Türkenfeld:Viel Schnee, wenig Reiter

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Auch bei widrigen Straßenverhältnissen erfüllen die Türkenfelder das Gelöbnis des jährlichen Silvesterritts. (Foto: Johannes Simon)

Nur 80 Pferde finden sich zum Türkenfelder Silvesterritt ein

Die Teilnehmerzahl beim Silvesterritt in Türkenfeld und der Andrang der Zuschauer richten sich seit jeher nach den Witterungsverhältnissen. Nach heftigen Schneefällen haben am Mittwoch nur etwa 80 Reiter ihre Pferde zur Segnung geführt und es fanden sich auch viel weniger Zuschauer ein als sonst. "So wenig Ross hamma no nia ghabt", sagte eine Frau enttäuscht. Mehr als 150 Pferde seien schon gezählt worden. Ihr Mann führte die Schwankungen auch darauf zurück, dass man sich in Türkenfeld nicht anmelden muss, was zum Beispiel zum Willibaldritt in Jesenwang oder zur Brucker Leonhardifahrt nötig ist. "Da kann es sich jeder Pferdebesitzer bis zuletzt überlegen, ob er sich und sein Tier den Strapazen aussetzt", meinte auch Peter Herold aus Zankenhausen, der diesmal kaum Pferdeanhänger sichtete.

"Bei diesen widrigen Straßenverhältnissen meiden viele Pferdehalter die weiten Anfahrten", stellte auch Werner Epp fest, der mit dem Gemeinratskollegen Michael Schneller Erinnerungsschleifen verteilte. Bürgermeister Pius Keller dankte Reitern, Gespannführern, Vereinen und dem Blasmusikverein für ihr Engagement, "damit das örtliche Brauchtum erhalten werden kann", und der Feuerwehr, dem Roten Kreuz sowie der Polizei für die Sicherung des Rittes. Keller erinnerte an das Gelöbnis der Türkenfelder Bauern im Jahre 1807, jedes Jahr einen Ritt zu Ehren des Heiligen Silvester zu organisieren, wenn ihre Tiere von einer Viehseuche verschont werden. Seit 1980 werde Silvester auch als Ortsheiliger verehrt, erinnerte der Rathauschef. Der Schutzpatron der Tiere habe damals das Flehen erhört und geholfen, dass Türkenfeld eine selbstständige Gemeinde bleiben konnte. Norbert Glas, Ortsvorsitzender des Bauernverbandes, trug die Silvesterfigur, die sonst in der Kirche steht.

Leonhard Schmid führte den Zug mit dem Bischofskreuz des Heiligen Silvester an. Schmid, Werner Brandlhuber und Helmut Putzloher aus Jesenwang hatten ihren Leiterwagen, auf dem ein Modell der Willibaldkirche montiert ist, gleich nach den Weihnachtstagen hergerichtet. Seit der 1250 Jahrfeiern in Türkenfeld im Jahre 1999 ist es für den Willibaldverein nämlich eine Selbstverständlichkeit, am Silvesterritt teilzunehmen, "egal wie das Wetter ist", so Schmid. Bürgermeister Keller dankte auch Hubert Mayer, der zusammen mit Richard Schorer und Sepp Heigl wieder den Wagen mit der Türkenfelder Kirche geschmückt hatte, dem Veteranenverein, der das Modell der Kriegergedächtniskapelle mitführte, sowie den Mitgliedern des Münchner Traditionsvereins des ehemaligen königlich bayerischen 4. Chevauleger - Regiment "König" 1892 in ihren historischen Uniformen, die in einer von Rappen gezogenen Kutsche mitfuhren. Mit 45 jungen Reitern stellte der Ponyhof von Hans Schattmann in Pflaumdorf die meisten Tiere. Bereits zum 15. Mal wurde Luronbeau aus Peutenmühle gesegnet. Wegen seines hohen Alters von 28 Jahren führte Ulrike Pachmann das Deutsche Vollblut an der Leine, statt es zu reiten. Nicole Herold aus Zankenausen ritt mit ihrem Araber zum zweiten Mal zur Segnung, die fünfjährige Annika war stolz, auf ihrem Ponyhengst "Max" zur Kirche reiten zu dürfen, wo Pfarrer Klaus Distl mit einer Reliquienmonstranz den Segen erteilte. Dass Distl anstelle einer Stola eine Anorak trug, störte einige der Zuschauer erheblich.

© SZ vom 02.01.2015 / mann - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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