Theater:Ein Platz am Lagerfeuer

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Es freuen sich auf gemeinsame Theaterarbeit (von links): Oliver Kübrich, Peter Wimmer, Nina von Schimmelmann, Rüdiger Trebes und Cecilia Gagliardi. Keine Neugeburt, aber ein paar Neuerungen stehen an. (Foto: Günther Reger)

Das Roßstall-Theater hat sich für die Zeit nach Willi Hörmann aufgestellt. Oliver Kübrich übernimmt die Leitung und stellt ein Team aus vertrauten Kollegen zusammen. Sie alle kennen und schätzen das Haus

Von Ekaterina Kel, Germering

Willi Hörmann, der Mann, der die Zuschauer des Roßstall-Theaters über elf Jahre zuverlässig mit zwei bis drei Stücken im Jahr versorgt hatte, hat den Leiterposten der gut geölten Laienbühne in Germering vergangenes Jahr geräumt. Der neue Theaterleiter heißt Oliver Kübrich. Gemeinsam mit vier Teamgefährten leitet er nun das erfolgreiche Theater. Die offizielle Übergabe des Staffelstabs findet an diesem Wochenende statt. Am Samstag tritt Hörmann ein letztes Mal in dem Ein-Mann-Stück "Die Sternstunde des Josef Bieder" auf. Keine 24 Stunden später, am Sonntag, wird eine Vorstellung der Wohnungsnot-Farce "Drei Morde, Küche, Bad" gezeigt, das vollständig von dem neuen Team gemacht wurde.

Die Neuen, das sind: der schon erwähnte Oliver Kübrich, seit 27 Jahren Schauspieler und Regisseur am Roßstall; Cecilia Gagliardi, verantwortlich für die Schauspielleitung, die Organisation und die Bühne 2, die kleinere Bühne des Theaters, die im Untergeschoss liegt; Rüdiger Trebes, Gagliardis Ehemann und professioneller Opernsänger, der die Dispositions- und Probenpläne machen wird und die Erfahrung eines großen Theaterbetriebs - der Bayerischen Staatsoper - nach Germering bringt; Nina von Schimmelmann, die die Gastro-Betreuung für die Bühne 2 und die Requisiten übernimmt. Der Fünfte im Bunde ist von Schimmelmanns Ehemann Peter Wimmer, verantwortlich für den Bühnenbau und die Plakatgestaltung. Letzteres Paar kommt von der benachbarten Martinsbühne, die an die Pfarrei Sankt Martin angegliedert ist, einem weiteren Laientheater in Germering.

So sieht das neue Organisationsteam aus: Kübrich, umrahmt von zwei Paaren. "Ich wollte das nicht ganz alleine machen", sagt er. Und: "Wir sind wie ein Lagerfeuer - um uns herum versammeln sich die Leute gern. Außerdem gibt es Essen und Trinken." Der Vergleich mit dem Lagerfeuer ist nicht zufällig. Der 64-Jährige Gilchinger ist zwar hauptberuflicher PC-Spezialist und hat täglich mit allerlei digitalen Feinheiten zu tun. Doch im Herzen bleibt er wohl ein überzeugter Anhänger des Analogen, des Eingefleischten und des Bewährten - zumindest, was das Theater angeht. "Wir Menschen möchten wieder mehr Handfestes. Das Theater ist echt, live - es ist einmalig", sagt Kübrich. Gerade diese Flüchtigkeit, die Tatsache, dass die Aufführung einer Inszenierung an einem Abend niemals identisch ist mit der darauffolgenden, reizt den Theaterleiter. Die andere Sache, die er am Geist des Theaters besonders schätzt, ist die Arbeit im Team. "Ein Stück ist ein Werk, das Menschen nur gemeinsam schaffen können", schwärmt er.

Gagliardi, so etwas wie Kübrichs rechte Hand, kündigt eine neue "Spielplanpolitik" an. Sie redet von einer Erweiterung des Angebots, von einem Ausbau der Bühne 2, von mehr experimentellen Formaten. Geplant sind Projekte wie das Hörtheater. Am 13. April zeigt Gagliardi mit dem Live-Hörspiel "Sherlock Holmes", wie sie sich die Kombination aus Schauspiel und Klang vorstellt. Ebenso am Herzen liegt dem Team das Kindertheater. "Piraten in der Rumpelkammer" erfreue sich zwar leider noch nicht großer Nachfrage, sagt Gagliardi. "Aber wir geben nicht auf." Als nächstes erarbeiten die Theatermacher eine Version von "Schneewittchen", mit Musik von Gagliardi und Texten von Kübrich. "Wir wollen uns da verselbstständigen." Kleinere Formate sollen auch jungen Schauspielern und Musikern mehr Chancen geben, Bühnenerfahrung zu sammeln.

Erwartet das Roßstall eine Neugeburt? Nein, das nicht. Schließlich sind Kübrich und sein Team in Germering keine Neulinge. "Aber so etwas wie eine Neuerung ist es schon", Gagliardi. In nächster Zeit werde das Augenmerk der Fünf besonders darauf liegen, was wie beim Publikum ankommt. Und wer fürs Zuschauen noch gewonnen werden kann. "Das Roßstall braucht schon ein bisschen eine Verjüngung", so Gagliardi. Auf Vereinsseite bleibt allerdings vorerst alles gleich. Helmut Henner, langjähriger Vorsitzender des Freundeskreises Germeringer Bürger, sorgt für die Organisation und die Finanzen. Sein Stellvertreter heißt im Hintergrund weiterhin: Willi Hörmann.

© SZ vom 07.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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