Umwelt:Umstrittener Unkrautkiller

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Am Einsatz von Glyphosat scheiden sich die Geister: Landwirte verweisen auf die Erleichterung bei der Feldarbeit, Naturschützer fordern wegen der Gesundheitsgefahren ein Verbot des Mittels

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Der Einsatz von Glyphosat wird momentan heftig diskutiert, weil die Entscheidung über den weiteren Einsatz des Mittels in den Ländern der EU bevorsteht. Auch im Landkreis ist das Herbizid umstritten. Während Landwirte auf die Vorteile bei der Unkrautbekämpfung hinweisen, fordern Naturschützer, das Mittel zu verbieten; schließlich steht es im Verdacht, bei Menschen Krebs auszulösen.

Bauernobmann Johann Drexl spricht sich dafür aus, Glyphosat auch weiterhin in der Landwirtschaft einsetzen zu dürfen. Schließlich vereinfacht der Einsatz vor der Aussaat oder nach der Ernte die Beseitigung von Unkraut auf den Äckern. Markus Peters, stellvertretender Pressesprecher des Bayerischen Bauernverbands, spricht von einem "Totalherbizid" und erklärt die Wirkungsweise von Glyphosat damit, dass es unerwünschte Pflanzen aushungere. Es werde eingesetzt, um "Tabula rasa" zu machen, sagt Peters. Eben dies kritisiert Gudrun Hanuschke-Ende vom Bund Naturschutz. Glyphosat töte nicht nur jene Kräuter ab, die auf dem Acker unerwünscht seien, sagt sie, sondern wirke sich auch auf Kleinlebewesen aus, die für die Bodenbeschaffenheit von Wert sind, wie etwa Regenwürmer. Durch den regelmäßigen Einsatz des Giftes reichere sich dieses auch im Boden an. Die Aussage, Glyphosat sei leicht abbaubar, bezweifelt sie. Das werde immer über chemische Mittel gesagt.

Müssten die Landwirte auf den Einsatz von Glyphosat verzichten, sagt der Bauernobmann, hieße das, die Äcker öfter umzupflügen. Dadurch steigt laut Drexl die Gefahr von Erosion, also Verlust von fruchtbarem Humus. Außerdem bedeutet das zusätzliche Umpflügen mehr Arbeit und einen Mehreinsatz von Geräten, also mehr Kosten. Den ökonomischen Druck, unter dem die Landwirte stehen, sieht auch Hanuschke-Ende. Denn Lebensmittel sollen günstig sein. Dafür bietet sich der Einsatz von Glyphosat an, das Mittel ist inzwischen billig zu erwerben. Allerdings wird die Rechnung nur für den einzelnen Landwirt aufgemacht. Rechne man die Abnahme der Artenvielfalt und die Schäden für die Gesundheit dazu, dann, so sagt die Naturschützerin, könne von einem billigen Mittel nicht die Rede sein.

Hanuschke-Ende verweist auf die Biobauern. Die zeigten doch, dass man ohne den Einsatz von Herbiziden auskommen könne. "Glyphosat ist nicht notwendig", folgert sie und fordert, mehr Geld einzusetzen, um Alternativen zum Einsatz von chemischen Stoffen zu erforschen. Gifte dort einzusetzen, wo Lebensmittel produziert werden, sei jedenfalls die falsche Lösung.

Ein Stück weit kommt Drexl der Naturschützerin entgegen. Er befürwortet engere Grenzen für den Einsatz von Glyphosat: "Das Mittel gehört nicht auf die Ähre", sagt er. Lediglich für die Bearbeitung des Bodens solle es zugelassen sein. Die geltenden Anwendungsbestimmungen sind nicht so eindeutig wie Drexl. Drohen wegen eines "Unkrautdurchwuchses" auf einem Feld "erhebliche Ernteverluste", so heißt es in einem Informationsblatt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zum Thema Glyphosat, dann darf das Herbizid eben doch aufs Getreide gesprüht werden. Von dort kann es in Nahrungsmittel gelangen, denn der Abbauprozess auf den Ähren ist laut Drexl gering, weil die Mikroorganismen fehlten, die das Mittel im Boden abbauen.

Doch Herbizide werden nicht nur in der Landwirtschaft eingesetzt. Auch Kleingärtner verwenden Glyphosat, um ungeliebte Pflanzen zu bekämpfen. Dabei werden auch Fehler gemacht oder Verbote missachtet. Seit dem vergangenen Jahr kommt man allerdings nicht mehr so leicht an Herbizide mit Glyphosat heran, denn mehrere Bau- und Gartenmärkte haben solche Produkte aus ihrem Sortiment genommen. Auch Bauhöfe verzichten mittlerweile auf den Einsatz des Mittels, beispielsweise in der Stadt Fürstenfeldbruck. Bauhofleiter Peter Langenegger sagt, chemische Unkrautkiller würden schon lange nicht mehr eingesetzt. Ebenso hält es der Kreisbauhof. Man setze auf mechanische Mittel, um Unkraut zu bekämpfen, sagt Ines Roellecke, Sprecherin der Kreisbehörde.

Die Stadtwerke Germering haben untersuchen lassen, ob sich Glyphosat, wie früher das ebenfalls gegen Unkraut eingesetzte Atrazin, im Trinkwasser findet. Nach Auskunft von Roland Schmid, Werkleiter der Stadtwerke, ist das Germeringer Trinkwasser nicht mit dem Herbizid belastet.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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