Olchinger Fackelschwimmen:Harter Job unter Wasser

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Lufttemperatur von minus fünf Grad, Wassertemperatur von einem Grad: Beim Olchinger Fackelschwimmen kämpften sich Mutige durch die Eisschollen.

Karl-Wilhelm Götte

Es war kurz vor halb sechs Uhr am Abend, das Thermometer zeigte minus fünf Grad an und den meisten Anwesenden war eher nach einem warmen Ofen und einem heißen Tee denn einem kühlen Bad zumute, als sechzehn Fackelträger in dicken Neoprenanzügen aus dem Wasserwacht-Häuschen am Olchinger See kamen. Sie liefen links und rechts am Ufer entlang, um dann tatsächlich langsam ins Wasser zu steigen.

Badevergnügen im Olchinger Eismeer: Das Fackelschwimmen. (Foto: Günther Reger)

Die etwa 300 Zuschauer beim diesjährigen Fackelschwimmen staunten nicht schlecht und spendeten laut Applaus, als die verwegenen Gestalten in den nur ein Grad warmen See stiegen. Damit das Spektakel überhaupt stattfinden konnte, musste der See in der Wasserwacht-Bucht erst vom Eis befreit werden. "Wir haben den ganzen Nachmittag das drei Zentimeter dicke Eis zerschlagen", sagte Sebastian Saft von der Olchinger Wasserwacht.

Der Technische Leiter der Wasserwacht gehörte selbst auch zu den Fackelschwimmern. Saft, wie alle anderen beteiligten Wasserwachtler, machten den winterlichen Badegang nicht zum ersten Mal mit. "Der Anzug läuft voll Wasser", erzählte er, und das könne bei diesen Temperaturen durchaus ein bisschen frisch werden. Dem aus dem Wasser auftauchenden Weihnachtsbaum war es offenbar auch etwas zu kalt geworden, jedenfalls schimmerten die fünf Kerzen nur sehr schummrig zum Ufer rüber. Auch hielten sich die Schwimmer mit den angekündigten Kunst- und Synchronfiguren heuer zurück. Höhepunkt war natürlich auch im 38. Jahr der Veranstaltung das Auftauchen des Neptun.

Der machte es spannend. Zunächst sahen die Zuschauer, darunter viele Kinder nur Luftblasen aus dem Wasser aufsteigen. Nach einer Minute kam Neptun dann mit seinem Dreizack in den bayerischen Farben aus dem eisigen See. Im Kostüm versteckt war Christian Nagel, der Stamm-Neptun der Wasserwacht in den vergangenen Jahren. "Es war sehr langweilig da unten", erzählte er der staunenden dreijährigen Maria von Eckern, die sich bei ihm wie alle Kinder einen Beutel mit Lebkuchen, Lutschern und Bonbons abholte.

Nagel war schon eine Stunde vor seinem verabredeten Auftauchen mit Sauerstoffflaschen unter seinem Neptun-Mantel ins Wasser gegangen, um nicht mit den ersten Besuchern zusammenzutreffen. "Ich bin da in zwei Metern Tiefe gelegen", berichtete der Tauchausbilder in der Wasserwacht- Ortsgruppe, die insgesamt 450 Mitglieder hat, von denen 150 zwischen sechs und 30 Jahren aktiv sind. Nagel ist bereits 32 und hielt sich als Neptun unter Wasser in einem Trockentauchanzug mit Luftpolstern während der Tauchstunde warm. 250 Geschenktüten verteilten er und seine Helfer danach an Land an die Kinder, wahrend sich die Erwachsenen an der Schneebar einen Glühwein gönnten. Großes Gejohle brach los, als vier Männer nur mit einer Badehose bekleidet bis zum Hals in den See eintauchten. Es war nur ein Sekundenbad, aber den vier Walrössern war die Bewunderung der fröstelnden Landratten ganz sicher.

© SZ vom 20.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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