sollen dann dort Gabionenwände errichtet werden.

© SZ vom 20.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: