Türkenfeld:Dividende schrumpft

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Lange Jahre waren Werner Seissler (li.) und Rainer Klügl das Führungsduo der Raiffeisenbank Westkreis. Jetzt ist Klügl in den Ruhestand gegangen. (Foto: Günther Reger)

Die Raiffeisenbank Westkreis erlebt die negativen Auswirkungen der anhaltenden Niedrigzinspolitik und kann wegen sinkender Gewinne die üblichen Erwartungen der Genossenschaftsmitglieder nicht mehr erfüllen

Von Manfred Amann, Türkenfeld

Die Flut von Auflagen, Regularien und Meldepflichten infolge der Finanzkrise, die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und die Notwendigkeit, auf Veränderungen im Kundenverhalten einzugehen, haben den wirtschaftlichen Erfolg der Raiffeisenbank Westkreis im vergangenen Jahr etwas abgebremst. Bei einer im Vergleich zu den Jahren 2013 und 2014 relativ stabilen Bilanzsumme von rund 292 Millionen Euro ist der Bilanzgewinn 2015 mit 570 000 Euro gegenüber dem Vorjahr um etwa 100 000 Euro geringer ausgefallen. Die Vertreterversammlung hat daher den Vorschlag des Vorstandsteams, Werner Seissler und Jochen Beier, einstimmig angenommen, die Dividende von fünf auf drei Prozent abzusenken.

Bereits Beiers Vorgänger, Rainer Klügl, hatte im Vorjahr angekündigt, dass die bisherige fünfprozentige Ausschüttung "angesichts schwieriger werdender Geschäftsbedingungen" kaum noch zu halten sein werde, da mit erheblich geringeren Erträgen zu rechnen sei.

Die Schere zwischen den Erträgen und den Kosten schließe sich zusehends, daher sei es notwendig, Servicezeiten und Arbeitsabläufe zu optimieren, sagte Seissler. Eine Filialschließung komme aber auf keinen Fall in Frage, versicherten das Vorstandsteam und der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Johann Mayer. Deutlich erkennbar sei die rückläufige Ertragsentwicklung an der Umlaufrendite, die seit 2010 von 2,74 auf aktuelle nur mehr 0,08 Prozent zurückgegangen sei, erklärte Seissler. Angesichts des allgemeinen Zinsniveaus sei eine Ausschüttung von drei Prozent immer noch eine gute Rendite.

Um etwa eine Million Euro mehr konnte die Genossenschaftsbank bei den Kundeneinlagen verzeichnen, obwohl die Flucht in Betongeld und Wertsachen weiter anhält. Durch Beratung sei es gelungen, Kunden alternative Geldanlagen zum Sparbuch, wie zum Beispiel Investmentfonds oder Schatzbriefe, zu vermitteln, erläuterte Seissler. Auch die Summe der an Kunden ausgegebenen Kredite ist im Vorjahr leicht auf 212,4 Millionen Euro angestiegen.

Sorgen bereitet der Bank die Zunahme der Personalkosten um 400 000 Euro auf 3,8 Millionen, was unter anderen auf die Einstellung von drei zusätzlichen, gut ausgebildeten Mitarbeitern zurückzuführen sei. Laut Seissler brauchte die Bank diese Fachkräfte dringend, "um die Regulatorik, das Controlling, die Meldeauflagen und Änderungen im Rechtswesen stemmen zu können". Aber auch die Fortbildung aller Mitarbeiter sei von großer Bedeutung.

Das Vorstandsteam ist sich aber einig, diese Belastung zu meistern und mittelfristig durch die Verbesserung von Handlungsabläufen auffangen zu können. "Wir werden, alle Prozesse überprüfen und versuchen zu optimieren", kündigte Beier an. Für das Vorstandsmitglied bedeutet neben dem Niedrigzins und der Regulatorik auch der indirekte Zwang zur Digitalisierung eine Herausforderung. Immer mehr Kunden nutzten Smartphones, Tabletts oder Online-Banking. "Es läuft immer mehr digital, darauf müssen wir uns einstellen und alle Möglichkeiten anbieten", sagte Beier. Gleichzeitig wolle die Bank die persönliche Beratung in der Region aber beibehalten und je nach Bedarf verbessern.

Dass die Kunden dies honorierten, zeige unter anderem das stetige Anwachsen der Mitgliederzahl. Im Vorjahr sind 96 hinzugekommen, so dass nun 6237 Mitglieder mit 45 177 Anteilen (7, 338 Millionen Euro) die Bank stützen. Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen sind Vorstand und Aufsichtsrat mit dem Jahresergebnis 2015 zufrieden.

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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