Vorfreude auf den schönsten Tag im Leben einer Frau:Natürlich mit Blume im Haar

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Hochzeiten folgen klaren Modetrends. Sichtbar wird das auf der Messe in Olching

Von Ekaterina Kel, Olching

Der Raum ist hell erleuchtet. Weiße Luftballons mit goldenen Herzen hängen an der Decke, sie streben Richtung Himmel. Darunter hängen vier goldglänzende Luftballon-Buchstaben: L-O-V-E. Es ist Olchinger Hochzeitsmesse, gerade hat die erste Modenschau des Tages begonnen. Vier Frauen laufen in Hochzeitskleidern im Kreis, im Takt mit einem Popsong über Liebe tragen sie Blumensträuße herein. Der Blick von Stefanie Sladky bleibt am ersten haften, er sieht nach wilder Blumenwiese aus, vier kleine Rosen stecken in der Mitte. "Gefällt mir gut", sagt Sladky und dreht sich zu ihrer Freundin um. Diese nickt eifrig. "Sieht aus, wie von der Wiese gepflückt", sagt sie. Die beiden jungen Frauen sind an diesem Sonntagvormittag aus Gröbenzell in die Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach gekommen. Im Mai habe ihr Freund den Antrag gemacht, erzählt die 26-jährige Sladky. Und obwohl sie vielleicht erst in zwei Jahren heiraten wollten, schade es ja nicht, sich schon einmal auf einer Hochzeitsmesse umzuschauen. Den Freund hat Sladky aber lieber zu Hause gelassen. "Sowas ist nichts für ihn", sagt sie lachend. Umso besser für ihre Freundin, sie könne vielleicht die Brautjungfer werden, aber das stehe noch nicht fest - überhaupt, sagt Sladky, wisse sie noch gar nicht, was sie eigentlich will. Nur bodenlang und cremefarbig. Und bloß nichts schulterfreies.

Bei der Modenschau bekommen Messebesucher Inspirationen. (Foto: Johannes Simon)

Indes sind die Brautsträuße von den Modells wieder weggetragen worden, auch der wilde Wiesenstrauß, der Sladky wegen der Natürlichkeit auffiel. "Wenn eine Braut zu mir sagt, sie möchte eine Vintage-Hochzeit, dann sag ich: ach wirklich? Erzähl mir was Neues!", sagt Floristin Kirsten Brugger aus Gilching, die die Sträuße für die Modenschau gesteckt hat. Vintage - der Stil, der möglichst natürlich, verspielt, mit simuliertem Flohmarkt-Flair verbunden wird -, ist laut Brugger mittlerweile der Mainstream geworden. Dabei gebe es so viele unterschiedliche Dekorationsstile. Ein paar davon präsentiert die Blumenspezialistin im Erdgeschoss. Auf mehreren Tischen sind helle Rosen und Blätter drapiert. Grüne Zweige, Schleierkraut und ein weißes Band schmücken Bruggers Haar. Am liebsten, sagt sie, führe sie persönliche Gespräche mit ihren Bräuten. So könne sie richtig auf individuelle Wünsche eingehen. Auf einer Messe wie dieser findet sie ihre potenziellen Kundinnen.

Der Raum ist hell erleuchtet. Weiße Luftballons mit goldenen Herzen hängen an der Decke. (Foto: Johannes Simon)

Gegenüber lockt Michaela Rader die vielen weiblichen Gäste mit einem professionellen Schminktisch. Die Visagistin bietet "Hair and Make-up" an. Auch sie berichtet darüber, dass die meisten ihrer Kundinnen mit dem Wunsch kommen, möglichst verspielt, romantisch, natürlich gestylt zu werden. "Vintage ist in", sagt Rader. Doch nicht bei allen. Die junge Frau berichtet von einer Disney-Hochzeit am Tegernsee, bei der sie gearbeitet hat. Die Braut sollte wie Cinderella, der Bräutigam wie Ken aussehen. Alle Gäste kamen ebenfalls als Disney-Figuren verkleidet.

Eine Konditorei präsentiert süße Modelle. (Foto: Johannes Simon)

Egal welcher Stil oder welches Kostüm, eine Sache fehlt fast nie: die Hochzeitstorte. Deshalb basteln die Mitarbeiterinnen der Confiserie Nessbach & Schwalber mehrstöckige Schautorten. "Schauen Sie mal her", sagt Meister Josef Schwalber zu einem Paar und klopft auf eine Torte mit weißem Fondant. Das seien natürlich nur Attrappen, erklärt er. Zuckerguss von außen - Styropor von innen. Im Sommer, wenn die Hochzeiten sich häuften, produziere die Konditorei bis zu zehn Torten am Wochenende, erzählt eine Konditorin. Bei der Wahl der Torten neigt das Brautpaar übrigens nicht zu Experimenten. Bestellt werde "entweder Schoko oder etwas Fruchtiges". Was es bei Sladkys Hochzeit gibt, weiß noch keiner. Zunächst richtet sich ihre Aufmerksamkeit auf das Kleid. Gemeinsam mit ihrer Begleiterin blättert sie durch die Kataloge des Brautmodengeschäfts Jech, das den Organisatoren der Messe, Hanna und Manfred Jech, gehört. Die wirken sehr zufrieden: "Überall sind strahlende Gesichter." Am frühen Nachmittag hätten sie um die 250 Besucher gezählt, mehr als im vergangenen Jahr um diese Zeit. Sladky ist ebenfalls zum ersten Mal gekommen. Der Flyer für die nächste Messe in Bruck steckt schon in der Handtasche.

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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