Theater:Bairisch renitent

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Acht Mitglieder des Vereins stehen bei der aktuellen Inszenierung auf der Bühne, einige weitere kümmern sich im Hintergrund um den Ablauf. (Foto: Veranstalter)

Brucker Brett'l zeigt Stück über zwei Tote auf dem Weg in den Himmel

Von Julia Abspacher, Fürstenfeldbruck

Wenn ein Bayer in den Himmel kommt, scheint das nie so ganz reibungslos abzulaufen. So wie der Brandner Kaspar und der Engel Aloisius in den berühmten Filmen versuchen, denen da oben ein Schnippchen zu schlagen, steht auch der frisch verstorbene Polizeibeamte Stelzl der himmlischen Gesellschaft eher skeptisch gegenüber. Der ist die Hauptperson im Frühjahrsstück "Da Himme wart net" des Brucker Brett'ls, welches am Freitag, 16. März, Premiere feiert.

Anders als die vielen literarischen Bayern, die die Himmelspforten schon überschritten haben, sitzt Stelzl noch im Wartezimmer zum Paradies. Bevor er eintreten darf, muss er erst die Prüfung zum Schutzengel bestehen und wird hierfür wieder auf die Erde zurück beordert, um einen Verstorbenen abzuholen und in den Himmel zu geleiten. Da aber auch dieser so gar nicht begeistert von der Idee ist, die irdischen Gefilde zu verlassen und dort noch viel zu viel zu regeln hat, erweist sich die Aufgabe für den Protagonisten als schwieriger als gedacht. Am dringendsten beschäftigen den Verblichenen dabei die Erbschleicher, die er mit aller Macht von seinem Hab und Gut fernhalten will.

Soweit ist das Motiv des Menschen, der noch nicht in den Himmel mag und des Engels, dessen Aufgabe es ist, diesen Unwilligen doch noch ins Paradies zu bringen, altbekannt. Das Stück aus dem Jahr 2012 verarbeitet das Thema jedoch auf seine ganz eigene Weise. Regisseurin Monika Märk hatte das Werk vergangenes Jahr auf einer anderen Bühne gesehen und bei der Themenfindung als das diesjährige Frühjahrsstück des Brucker Brett'l vorgeschlagen. Was sie und die anderen Vorstandsmitglieder, welche die Auswahl treffen, überzeugte, waren die vielen gefühlvollen Nuancen des Stücks, das sowohl bayerisch lustig als auch anspruchsvoll und zum Nachdenken anregend ist. So bezieht sich die Bezeichnung "geist-reich", die sich auf der Webseite des Ensembles findet, nicht etwa auf den Kirschgeist, der dem Boandlkramer im "Brandner Kaspar" zum Verhängnis wird, sondern auf zwei Geister von Verstorbenen. Diese stehen das gesamte Stück über auf der Bühne, aber begleiten das Geschehen doch nur passiv, denn die Lebenden können diese beiden Geister nicht wahrnehmen. Diese Konstellation gibt dem Stück seinen besonderen Reiz und sorgt für Gänsehautmomente, für die Schauspieler ist sie aber eine Herausforderung. Sie dürfen ihre Kollegen nicht ansprechen und ansehen, müssen gleichsam an ihnen vorbei spielen und die Geister vollkommen ignorieren.

Die achtköpfige Auswahl des Ensembles, die von diesem Wochenende an auf der Bühne steht, probt seit Anfang Januar für "Da Himme wart net", im Hintergrund kümmern sich weitere Vereinsmitglieder ebenso lang um Bühnenbild und Maske. "Ich denke, wir haben mit diesem Stück eine gute Mischung gefunden zwischen bayerischem Volkstum und Boulevardkomödie", findet Heike Limmer vom Brucker Brett'l.

Insgesamt 15 mal wird das Werk aufgeführt, die nächsten sechs Wochenenden jeweils freitags und samstags von 20 Uhr an, sonntags 19 Uhr. Über das Osterwochenende wird pausiert. Einlass in die Biburger Brett'l-Scheune beim Steffelwirt (Dorfstraße 7) ist jeweils eineinhalb Stunden vor Vorstellungsbeginn. Karten gibt es auf der Website des Theaters unter www.bruckerbrettl.de oder telefonisch unter 0176/64 62 27 82

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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