Tafeln:Zunehmend irrational

"Zuteilung nach dem Alphabet" (7. März)

Arme (niedrig Entlohnte) lassen sich gegen noch Ärmere ("Hartzer") ausspielen. Ali rempelt bei der Tafel Oma Frieda weg, untätige Regierende kritisieren die tätigen Ehrenamtlichen und nun gehen auch noch Rettende gegen Rettende los, wettern Tafeln gegen Tafeln. In der zunehmenden Irrationalität und Emotionalität, im Verteilungsneid und -kampf zeigt sich die demokratiegefährdende Spaltung der Gesellschaft. Die Essener Tafel hilft nach wie vor mehr als 70 Prozent ausländischen Bettelarmen; dem verzweifelten Helfer eine "braune Gesinnung" zu unterstellen, ist irrational. Tatsache ist: Die Tafeln haben nicht mehr genug, um alle Hungrigen zu versorgen. Die Not wird zu groß. Betroffene, HelferInnen, ArmutsexpertInnen und Medien: Alle müssen darauf dringen, dass Bedürftige nicht mehr von Amts wegen an die Restetische für Arme verwiesen werden, sondern dass die Volks(ver)treter sich darauf besinnen, dass ein menschenwürdiges Existenzminimum Grundrecht ist und keine Gnade. An den Tafeln stehen RentnerInnen, alleinerziehende Mütter, Kinder, die noch nicht arbeiten können, und Flüchtlinge, denen das Arbeiten verboten ist.

Weg mit der mittelalterlichen Bettelarmut im stinkreichen Deutschland! Löhne rauf, Renten rauf, Hartz-IV-Sätze rauf!

Bettina Kenter, Germering

© SZ vom 14.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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