Verwilderte Tiere:Kampf gegen Streunerkatzen

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Das Veterinäramt befürchtet eine explosionsartige Vermehrung verwilderter Tiere im Landkreis. Nur durch die ehrenamtliche Arbeit eines Moorenweiser Vereins lässt sich die Population bisher begrenzen

Von Ariane Lindenbach, Moorenweis

Katzenbilder gehen immer: In sozialen Netzwerken bekommen sie stets viele Klicks. Doch in der realen Welt existieren nicht nur die handsamen, gesunden und gepflegten Hauskatzen. Es gibt auch eine stattliche Anzahl von verwilderten streunenden Tieren im Landkreis. Die nicht an Menschen gewöhnten Vierbeiner leben in Wäldern, Kiesgruben, auf Baustellen, in der Nähe von Bauernhöfen und wo sie sonst noch Unterschlupf finden. Sie sind alles andere als zahm, können also in den meisten Fällen nicht einfach zu einer "normalen" Hauskatze werden. Und sie sind in der Regel nicht kastriert. Das heißt, sie vermehren sich unkontrolliert.

Andrea Mittermeir kennt das Problem mit den sogenannten Streuner- oder Straßenkatzen schon lange. Schließlich hat die Moorenweiserin vor ein paar Jahren mit einer Handvoll Mitstreiterinnen den Verein Katzentatzen gegründet. Schon damals, 2012, sei das Problem mit den Streunerkatzen aktuell gewesen. Wie sie berichtet, gründeten sie und ihre drei Mitstreiterinnen den gemeinnützigen, aber nicht ins Register eingetragenen Verein, weil sie schon vor 2012 "viel privaten Tierschutz gemacht haben". Schon damals kümmerten sich die Frauen um herrenlose Katzen, damals überwiegend in der Nähe von landwirtschaftlichen Betrieben. Kümmern bedeutet im Fall der herrenlosen Katzen, von denen es nach Schätzungen von Tierschutzorganisationen rund zwei Millionen in Deutschland gibt, ihnen regelmäßig an einem festen Platz Futter hinzustellen. Und sie einzufangen und tierärztlich versorgen zu lassen.

"Das hat für uns den Vorteil, dass wir die Tiere kontrollieren können", erläutert die Vorsitzende der inzwischen etwa 70 Mitglieder zählenden Katzentatzen. Beim Tierarzt werden die heimatlosen Katzen sterilisiert oder kastriert und außerdem von den Tierschützern registriert. So wird zum einen ihre unkontrollierte Vermehrung eingedämmt. Zum anderen erhalten die Vereinsmitglieder, die auch im Landkreis Landsberg tätig sind, so halbwegs einen Überblick über Zahl und Zustand der Straßenkatzen. Wie Mittermeir berichtet, betreut der Verein im Kreis Fürstenfeldbruck zehn Futterstellen, unter anderem in Gröbenzell und Geiselbullach. Sie schätzt, dass sich dort "so um die 50" Tiere ernähren. Allein in diesem Jahr konnte der Verein 15 Tiere kastrieren lassen. Im Landkreis Landsberg kommen weitere fünf, sechs Futterstellen hinzu.

Wie Hans Werner Merk, Veterinär im Landratsamt, bestätigt, gibt es im Landkreis Populationen verwilderter Katzen. Und er betont, dass diese Katzen nicht mit normalen Hauskatzen zu vergleichen sind. "Diese Streunerkatzen lassen sich nicht mitnehmen", Tierschützer würden sie mit speziellen Käfigen an den Futterstellen einfangen und dann zum Tierarzt bringen, was trotz aller Erfahrung oft genug mit kleinen Verletzungen einhergehe. "Wenn die Ehrenamtlichen das nicht mehr machen würden, würde es zu einer explosionsartigen Vermehrung von Katzen kommen", warnt der Veterinär.

Und er unterstreicht, welch wertvollen Beitrag Tierschützer wie die Katzentatzen leisten. "Das Lob aufs Ehrenamt muss man einfach singen, weil viele Probleme, die da gelöst werden, müssten wir sonst anders lösen." Der Amtstierarzt sieht zwar durch eine steigende Zahl halbwilder Straßenkatzen keine Gefahr für den Menschen. Doch würde sich beispielsweise das Risiko von übertragbaren Krankheiten für die Katzen erhöhen. Und der Zustand der Straßenkatzen sei oft erbarmungswürdig, wie Mittermeir weiß. Sie berichtet, wie sie unlängst auf einem Firmengelände neun kranke, etwa acht Wochen alte Kätzchen gefunden hat. Die Tiere waren so krank und von der Mutter, einer Streunerin, verlassen, dass nur zwei überlebt haben. "Warum müssen die auf die Welt kommen, wenn sie dann eh sterben", wirbt die Vorsitzende für konsequentes Kastrieren. Denn das, so vermutet die Moorenweiserin, ist mit ein Teil des Problems: "Ich habe den Eindruck, dass ganz viele Privatpersonen nicht kastrieren." Wenn ein solches Tier dann davonläuft und zum Streuner wird, kann es reichlich Nachwuchs produzieren.

© SZ vom 31.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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